Die Bank
es vollkommen dunkel wird. Zuerst bin ich wie blind, aber nachdem sich meine Augen auf die Dunkelheit eingestellt haben, sehe ich einen dünnen Lichtstreif vor mir. Er kommt von der anderen Seite, fällt unter einer anderen Tür hindurch.
Ich gehe wie Frankenstein mit ausgestreckten Armen weiter, bis ich auf die Holztäfelung treffe, und taste nach dem Türgriff. Eine kurze Drehung, und wir sind im nächsten Raum, der genauso dunkel ist. Aber diesmal ist jemand …
Ein Schuß peitscht auf, und ich ducke mich, so schnell ich kann. Hinter mir fällt etwas zu Boden. Ich drehe mich um und strecke die Hand aus, doch ich kann Charlie nicht finden.
74. Kapitel
»Komm schon, mach endlich!« schrie Joey und hupte wie wild den blauen Lincoln an, dessen Nummernschild die Erklärung für sein Trödeln lieferte. GRANDPA7 stand darauf. Joey steckte in einer endlosen Schlange aus Mietwagen und Minivans fest, die sich langsam auf den Parkplatz von Disney World einfädelten. Sie war kurz davor, das Lenkrad aus der Säule zu reißen. »Ja, du! Mach dich endlich vom Acker!«
»Gefällt dir dein Disney-Abenteuer?« erkundigte sich Noreen zuckersüß im Hörer.
»Endlich!« verkündete Joey, nachdem sie die Spitze der Schlange erreicht hatte. Sie wollte gerade Gas geben, als ein Angestellter von Disney mit einer Sicherheitsweste die Straße blockierte und sie nach links winkte.
»Alle Fahrzeuge nach links«, rief er so freundlich wie möglich.
Joey blieb stehen und weigerte sich, weiterzufahren. »Ich muß zum Haupteingang!« rief sie.
»Alle Fahrzeuge bitte nach links«, wiederholte er.
Joey rührte sich nicht. »Haben Sie nicht gehört, was ich …?«
Innerhalb von Sekunden näherten sich zwei weitere Angestellte ihrem Beifahrerfenster. »Gibt es ein Problem, Ma’m?«
»Ich muß zum Haupteingang. Sofort.«
»Unsere Bahnen fahren alle paar Minuten …«, erklärte der kleinere der beiden.
»Tut mir leid, Ma’m«, meinte der andere. »Aber wenn Sie keinen Behindertenausweis haben, dann müssen Sie hier parken, wie alle anderen …«
Joey zog ihren Dienstausweis und rammte ihn dem Mann ins Gesicht. »Wissen Sie, was das hier heißt, Walt? Das heißt, ich parke vor dem Haupteingang!«
Schweigend traten die beiden Angestellten von dem Wagen zurück und bedeuteten dem Mann mit der Sicherheitsweste, den Weg frei zu machen. Ohne ein weiteres Wort trat Joey das Gas durch und raste mit durchdrehenden Reifen zum Haupteingang des Magischen Königreiches.
75. Kapitel
»Runter!« ruft Charlie und zerrt an meinem Bein.
Ich lande auf einem Teppich, der heiß gegen die Haut an meinem Kinn reibt. Rechts von uns sehen wir die Silhouette unseres Angreifers. Er steht in der Ecke und versucht, im Schatten zu verschwinden. Er beugt sich vor und lädt neu …
Aber die Chance werde ich ihm nicht geben. Ich stürme vor und greife die Silhouette an. Ein weiterer Schuß peitscht auf. Nein, es ist kein Schuß, eher eine Explosion. Dann folgen weitere, wie ein Feuerwerk. Noch bevor unser Angreifer überhaupt mitbekommt, was ihn da trifft, pralle ich gegen ihn und umschlinge seine Taille. Es ist, als wollte ich mit einem Staubsauger ringen. Wir landen mit einem metallischen Knall auf dem Boden.
Die Lichter flammen langsam auf, und ich bekomme zum ersten Mal die Person zu Gesicht, die ich auf den Teppich geworfen habe. Es ist John F. Kennedy.
»Hier in der Halle der Präsidenten schauen wir in einen Spiegel unseres Selbst« , dröhnt eine Stimme vom Band. An der Wand stehen ein Andrew-Jackson-Roboter, dem ein Bein fehlt, ein Korb voller Krawatten und Fliegen und ein Schaumstoffkopf mit einer flaumigen, gefönten Perücke, auf der Bill Clinton steht. Wir sind nur hinter der Bühne.
»Ladies and Gentlemen, der Präsident der Vereinigten Staaten!« verkündet die Stimme. Fanfaren schmettern, die Menge applaudiert, und ich schaue an die Decke, wo automatische Flaschenzüge den Hauptvorhang heben. Der samtblaue bleibt unten.
»Gehen wir, Oswald«, sagt Charlie und hält mir die Hand hin.
In dem Moment stürzt jemand durch eine Seitentür. Er wirft nur einen Blick auf uns drei, wie wir über John F. Kennedy stehen, und hält sich sofort das Walkie-Talkie an die Lippen. »Sicherheitsdienst … ich brauche sofort jemanden in der Halle der Präsidenten.«
Charlie zupft an meinem Arm, und während ich mich aufrappele, trete ich auf John F. Kennedys künstliche Brust. Gillian läuft bereits zu der Nebentür links von uns. Charlie überlegt, ob er
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