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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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GENESIS.

Kapitel einundzwanzig
    Großer Gott! War Jared Rineharts Auftauchen ein Trick gewesen, um ihn abzulenken, während die Entführung in Gang gesetzt wurde? Belknaps Entsetzen verwandelte sich in Zorn – in Wut auf sich selbst. Er hatte zugelassen, dass ihr das zustieß. Aber sein eigener Schmerz, seine eigenen lähmenden Schuldgefühle waren etwas, das er sich nicht leisten durfte … das sie sich nicht leisten konnte.
    Denk nach, verdammt noch mal! Er musste nachdenken.
    Die Entführung konnte nicht lange zurückliegen – folglich zählte jeder Augenblick. Das war eine elementare Rechnung: Je mehr Zeit nach einer Entführung verging, desto mehr sanken die Chancen auf eine Befreiung.
    Zypern hatte jahrzehntelang unter Kämpfen und Feindseligkeit, unter Konflikten, Korruption und Intrigen zu leiden gehabt. Trotzdem war und blieb es eine Insel. Diese Tatsache, das fühlte er, war entscheidend. Andreas Entführer mussten sie als Allererstes von der Insel schaffen. Larnaka war nicht der belebteste zyprische Hafen, aber zur Stadt gehörte ein Flughafen mit dem höchsten Verkehrsaufkommen der Insel. Was würdest du tun? Belknap setzte die stahlharten Finger seiner gespreizten Hände an den Kopf und zwang sich dazu, zu denken, wie sie gedacht haben mussten. Schnelligkeit war entscheidend: Also würden sie Andrea mit einem Flugzeug außer Landes bringen. Er holte tief Luft. Trotz Modergeruch und abgestandenem Zigarettenrauch war der Zitrus- und Bergamotteduft ihres Eau de Toilettes noch deutlich wahrnehmbar. Sie musste bis vor Kurzem in diesem Zimmer gewesen sein. Sie war noch auf Zypern. Er
musste aufgrund einer schlüssigen Vermutung handeln, musste ihre Spur so rasch verfolgen, wie er nur konnte.
    Er blinzelte, dann wusste er’s plötzlich. Der weiße Sky-Café- Kastenwagen war fehl am Platz gewesen. Bordverpflegung für Linienflüge wurde immer morgens angeliefert, bevor die ersten Maschinen starteten. Trotzdem war dieser Wagen mitten am Nachmittag zum Flughafen unterwegs gewesen. Das war ebenso verkehrt gewesen wie ein FedEx-Mann, der nachmittags Sendungen zustellte. Belknap wusste noch, wie seine Kopfhaut gekribbelt hatte, weil sein Unterbewusstsein diese Anomalie registriert hatte. Jetzt stach Angst ihn wie mit tausend Nadeln.
    Andrea ist in diesem Wagen gewesen.
    Der Larnaka International Airport lag nur wenige Kilometer westlich der Stadt. Er musste zusehen, wie er schnellstens hinkam. Sekunden konnten entscheidend sein. Er durfte keinen Augenblick verlieren.
    Belknap hetzte die Treppe hinunter, nahm jeweils drei bis vier Stufen im Sprung und rannte durch die menschenleere Hotelhalle. Der Mann in dem Elektrorollstuhl war wie erwartet verschwunden. Er sprang in seinen Land Rover und ließ den Motor an, noch bevor er die Fahrertür zugeknallt hatte. Mit quietschenden Reifen fuhr er auf die Straße zum Flughafen hinaus, ignorierte die Geschwindigkeitsbegrenzung auf achtzig Stundenkilometer und schlängelte sich zwischen langsameren Fahrzeugen hindurch. Im Vergleich zu den Linienmaschinen waren auf dem Flughafen Larnaka prozentual mehr Privatjets stationiert als sonst wo auf der Welt. Diese Tatsache sagte Belknap alles, was er wissen musste. Er raste an einer weitläufigen Meerwasser-Entsalzungsanlage mit blauen Tanks und weißen Rohrleitungen vorbei, folgte der Flughafenausfahrt und sah wenige Minuten später das Abfertigungsgebäude – ein hoher Kasten aus Glas und sandfarbenem Stein, an dessen Fassade in klobiger Schrift LARNAKA AIRPORT stand – vor sich aufragen.
    Von den drei Terminals aus verkehrten dreißig internationale Fluggesellschaften und dreißig Charterfluglinien, die Belknap jedoch alle nicht interessierten. Er musste an den Hauptgebäuden vorbeifahren, um das vierte Terminal zu erreichen. Jetzt hielt er schleudernd vor dem kleineren Gebäude und rannte hinein. Der Fußboden bestand aus polierten Kunststeinfliesen in Beige und Korallenrot, aber die Gummisohlen seiner Mokassins erwiesen sich als rutschfest, als er an den üblichen Duty-free-Shops vorbeistürmte, in denen in kaltem Neonlicht glitzernde Pyramiden aus Spirituosen aufgebaut waren. Er flitzte um Säulen, die mit kleinen blauen Fliesenquadraten verkleidet waren. Das Terminal verschwamm zu einem Gewirr aus Check-in-Schaltern, Flugsteigen und lustlosen Sicherheitsleuten, die unaufgeregt tadelnde Laute von sich gaben, weil ein Mann, der wie verrückt herumrannte, ein Fluggast sein musste, der Angst hatte, seine Maschine zu

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