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Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition)

Titel: Die Bancroft Strategie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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ihr Cousin gesagt, und als sie jetzt an ihre Mutter dachte, empfand sie kurzes Unbehagen. Aber was war, wenn er recht hatte?
     
    Todd Belknap fesselte Arme und Beine des Wachmanns mit Handschellen, schnitt ihm mit seinem Messer rasch die Kleidung vom Leib und kettete den Nackten an den schweren gusseisernen Stuhl. Erst dann machte er wieder Licht. Einen solchen Mann zu überwältigen, erforderte Geschwindigkeit und Lautlosigkeit, und diese Vorteile verflüchtigten sich rasch. Die Stahlfesseln waren nötig, um sie dauerhaft werden zu lassen.
    Im grellen Licht der Leuchtstoffröhren der Deckenbeleuchtung wirkte der dunkle Teint des Sitzenden aschfahl. Belknap trat vor ihn hin und beobachtete, wie seine Augen sich erst weiteten, bevor sie sich verengten, als er ihn wiedererkannte und daraus
seine Schlüsse zog. Der Mann, der sich Jussuf genannt hatte, war verwirrt und verzweifelt zugleich. Derselbe Eindringling, den er hier unten hatte foltern wollen, hatte die Folterkammer übernommen.
    Belknap seinerseits begutachtete die Gerätschaften an den Wänden des Verlieses. Manche dieser Apparate blieben rätselhaft; seine Fantasie reichte nicht aus, um sich vorzustellen, wie sie benützt werden könnten. Den Zweck anderer erkannte er, weil er einmal das Pusterla-Museum in Mailand mit seiner grausigen Sammlung mittelalterlicher Folterinstrumente besucht hatte.
    »Ihr Boss war anscheinend ein großer Sammler«, sagte Belknap.
    Auf dem Stuhl verzog der Tunesier sein hageres Gesicht zu einer trotzigen Grimasse. Belknap würde ihm unmissverständlich klarmachen müssen, wie weit er notfalls gehen würde. Die eigene Nacktheit, das wusste er, würde dem Gefangenen die Verwundbarkeit des Fleisches und so weiter vor Augen führen.
    »Wie ich sehe, haben Sie hier sogar eine Eiserne Jungfrau«, fuhr der Agent fort. »Eindrucksvoll.« Er trat an den sargähnlichen Behälter, der innen mit langen Stacheln besetzt war, die das Opfer langsam durchbohrten, wenn der Deckel geschlossen wurde. »Die Inquisition lebt. Aber Ihr ehemaliger Boss hat diese Geräte bestimmt nicht nur zusammengetragen, weil er vom Mittelalter fasziniert war. Überlegen Sie mal! Die Inquisition hat Jahrhunderte überdauert – und die Folter auch. Das bedeutet, dass ihre Methoden von Jahrzehnt zu Jahrzehnt verfeinert wurden. Die Folterknechte haben aus Erfahrung gelernt, auf den Schmerznerven eines Mannes wie auf einer gottverdammten Fiedel zuspielen. Ihre gesammelte Erfahrung war unglaublich. Mit dem, was wir heute wissen, gar nicht zu vergleichen. Diese Kunst ist teilweise verloren gegangen, fürchte ich. Aber nicht vollständig.«
    Der Sitzende spuckte vor ihm aus. »Von mir erfahren Sie nichts«, sagte er in seinem akzentgefärbten Englisch.
    »Aber Sie wissen noch gar nicht, was ich fragen werde«, antwortete Belknap. »Ich will Sie nur auffordern, eine Wahl zu treffen, sonst nichts. Eine ganz einfache Wahl. Ist das zu viel verlangt?«
    Der Wachmann funkelte ihn an, schwieg diesmal jedoch.
    Belknap zog die Schublade eines Mahagonischränkchens auf, nahm ein Gerät heraus und erkannte einen turcas , mit dem sich Fingernägel herausreißen ließen. Er legte es auf ein mit Leder bezogenes großes Tablett im Blickfeld des Gefangenen. Daneben reihte er eine Stahlpinzette, Daumenschrauben und ein keilförmiges Gerät auf, das dafür bestimmt war, Fingernägel von der Wurzel her abzustreifen. Eine während der Inquisition häufig angewandte Folter hatte daraus bestanden, die Finger- und Zehennägel so langsam wie möglich herauszureißen.
    Er präsentierte dem Gefangenen das Tablett mit den glänzenden Instrumenten und sagte nur zwei Wörter: »Wählen Sie!«
    Ein Schweißtropfen lief langsam über die Stirn des Mannes.
    »Dann treffe ich die Wahl für Sie. Ich denke, wir sollten klein anfangen.« Seine Stimme klang fast schmeichelnd, als er sich wieder auf den Regalen umsah. »Ah, ich weiß schon etwas – wie wär’s mit der Birne?«, fragte Belknap, als sein Blick auf ein eiförmiges, glattes Objekt fiel, aus dem an einem Ende wie ein Stiel eine lange Schraube ragte. Er hielt es seinem hartnäckig weiterschweigenden Gefangenen unter die Nase. La pera, eines der übelsten mittelalterlichen Folterwerkzeuge, war dafür bestimmt, in die Scheide oder den After eingeführt zu werden. Dann wurde die Schraube gedreht, worauf die Birne sich vergrößerte, während aus kleinen Löchern Stacheln austraten und die Leibeshöhle des Opfers langsam und schmerzhaft von innen

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