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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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und DeSanctis. Er hatte sie schon einmal gefunden, und er würde sie auch jetzt finden. Beim letzten Mal hatte er nur an der Ecke vor dem DACS zu warten brauchen. Er wußte ja, daß sie vorbeikommen würden. Genau wie Gillian gesagt hatte.
    Er grinste bei diesem Gedanken. Gillian . Wie war sie bloß auf diesen Namen gekommen? Mit einem Achselzucken tat er es ab. Die Antwort interessierte ihn nicht sonderlich. Solange sie ihr Geld bekamen, konnte sie sich nennen, wie sie wollte.
    Er überflog die Menge. Es gefiel ihm nicht, so ganz allein in Disney World herumzulaufen. Wenn er jünger gewesen wäre, dann vielleicht. Aber in seinem Alter und ohne Kinder fiel er garantiert auf. Und auffallen war das, was er am wenigsten gebrauchen konnte. Schließlich sprang er von der Veranda, steckte eine Hand in die Tasche und ging ruhig über die Straße. Er wirkte zielstrebig, wie ein Vater, der zu seiner Familie zurückgeht. Das Mädchen vor dem Schwingtor hatte endlich aufgehört zu weinen.
    »Tut mir leid, stehen wir Ihnen im Weg?« fragte die Mutter, während sie sich kniete und ihrer Tochter die Nase putzte.
    »Überhaupt nicht«, erwiderte er mit einem freundlichen Nicken. Er trat um sie herum, öffnete das Tor und ging hindurch. Als es sich hinter ihm schloß, schaute er sich nicht einmal um.

78. Kapitel
    Ich hocke hinter der Kutsche von Aschenputtel und höre, wie Gallo sich langsam herumdreht. Seine Schuhe knirschen auf dem Zement. Er humpelt langsam weiter und wartet auf eine verräterische Reaktion von mir.
    Da kann er lange warten.
    »Ich weiß, daß du hier bist!« ruft Gallo. Seine Stimme hallt laut durch die Gänge. Wegen der hohen Decke klingt es, als riefe er in eine Schlucht hinein. »Also, mit wem habe ich es hier zu tun?« Er schaut immer noch in meine Richtung. »Charlie … Oder Oliver?«
    Drei oder vier Gänge weiter höre ich ein Knacken und schnelles Fußscharren.
    »Ah, ihr seid also zu zweit?« fragt Gallo. »Sollte ich wirklich so viel Glück haben?«
    Keiner von uns antwortet.
    »Gut, ich spiele mit«, sagt er und geht einen weiteren Schritt in meine Richtung. »Wenn ihr zu zweit seid und einer allein im anderen Raum ist, dann habe ich es hier wohl nicht mit Oliver und Charlie zu tun. Das würde sie nie zulassen. Außerdem habe ich ja auch erlebt, wer der dritte Mann da draußen bei Duckworth gewesen ist …«
    Ich weiche einen Schritt zurück und schwöre, daß ich Gallo grinsen hören kann.
    »Was sagst du dazu, Oliver? Habt ihr, Gillian und du, euren Spaß?«
    Es herrscht absolutes Schweigen im Raum. Der Agent kommt noch einen Schritt näher.
    »Das ist eben das Problem bei einem Dreier«, meint Gallo drohend. »Es steht immer zwei gegen einen. Hab ich nicht recht? Gillian? «
    Ich kauere hinter Aschenputtels Kutsche und krieche rückwärts den Gang entlang. Ich höre, wie sich Gillian nach vorn schleicht. Gallo springt in meinen Gang, doch er sieht nur zwei Reihen ausgemusterter Paradewagen.
    Ich hocke längst hinter einem anderen Wagen, der wie ein Piratenschiff aussieht, und schleiche mich in den nächsten Gang. Ich drücke mich so eng an das Schiff, daß der Griff meiner Waffe an den Weihnachtslichtern entlangstreift. Dann schiebe ich den Kopf über den Rand des Schiffes und spähe um den Bug herum. Gallo ist immer noch in meinem alten Gang.
    »Komm schon, Oliver, sei kein Spielverderber«, warnt er mich. »Selbst ich muß zugeben, daß wir dringend Schlaf brauchen. Es kostet die Cops von Orlando vielleicht eine gewisse Zeit, bis sie Disney erreichen, aber selbst hier draußen wird das nicht ewig dauern. Die Uhr tickt, mein Sohn. Sie werden uns bald finden.«
    Während er den Gang herunterkommt, verändert sich Gallos Stimme merklich. Sie wird leiser, klingt fast schon besorgt.
    »Ich weiß, daß du der klügere von euch beiden bist, Oliver. Wenn du das nicht wärst, wärst du nie so weit gekommen.« Er hält inne. »Vergiß nicht, Brutus mußte Cäsar töten. Du magst vielleicht ein paar Schritte voraus gewesen sein, aber wir waren immer in der Nähe. Verstehst du, was ich damit sagen will? Es wird Zeit, einige schwierige Entscheidungen zu treffen, und wenn du klug genug bist, dann ist das erste, was du dich fragen mußt, folgendes: Wie sehr kann ich Gillian vertrauen?«
    »Hör nicht auf ihn, Oliver!« schreit Gillian. Ihre Stimme dröhnt durch den Raum. »Er will dich nur verwirren!« Ich schaue nach links, in der Hoffnung, sie ausfindig zu machen, aber die Akustik verhindert jede genau

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