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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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wehrte der Minister tadelnd ab.
    »Das war keine Ironie. Nur Ungeduld. Können wir zum Geschäftlichen kommen?« Um niemanden zu stören, sprach Belknap nur murmelnd.
    Der stellvertretende Minister nickte, dann wies er mit einer Kopfbewegung auf einen Nebenraum des Saals. Dort konnten sie miteinander reden, ohne gesehen zu werden.
    »Sie müssen mein Zögern entschuldigen«, sagte der Este. »Alles ist so plötzlich gekommen. Und es ist irregulär.«
    »Genau wie für uns«, sagte Belknap. Der Minister zierte sich noch immer; es wurde Zeit, den Druck kräftig zu erhöhen. »Ich scheine Ihnen mehr Unannehmlichkeiten bereitet zu haben, als ich vorausgesehen habe. Uns stehen weitere Beschaffungswege offen, die wir vielleicht erkunden sollten. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben.« Eine knappe Verbeugung.
    »Sie verstehen mich falsch«, sagte Pärt etwas nachdrücklicher, ohne in Panik zu geraten. Er war sich darüber im Klaren, dass der Grinnell-Manager nur tat, was alle Geschäftsleute taten: Er drohte mit dem Abbruch der Verhandlungen, um ihren Abschluss zu beschleunigen. »Ich wäre Ihnen gern behilflich. Das könnte ich wahrscheinlich sogar.«
    »Ihre Beherrschung des Konjunktivs ist bewundernswert«, sagte Belknap halblaut und mit unterschwelligem Tadel in der Stimme. »Aber ich fürchte, dass wir hier beide unsere Zeit vergeuden.« Jetzt musst du mich zurückgewinnen, lautete der unausgesprochene Untertitel.
    »Vorhin haben Sie von Vertrauen und unbedingter Diskretion gesprochen, Roger. Sie haben erwähnt, dass beides in Ihrer Branche unerlässlich ist. Genauso ist Vorsicht in meinem Fach unerlässlich. In diesem Punkt müssen Sie nachsichtig mit mir sein. Wer weiß, vielleicht sind Sie mir später einmal dankbar dafür.«
    Aus dem Bankettsaal kamen in dreigeteilter Harmonie die Worte von Ewig mög er segnen und beschützen / O gütig, alle deine Taten …
    »Vielleicht müssen wir beide gewisse Abstriche machen, was die Befolgung unserer hehren Prinzipien betrifft. Sie haben nach unseren gewöhnlichen Lieferanten gefragt. Ich bin davon überzeugt, dass ein Mann von Welt wie Sie versteht, dass es in dieser Branche ebensolche Umwälzungen geben kann wie in jeder anderen. Sie haben bestimmt von Chalil Ansaris Tod gehört.« Belknap
behielt den Esten scharf im Auge, als er diesen Namen aussprach. »Sie verstehen sicher, dass etablierte Vertriebswege gekappt werden können, während neue sich auftun.«
    Andrus Pärts Miene ließ erkennen, wie unbehaglich ihm zumute war; er wusste genug, um zu erkennen, dass man das von Belknap angeschnittene Thema nicht einfach locker besprach – jedenfalls kein Berufspolitiker wie er. Als solcher musste er tief genug graben, um seine Annahmen bestätigt zu finden, aber nicht so tief, dass er sich die Hände schmutzig machte. In diese Richtung gingen seine Überlegungen zweifellos.
    Belknap wog jedes Wort ab. »Ich weiß, dass Sie ein Mann von Geschmack sind. Wie ich höre, ist Ihr Landhaus in Paslepa sehr sehenswert.«
    »Es ist ein bescheidenes Häuschen, aber meiner Frau gefällt es.«
    »Vielleicht gefällt es ihr doppelt so gut, wenn Sie ihr ein doppelt so großes Landhaus kaufen.«
    Ein langer, sehnsüchtiger Blick. Der Mann wurde durch Geldgier und Unsicherheit in ganz verschiedene Richtungen gezogen.
    »Oder vielleicht auch nicht.« Ein weiterer kräftiger Ruck an der Angelschnur, damit der Haken festsaß. »Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu reden. Aber vielleicht wird’s doch Zeit, dass ich mich anderswo umsehe. Wie Sie mich … gewarnt haben, ist Estland sehr klein. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, wollten Sie damit andeuten, dass große Fische selten in kleinen Teichen anzutreffen sind.« Wieder eine knappe Verbeugung, nur ging Belknap diesmal tatsächlich in Richtung Tür davon, durch die der machtvolle Schlusschor von Mein teures Heimatland! hereindrang.
    Nach kurzer Pause brandete herzlicher Beifall auf, der stärker hätte sein können, wären nicht so viele Gäste behindert gewesen, weil sie Gläser, Servietten oder Kanapees in der Hand hielten.
    Eine Hand auf Belknaps Schulter, ein Flüstern in seinem Ohr. »Estotek«, sagte der Este. »In der Ravala Puiestee.«
    »Das hätte ich auch von der Telefonauskunft erfahren können.«
    »Glauben Sie mir, der wahre Zweck dieses Unternehmens ist sehr sorgfältig getarnt. Ich habe Ihr Wort, dass Sie mit keinem Menschen darüber sprechen werden.«
    »Natürlich«, sagte Belknap.
    »Der

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