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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Firmenchef heißt Lanham.«
    »Merkwürdiger Name für einen Esten.«
    »Aber nicht ungewöhnlich für einen Amerikaner.«
    Ein Amerikaner? Belknap kniff die Augen zusammen.
    »Ich denke, Sie werden feststellen, dass Ihr Bedarf gedeckt werden kann«, fuhr Pärt fort. »Wir sind nur ein Teich. Aber manche unserer Fische sind beachtlich groß.«
    »Eindrucksvoll, Ihr teures Heimatland«, sagte Belknap frostig. »Soll ich Lanham einen schönen Gruß von Ihnen ausrichten?««
    Der stellvertretende Minister schien sich plötzlich unbehaglich zu fühlen. »Enge Beziehungen funktionieren oft mit Armeslänge Abstand am besten«, behauptete er. »Lassen Sie mich eines ganz klar sagen. Dies ist niemand, dem ich je begegnet bin.« Er hielt sich steif, als unterdrücke er einen Schauder. »Das würde ich auch gar nicht wollen.«

Kapitel achtzehn
    Obwohl Tallinns Bankenviertel in den Reiseführern kaum erwähnt wurde, hielten viele es für das authentische Herz der Stadt. Wiederum im Herzen des Geschäftsbezirks stand das Gebäude, in dem die Firma Estotek ihre Büros hatte: ein mit Spiegelglas verkleidetes zwanzigstöckiges Verwaltungsgebäude. Es war eineinhalb Kilometer von der Altstadt, aber nur einen Straßenblock von heutigen Wahrzeichen wie dem Reval Olümpia und dem Stockmann Shopping Center entfernt, von dem Coca-Cola Plaza Cinema und dem neonbeleuchteten Hollywood Nightclub ganz zu schweigen. Dieser Bezirk war kurz gesagt eine City, die wie jede andere City aussah – und garantierte, dass Geschäftsleute sich dort wohlfühlten.
    Kleine und große Restaurants, Hotels und Bars warben mit Internetzugang über WLAN . Wir sind modern, genau wie ihr, lautete die Botschaft, die jedoch mit einem Anklang von Verzweiflung verkündet wurde, der ihre Glaubwürdigkeit beeinträchtigte. Um diese Zeit war der Bonnie and Clyde Nightclub – wie Belknap feststellte, gehörte es zu den hiesigen Eigenarten, dass Nachtlokale sich weiter hartnäckig »Nightclubs« nannten – schon hell beleuchtet. Gleich neben dem höchsten Hotel hatte sich eine VW- und Audi-Vertretung etabliert: Die Einheimischen waren zweifellos stolz darauf, mitten in ihrem Bankenviertel eine Art Einkaufspassage zu haben.
    Das Gebäude war kastenförmig und dunkel; seine Fassaden waren mit einem weiß emaillierten Stahlrahmen eingefasst. Es hätte aus einer von fünfhundert Großstädten auf dem Luftweg hergebracht worden sein können und dann ebenso gut zwischen
die anderen gepasst. Belknap stieg aus seinem Taxi und machte einen kleinen Rundgang zu Fuß. Für den Fall, dass ihn jemand beobachtete, ging er leicht schwankend; so würde er wie ein angetrunkener Geschäftsmann auf der Suche nach seinem Hotel aussehen.
    Es war Gennadi Tschakwetadse gewesen, der die Adresse für ihn ausfindig gemacht hatte. Auch im Ruhestand besaß er noch ausgezeichnete Verbindungen und hatte mehrere Male diskret mit Freunden beim Registergericht und in der Stadtverwaltung telefoniert.
    Der wahre Zweck dieses Unternehmens ist sehr sorgfältig getarnt, hatte Andrus Pärt gesagt, und das war keine Übertreibung gewesen. Die Firma Estotek erwies sich als estnisches Unternehmen, das zugleich als Offshore-Unternehmen eingetragen war; registriert waren nur seine inländischen Aktiva, die verschwindend gering waren. Estotek war nicht unternehmerisch tätig und besaß kaum Vermögenswerte; die Firma hatte gemietete Geschäftsräume im zehnten Stock eines Bürogebäudes im Bankenviertel, zahlte pünktlich ihre Steuern und Abgaben und war ansonsten ein Phantom. Sie war kurz gesagt eine Scheinfirma, deren Konstruktion nicht erforderte, dass sie die Aktivitäten ihrer Offshore-Töchter offenlegte.
    Diese Tatsache hatte Belknap verblüfft. »Müssen sie nicht wenigstens den Firmeninhaber, die Mitglieder der Geschäftsleitung benennen?«
    Der Russe hatte sich über seine Frage amüsiert. »In der zivilisierten Welt vielleicht. Aber in Estland haben die Oligarchen das Wirtschaftsrecht auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Also pass auf: Als Firmeninhaber ist keine natürliche Person, sondern eine andere Firma eingetragen. Und wer ist wiederum deren Inhaber? Eine berechtigte Frage. Zweckmäßigerweise die Firma Estotek. Wie ein Vexierbild von C. M. Escher, nicht wahr? Und in Estland völlig legal.« Der pensionierte KGB-Mann schmunzelte.
Das betrügerische Grundmuster der menschlichen Gesellschaft war für ihn ein Quell steter Heiterkeit.
    Belknap klappte den Kragen seines Jacketts hoch, denn ein

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