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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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näherte sich langsam der Tür.
    Sie legte ihr Ohr dagegen, konnte jedoch kein Geräusch hören. Sie versuchte niemanden zu verschrecken und klopfte leicht mit dem Knöchel dagegen. Immer noch nichts. »Hallo? Jemand zu Hause?« rief sie und schlug kräftiger dagegen. Erneut antwortete niemand.
    Sie griff in ihre Handtasche und holte ihr schwarzes Etui mit dem Set Dietriche heraus. Ein Zweig hinter ihr knackte, und die Tasche glitt von ihrer Schulter.
    »Alles okay?« fragte Noreen.
    Joey drehte sich herum und musterte die Büsche und Bäume am Weg. Dort war nichts. Jedenfalls soweit sie sehen konnte. Hinter einem dichten Hibiskusbusch knackte erneut ein Zweig. Joey stellte sich auf die Zehenspitzen, während sie sich fast den Hals verrenkte. Der Busch war zu groß. Sie streckte die Hand aus, schob die Zweige zur Seite, stieg über die flache Metallkette, die an dem Weg entlangführte, und duckte sich ins Unterholz.
    »Ist alles in Ordnung?« wiederholte Noreen.
    Joey schlich lautlos unter einen Zweig, hockte sich hin und bückte sich in den Strauch, von dem das Geräusch gekommen war. Auf der gegenüberliegenden Seite war ein leises Trappeln zu hören. Da war jemand offenbar sehr unruhig. Joe senkte den Kopf auf die mit Mulch bedeckte Erde und versuchte etwas zu erkennen, aber der Hibiskus war einfach zu dicht. Ihr blieb nur den Weg außen herum.
    Sie griff in die Tasche und zog einen hochglanzpolierten Revolver heraus. Die Waffe ihres Vaters. Auf drei, Joey, sagte sie sich, während sie den Finger auf den Abzug legte. Uno … Dos …
    Sie stürzte aus dem Busch und lief um ihn herum zu dem anderen Ende. Dabei richtete sie die Waffe auf die Quelle des Lärms, auf den strahlend weißen Silberreiher, der aufgeregt mit den Flügeln schlug. Als Joey um die Ecke bog, flatterte der Vogel hoch, und sie stand allein da.
    »Was ist passiert?« fragte Noreen in ihrem Kopfhörer.
    Joey antwortete nicht, sondern schob die Waffe in ihre Tasche und sprang wieder auf den zementierten Weg vor dem Clubhaus.
    »Entschuldigen Sie, Madam …«, sprach sie jemand von hinten an. Es war eine männliche Stimme.
    Joey wandte sich überrascht um und sah sich einem jungen Mann mit ausgebleichtem blonden Haar gegenüber.
    »Tut mir leid, wenn ich Sie belästigen muß«, sagte Charlie und drückte mit der Hand auf seine aufgeplatzte Lippe. »Könnte ich mir Ihren Schlüssel für das Clubhaus borgen? Meine Oma hat ihren leider mit nach oben genommen.«

59. Kapitel
    Charlie starrte die rothaarige Frau an und wußte, daß irgendwas nicht in Ordnung war. Man könnte glauben, ich hätte sie nach dem Schlüssel für ihr Tagebuch gefragt.
    »Wa … was wollen Sie?« stammelte sie Frau.
    »Das Clubhaus.« Er deutete auf sein altes Versteck. »Ich wollte das Badezimmer benutzen.« Er bemühte sich, freundlich zu sein, und außerdem bemerkte er, daß die Frau mindestens fünfzig Jahre unter dem Durchschnittsalter der meisten Bewohner liegen mußte. »Es sei denn, natürlich«, fügte er hinzu, »daß Sie mich das Bad im Zimmer Ihrer Großmutter benutzen lassen.«
    »Das würde ihr bestimmt gefallen«, erwiderte die Frau und musterte Charlie von oben bis unten. Dann lächelte sie. Sie ist süß, dachte er. Etwas älter als er selbst zwar, aber dafür hatte sie rotes Haar, das glich es irgendwie aus.
    »Sie besuchen hier also auch Ihre Großeltern?« fragte die Frau.
    »Eigentlich nur meine Großmutter.«
    »Wo wohnt sie denn?«
    »Apartment 317«, erwiderte er und deutete auf einen Balkon im zweiten Stock, von dem aus man auf den Pool sehen konnte. Sie schaute nicht einmal hin. Sie scheint eindeutig auf mich zu stehen, dachte er, bis er das Blut auf seinem Handrücken bemerkte. Mist! Seine Lippe blutete immer noch.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte sie.
    »Ja, sicher … Mir geht’s glänzend.«
    »Wirklich?« Sie streckte die Hand aus. »Ich könnte Ihnen sonst …«
    »Mir geht’s gut«, erwiderte er und zuckte zurück. Dann wurde ihm klar, daß er sie verschreckt hatte. Er lachte gezwungen. »Das hier war ein schlimmer Kaugummi-Unfall. Wir haben es hier mit einer inneren Verletzung der Lippen zu tun.« Charlie lachte wieder, doch die Frau blieb stumm. Das war’s. Die Show war vorbei. »Hören Sie, wenn Sie mir einfach nur kurz den Schlüssel …«
    »Ach so, natürlich«, sagte sie rasch und wühlte in ihrer Handtasche. »Ich habe ihn gleich …« Sie hielt inne, als wollte sie noch etwas sagen. »Ich gebe Ihnen den Schlüssel sofort …

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