Die Bank
nennt man das. Versuchen Sie mal, ob Ihr Pin-Code das auch schafft.«
Truman wählt ein letztes Gesicht aus. Das Quadrat mit einer Blondine blinkt, magnetische Schlösser summen, die Tür geht auf, und er marschiert mit unseren Fotos …
Das Adrenalin pumpt Blut in meine Wangen. Ich glaub es nicht. Das ist es!
»Haben Sie gesagt, daß Stoughton noch bei Disney.com arbeitet?« rufe ich ihm nach.
»Ich glaube schon«, erwidert Truman. »Sie sollten einfach auf der Website nachsehen. Warum fragen Sie?«
»Nichts, schon gut«, erwidere ich. »Ich war nur neugierig.«
Die Tür fällt zu, und Truman verschwindet. Charlie weiß immer noch nicht, worauf ich hinauswill, aber je länger ich den Touch-Screen betrachte …
»O Mann!« knurrt er.
Auch bei Gillian fällt der Groschen. »Glaubt ihr, daß …?«
»Absolut«, flüstert Charlie.
Ich muß lächeln.
Wir haben die ganze Zeit falsch herum auf den Tintenklecks gestarrt. Wie Charlie auf dem Rückweg von Five Points ganz richtig sagte: Man versteckt nicht, was einen in Schwierigkeiten bringen kann, sondern das, was man beschützen will. Wie zum Beispiel die Kombination eines Fahrradschlosses. Als ich in der achten Klasse war, ging Charlie in die vierte. Ich verwahrte meine Kombination in seinem Tornister und er seine in meiner Sporttasche. Daran hat sich nichts geändert. Wir dachten, der Weg zum Schlüssel führte darüber, die Namen hinter den Gesichtern herauszufinden, aber jetzt ist klar, daß die Gesichter selbst der Schlüssel sind. Und zwar buchstäblich. Vergiß zufällige Fremde. Duckworth hat die Gesichter von Leuten benutzt, die er kannte.
Charlie ist so aufgeregt, daß er sogar aufgehört hat, Gillian zu beäugen. Gehen wir , bedeutet er mit einem Nicken.
Sobald Truman die Fotos zurückbringt , erwidere ich auf dieselbe Art. »Tut mir leid, daß ich Sie störe«, sage ich zu der Empfangsdame, als sie von ihrem Magazin hochblickt. »Haben Sie zufällig eine Ahnung, wo sich hier in der Nähe ein Internetzugang befindet?«
63. Kapitel
Im fünften Stock der Bibliothek des Broward County warten dreißig funkelnagelneue Computer auf uns. Wir brauchen nur einen. Einen Computer, einen Internetzugang und ein bißchen Privatsphäre. Die garantiert uns das Außer-Betrieb -Schild, das Charlie aufgetan und an die drei Bildschirme direkt neben uns geklebt hat.
»Hat jemand was dagegen, wenn ich tippe?« Er wartet nicht auf eine Antwort, sondern setzt sich hinter die Tastatur.
Ich will schon widersprechen, entscheide mich aber dagegen. Dieses Zugeständnis fällt mir leicht, und je mehr er beschäftigt ist, desto weniger wird er sich mit Gillian anlegen. Natürlich ist er immer noch wütend, weil ich sie mitgenommen habe, aber die Aufgabe, zu tippen und die Fotos herauszufinden, nimmt ihn so sehr in Anspruch, daß ihm das beinahe nichts mehr ausmacht.
»Alles bereit?« fragt Charlie, als Gillian und ich unsere Stühle neben seinen ziehen.
Ich nicke. Endlich mal etwas, was ich auf keinen Fall verpassen will.
»Geh auf www.disney.com«, sagt Gillian. Sie ist ebenfalls aufgeregt.
Er wirft ihr einen Blick zu, mit dem man Diamanten schneiden könnten. »Ach wirklich? Ich war mir nicht richtig sicher«, antwortet er sarkastisch.
Ich beuge mich vor und kneife ihn in den Rücken.
Er schüttelt den Kopf und tippt die Adresse ein. Auf dem Bildschirm baut sich Frontseite der Disney-Website auf. Spaß für die ganze Familie, versprechen die Goldbuchstaben, die direkt neben unserem ersten Paar Mauseohren leuchten. Mickey und Pluto, die vor einem Cartoon-Haus sitzen. Wo die Magie online lebt steht am oberen Rand des Bildschirms.
Als Charlie weiter herunterscrollt, findet er drei Felder in dem Disney-Verzeichnis: Unterhaltung, Parks & Resorts, und das dritte heißt: Die Firma.
Gillian will etwas sagen, aber Charlie bringt sie mit einem Blick zum Schweigen, klickt Die Firma an und freut sich ziemlich diebisch darüber, daß Gillian schweigt. Ich kneife ihn wieder.
Sie hat deinen Hintern im Haus gerettet , bedeute ich ihm.
Und sie ist auch diejenige, die uns da fallen gelassen hat , erwidert er mit einem Blick, als er das Feld für Disney online anklickt.
Auf den neuen Seiten finden wir ein Feld mit Suchen. Wir haben zwar keinen weiteren Namen herausgefunden, als wir Duckworths Kollegen bei Neowerks die Fotos gezeigt haben, aber wenigstens konnte Truman den ersten der vier identifizieren.
»Gib Stoughton ein«, sage ich. Es hält mich kaum mehr auf meinem Sitz, und
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