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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Straßenseite, nördlich der C Street. Im Süden ein durch die Maryland Avenue gebildeter keilförmiger Straßenblock. Nach Westen hin erstreckten sich Parks mit großen Hauptstadtbauten; nach Osten hin wurden die Bauten und Straßenblocks kleiner und weniger großartig, waren von Apartmentgebäuden und Läden durchsetzt. Wenn du jetzt eine Rakete umschnallen und davonfliegen könntest …
    Belknap dachte über andere Möglichkeiten nach: Konnte er eine Räumung des Gebäudes auslösen, indem er einen Feuermelder einschlug, telefonisch vor einer Bombe warnte oder einen Abfallkorb anzündete, um sich in der in Panik geratenen Menge zu verlieren? Aber das waren genau die Gegenmaßnahmen, auf die sie vorbereitet sein würden. Die Notausgänge würden von außen überwacht werden; ein spezielles Sicherheitsprotokoll würde alle Versuche abblocken, eine Räumung des Gebäudes zu veranlassen. Bevor es zu einer Evakuierung kam, würde das Sicherheitspersonal erst eigene Nachforschungen anstellen müssen.
    Allerdings war er nicht völlig unvorbereitet. Er machte kehrt, ging zur nächsten Herrentoilette zurück, schloss sich in einer WC-Kabine ein, klappte seinen Aktenkoffer auf und zog die mitgebrachte ordentlich zusammengelegte Uniform an. Seine bisherige Kleidung und die Schildpattbrille kamen in den Aktenkoffer. Beim Verlassen der Kabine trug er den Standard-Tarnanzug der Nationalgarde, ein in staatlichen Gebäuden vertrautes Bild. Jacke und Hose in grau-grün-beigem Tarnmuster waren echt; man hätte sehr genau hinsehen müssen, um zu erkennen, dass seine schwarzen Springerstiefel keine echten Kampfstiefel, sondern billigere, leichtere Imitate waren. Und sein Haar war für einen Sergeanten etwas zu lang, aber auch solche kleinen Unkorrektheiten würden nur wenige wahrnehmen.
    Nun musste er noch den Aktenkoffer entsorgen. In Zivil gehörte er zu seiner Tarnung, aber in Uniform konnte er unmöglich damit herumlaufen. Belknap verließ rasch die Kabine, achtete
darauf, sein Gesicht von den Spiegeln über den Waschbecken abzuwenden und blieb an dem großen, runden Abfallbehälter neben dem Ausgang stehen. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass er nicht beobachtet wurde, stopfte er den Aktenkoffer hinein und bedeckte ihn mit zusammengeknüllten braunen Papierhandtüchern. Dort würde er nicht so bald gefunden werden.
    Dann marschierte er den Korridor entlang: mit dem festen Schritt eines Mannes, der sich im Dienst befindet, ohne es besonders eilig zu haben. Er benützte die Westtreppe entlang der Brandmauer zum Dirksen Senate Office Building. Sie hatte nichts von der modernistischen Pracht der halbkreisförmigen Treppe aus dem Innenhof an sich, aber sie war breit, wie es die Brandschutzvorschriften verlangten. Im dritten Stock hielt ein weiterer Nationalgardist Wache: ein milchkaffeebrauner Schwarzer mit kahl geschorenem Kopf, der eine fortgeschrittene Glatze tarnen sollte. Der Mann hatte eine klobige Pistole am Koppel und trug sein Sturmgewehr – ein M16A2 mit Kunststoffkolben – an einem Schulterriemen. Belknap stellte fest, dass das Gewehr auf Feuerstöße eingestellt war: drei Schüsse bei jedem Abdrücken. Aus kurzer Entfernung würden drei Schüsse reichlich genügen.
    Belknap nickte dem Mann knapp zu und achtete darauf, seinen Blick offen zu erwidern, ohne ihn zu einem Gespräch aufzufordern, was katastrophal gewesen wäre. Impulsiv hakte er sein Handfunkgerät – ein bei der Army eingeführtes Modell – vom Koppel und sprach ins Leere.
    »Bin rasch durch den vierten gegangen, keine Spur von unserem Mann«, meldete Belknap in gelangweiltem, aber professionellem Tonfall. Er stellte fest, zu welcher Einheit der Wachposten gehörte, und sprach weiter: »Sind wir mit 171-B koordiniert? Ich habe das Gefühl, dass hier zu viele Leute eingesetzt werden. Wir treten uns gegenseitig auf die Füße.«
    Mach daraus, was du willst, dachte Belknap, als er weiter die Treppe hinunterging. Der letzte Treppenabschnitt, der ins Erdgeschoss hinabführte, war hinter einer breiten Stahltür mit Bügelgriff leicht erreichbar.
    Eine Brandschutztür. Nicht abgesperrt, aber mit einer Alarmanlage gesichert. Ein rechteckiges rot-weißes Schild verkündete: BRANDSCHUTZTÜR – GESCHLOSSEN HALTEN, NICHT VERSTELLEN. Und ein großes zweites Schild warnte: NUR NOTAUSGANG! ALARMGESICHERT.
    Verdammt! Frustration hämmerte in seiner Brust. Er machte kehrt und trat auf den anschließenden Korridor hinaus. Beim Entlanggehen zählte er drei,

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