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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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sich die
Landkarte an. Die HIV-Rate im Senegal gehört zu den niedrigsten in ganz Afrika südlich der Sahara. Das Land ist zu zweiundneunzig Prozent muslimisch. Sehen Sie sich zum Vergleich seinen Nachbarn Guinea-Bissau an, das fünfzig Prozent weniger Muslime hat – und dafür eine fünfmal höhere HIV-Rate. Steinigt ruhig weiter, sage ich.«
    »Sonst noch etwas aus diesem Sektor?«, fragte Bancroft.
    Burgess ging eine Liste auf seinem Monitor durch. »Okay, was ist mit dem nigerianischen Minister für Bergbau und Energie? Blockiert er nicht wichtige Umweltschutzmaßnahmen?«
    »Das ist verworfen worden, wissen Sie das nicht mehr?« Gina Tracy wirkte irritiert. »Zu viele Nebenwirkungen. Darüber haben wir bereits diskutiert.«
    »Erzählt mir kurz, wie das gelaufen ist«, sagte Collingwood. »Ich habe den ganzen Vormittag mit den Computerleuten zusammengesessen.«
    »Eine kurze Zusammenfassung? Okay, ich schildere den Fall in großen Zügen.« Burgess machte eine Pause, um seine Gedanken zu sammeln. »Erstens steht Minister Okwendo zu sehr im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Zweitens dürfte er durch Finanzminister Mahamadou ersetzt werden. Das wäre in Ordnung, aber die Frage ist: Wer würde Mahamadou ersetzen? Würde Sannu sein Nachfolger, wäre alles in Ordnung. Ebenso wahrscheinlich ist leider, dass Senyi an seine Stelle träte. Und das würde letztlich alles viel schlimmer machen. Statt den Minister für Bergbau und Energie auszuschalten, wäre es besser, seinen Stellvertreter Diori zu liquidieren. Unseren Erkenntnissen nach ist Dioris Nummer zwo ein verhältnismäßig harmloser Typ: Sein Vater war ein Kleptokrat, aber eben deshalb ist sein Sohn nicht in der Regierung, um noch mehr Geld einzusacken.«
    »Interessant«, meinte Dr. Bancroft nachdenklich. »Diori scheint also die strategisch richtige Wahl zu sein. Aber wir dürfen nicht vergessen, das zweite Wissenschaftlerteam zu befragen,
um zu hören, ob die Annahmen übereinstimmen. Wie wir aus leidvoller Erfahrung wissen, ist ein unabhängiges Urteil immer wertvoll.« Der Blick, mit dem er Liebman musterte, sprach von gemeinsam durchlebter Vergangenheit.
    »Eine neue Modellberechnung würde einige Tage dauern«, sagte Burgess warnend.
    »Ein Land wie Niger mit einer verhältnismäßig sehr kleinen herrschenden Elite ist extrem empfindlich gegenüber winzigen Impulsen. Wir wollen uns später keine Vorwürfe machen müssen.«
    »Sehr einverstanden«, sagte Liebman, indem er seine leberfleckigen Hände unter dem Kinn aneinanderlegte.
    »Also gut.« Bancroft warf Burgess einen bedeutungsschweren Blick zu.
    »Wie kommt übrigens die Eingliederung des Ansari-Netzwerks voran?«, wollte Liebman wissen. »Nach all dem Aufwand, mit dem wir seine Übernahme betrieben haben, kann ich nur hoffen, dass es sich als wertvoll erweist.«
    »Soll das ein Witz sein? Die Übernahme beginnt sich als weiterer Geniestreich Pauls zu erweisen«, sagte Collingwood. »Wie bei einer Firmenübernahme wird die vollständige Integration noch eine Weile dauern. Aber wir haben allen Grund zu der Annahme, dass wir dadurch sehr wertvolle Informationen über die Kunden des Netzwerks erhalten werden. Und Wissen ist …«
    »Gibt uns die Macht, Gutes zu bewirken«, warf Bancroft ein. »Was wir erfahren, dient alles zur Förderung des übergeordneten Zwecks.«
    »Unbedingt«, sagte Collingwood nachdrücklich nickend. »Auf der Welt gibt es Waffen im Überfluss. Im Augenblick gehen sie an den höchsten Bieter. Noch schlimmer ist’s, wenn gleichhohe Gebote abgegeben werden, sodass zuletzt beide Parteien eines Bürgerkriegs bis an die Zähne bewaffnet sind. Das haben wir dreißig Jahre lang in Angola erlebt. Völlig irrational.
Jetzt können wir die Staaten und Fraktionen aufrüsten, deren Sieg wünschenswert ist. So lassen sich Provinzen befrieden, die jahrzehntelang im Elend gelebt haben, weil sie nur genug Waffen kaufen konnten, um Krieg zu führen, aber nicht genug, um zu siegen.«
    »Unsere geopolitischen Analysen sprechen eine deutliche Sprache«, warf Bancroft ein. »In Bürgerkriegen, die nicht mit dem Ziel geführt werden, die andere Seite auszurotten, ist aus humanitärer Sicht fast immer ein rascher, deutlicher Sieg einer Kriegspartei einem endlos verlängerten Konflikt vorzuziehen.«
    »Welche Seite das ist, spielt fast keine Rolle. Nachträgliche Schuldvorwürfe und Aggressionen – der ganze Ihr-habt-angefangen-Scheiß  – sind ein großer Fehler. Heutzutage können wir die

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