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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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standhielt: Er wollte nicht schwach erscheinen, indem er zurückwich. Belknap war jetzt bis auf kaum einen halben Meter an ihn herangekommen.
    »Ich habe gefragt: ›Wo liegt das Problem?‹« Belknap wiederholte seine sinnlose höhnische Frage mit leicht zurückgenommenem Oberkörper und vorgestreckten Hüften – ein Muster an überheblicher Empörung. Die Pistole des anderen – eine großkalibrige Beretta Cougar – bohrte sich jetzt in Belknaps Waschbrettbauch. Sie hatte das Magazin mit 18 Patronen, das wusste er, denn unten ragte es über einen Zentimeter aus dem Griff heraus. Der Mann in dem braunen Anzug konnte ihn jederzeit erschießen. Aber Belknap hatte ihm keinen Grund dafür gegeben  – und das 9-mm-Geschoss hätte vermutlich auch den Rothaarigen getroffen.
    Ein sich rasch schließendes Fenster aus relativer Sicherheit. Jetzt! Belknap winkelte die Hüften an und knallte seine Stirn ins Gesicht des Mannes, dem er dabei den Nasensattel zertrümmerte. Wie er wusste, war das Gehirn nur durch einen dünnen, siebartigen Schädelknochen von den Nasenhöhlen getrennt; dieser gewaltige Schlag musste sich durchs Siebbein in die harte Hirnhaut fortgepflanzt haben.
    »O nein, so nicht!«, brüllte der Rothaarige, als der Mann in dem braunen Anzug zusammenbrach. Belknap hörte das snick-snick, mit dem eine Pistole durchgeladen wurde.
    Die nächsten drei bis vier Sekunden würden ebenso wichtig sein wie die vorhergegangenen. Belknap sah eine klare Flüssigkeit auf der Oberlippe des Zusammengebrochenen und erkannte sie als Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit. Ab sofort würde ihn niemand mehr für harmlos halten; wehrlos zu erscheinen war keine Waffe mehr. Belknap sackte wie von einem unsichtbaren Schlag getroffen zusammen, fiel über den auf dem Boden Liegenden
und schnappte sich die Beretta aus seinen schlaffen Fingern. Während er sich zur Seite wälzte, zog er das Magazin der Cougar heraus und steckte es blitzschnell ein. Als er anschließend zu dem rothaarigen Bodybuilder aufsah, hielt er die Beretta in der Hand.
    Ein Unentschieden: zwei Männer mit schussbereiten Pistolen in der Hand. Belknap stand geschmeidig auf. »Ein mexikanisches Patt«, sagte er.
    Über die Augenzeugen im Foyer war erschrockenes Schweigen herabgesunken; die letzten fünf, sechs Sekunden hatten ihnen deutlich gemacht, dass dies mehr als nur eine kleine Störung war. Einem obskuren animalischen Instinkt folgend, versuchten Männer und Frauen, sich klein zu machen, oder erstarrten zur Bewegungslosigkeit.
    »Ihre Chancen können Sie sich selbst ausrechnen«, knurrte der rothaarige Agent.
    Zwölf Sekunden, dreizehn Sekunden, vierzehn Sekunden.
    Belknap sah zu einem Nationalgardisten hinüber, den er im Blickfeld hatte. »Verhaften Sie diesen Mann!«, rief er. Die Agenten waren im Einsatz, um die Zielperson zu identifizieren; die Nationalgardisten sollten sie festnehmen. Aber wen? Solange sie das nicht sicher wussten, waren ihre Sturmgewehre wertlos.
    »Sie haben recht«, sagte Belknap zu dem Agenten. »Haben Sie auch gute Reflexe? Hier, fangen Sie!« Er warf die Cougar dem muskelbepackten Rothaarigen zu – der genau so reagierte, wie Belknap erwartet hatte. Er ließ die Rechte mit der Pistole sinken, um mit der Linken die Beretta zu fangen. Eine eineinhalb Sekunden lange Chance. Belknaps Hand stieß wie eine Kobra zu, packte den langen Lauf der Pistole des Agenten und riss sie ihm aus der Hand. Die erbeutete Waffe – eine 9-mm-Glock – versteckte er sofort so unter seiner Tarnjacke, dass er weiter mit ihr schießen konnte.
    Der Rothaarige blinzelte. Er zielte leicht verunsichert mit der Cougar auf seinen Gegenüber. Belknap hatte ihm diese Pistole überlassen und sich dafür die Glock geschnappt – eigentlich unverständlich.
Der Mann war clever genug, um sich deswegen Sorgen zu machen.
    Belknap sprach leise, fast vertraulich. »Passen Sie jetzt sehr gut auf. Befolgen Sie meine Anweisungen genau, dann geschieht Ihnen nichts.«
    »Brauchen Sie ’ne Brille?«, fragte der Agent und bewegte seine Hand mit der Pistole. »Woll’n Sie unbedingt abgeknallt werden, Arschloch?«
    »Kommt Ihnen die Cougar nicht etwas zu leicht vor?« Belknap grinste flüchtig.
    Das gerötete Gesicht des Agenten wurde merklich blasser.
    »Na, haben Sie verstanden? Oder warten Sie noch auf einen Kommentar? Drücke ich jetzt ab, durchlöchert ein Stück Blei Ihren Oberkörper. Sie sehen die Mündung unter dem Jackenstoff; Sie sehen, worauf sie zielt. Wahrscheinlich

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