glauben«, sagte der Senator, »irren Sie sich gewaltig.«
»Sie verwechseln Katz und Maus«, fügte Sutton hinzu. »Genesis ist Bancrofts Todfeind.«
Belknap zögerte unschlüssig. »Sie wissen von der Gruppe Theta?« Er war desorientiert, hatte den Faden verloren.
»Von der wissen Sie also auch«, sagte der Senator nach einer Pause. »Das Bild, das wir haben, ist noch vorläufig. Aber Genesis sammelt Informationen. In einigen Tagen müssten wir genug Material haben, um unser weiteres Vorgehen planen zu können.«
»Gegen eine so mächtige und angesehene Einrichtung wie die Bancroft-Stiftung geht man nicht vor«, warf Sutton ein, »ohne Patronengurte über beiden Schultern zu haben.«
»Ja, ich verstehe.«
»Freut mich, dass das einer von uns tut«, sagte Senator Kirk.
Danach herrschte wieder kurzes Schweigen. Beide Seiten versuchten, möglichst wenig preiszugeben und andererseits möglichst viel zu erfahren. Daraus ergab sich ein labiles Gleichgewicht.
»Diese E-Mails lassen sich nicht zurückverfolgen, sagen Sie«, begann Belknap.
Sutton ergriff wieder das Wort. »Allerdings nicht! Und erzählen Sie uns bitte nichts von Fangschaltungen und dergleichen – glauben Sie mir, damit haben wir uns schon befasst. Jede Mail geht durch einen Anonymisierer … einen dieser speziellen Server, die alle Identifizierungscodes, alle ISP-Ziffern und so weiter entfernen. So ist’s unmöglich, sie weiter zurückzuverfolgen. Das haben uns erstklassige Fachleute versichert.«
»Zeigen Sie mir eine«, sagte Belknap nur.
»Was soll ich Ihnen zeigen? Eine E-Mail von Genesis?« Der Stabschef zuckte mit den Schultern. »Ich drucke Ihnen ein Beispiel aus, klar. Aber das hilft Ihnen nicht im Geringsten weiter.« Er stand auf, trat an den PC auf dem Schreibtisch des Senators,
gab ein Passwort ein und erteilte einige kurze Tastenbefehle. Eine halbe Minute später schnurrte ein einzelnes Blatt Papier aus dem Laserdrucker neben dem Schreibtisch. Sutton gab es dem Agenten.
Belknap starrte das fast leere Blatt an.
1.222.3.01.2.33.04
105.ATM2-0.XR2.NYC1.ALTER.NET (146.188.177.158)
164 ms 123 ms 142 ms
An:
[email protected]Von: genesis
Informationen über Finanzgebaren der bewussten Org. folgen
bis Ende der Woche.
GENESIS
»Kein sehr redseliger Zeitgenosse«, meinte Belknap nüchtern.
»Schon mal von SMTP gehört?«, fragte Sutton. »Ich bisher auch nicht, bevor diese Mails gekommen sind. Aber ich habe einiges dazugelernt.«
»Ich leider nicht«, sagte der Senator lächelnd. Er trat ans Fenster, während Sutton sich gewichtig räusperte.
»Das Ganze funktioniert wie der E-Mail-Postdienst«, führte der korpulente Stabschef aus. »Oder wie eine vergleichbare Software. Normalerweise ist immer die Absenderadresse angegeben. Aber in diesem Fall ist die Mail von einem Anonymisierer in der Karibik weitergeleitet worden, und das ist das Ende der Geschichte. Wie ist die Mail zu diesem anonymen Server gelangt? Das weiß kein Mensch. Sie könnten diese Zahlen unter ein Elektronenmikroskop legen. Spielt keine Rolle. Dies ist das am wenigsten informative Stück Papier, das Sie jemals in der Hand halten werden.«
Belknap faltete es zusammen und steckte es ein. »Dann haben Sie sicher nichts dagegen, wenn ich es mitnehme.«
»Eine Geste unseres guten Willens«, sagte Sutton. »Ihre Freimütigkeit hat uns bewegt. Oder Ihre Verzweiflung. Nennen wir’s mal so.« Aber das war nicht alles; Belknap wusste genau, dass Sutton ihren Informanten fast ebenso dringend finden wollte wie er selbst.
Belknap wandte sich an Senator Kirk. »Darf ich Sie etwas fragen? Wie sind Sie eigentlich darauf gekommen? Auf die Kirk-Kommission, meine ich. Das Ganze ist doch eine Heidenarbeit. Was haben Sie davon?«
»Nicht gerade das Abschiedsprojekt eines alternden Politikers, meinen Sie das?« Über Kirks müdes Gesicht huschte ein Lächeln. »Ja, ich bin ein regelrechter Cincinnatus aus South Bend, nicht wahr? Politiker reden immer davon, ihrem Land dienen zu wollen. Aber wir lügen nicht alle, zumindest nicht ständig. Der Kongress ist voller Leute, die miteinander konkurrieren. Sie sind hier, weil sie gern gewinnen, und sie siegen gern in aller Öffentlichkeit, und weil sie nicht mehr in der High School sind, müssen sie sich dazu etwas anderes einfallen lassen, als Schulsprecher oder Footballstar zu sein. Vom Temperament her sind sie ungeduldig und nicht bereit, zehn bis fünfzehn Jahre lang den Kopf einzuziehen, um in Justiz oder Finanzwelt ganz nach