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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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verstecken. Ich stolpere hinter Gillian her und verberge mich hinter einem großen Wagen, der aussieht wie Aschenputtels Kutsche. Charlie duckt sich in einen Vorratsschrank an der Wand. Er schließt die Tür hinter sich, und mein Bruder ist weg.
    Mach das nicht noch mall Ich starre Gillian an.
    Davon läßt sie sich nicht einschüchtern. Sie konzentriert sich nur auf Gallo. »Hat er uns gesehen?« flüstert sie und duckt sich hinter den Wagen.
    Leise! Ich lege einen Finger an die Lippen. Die Geräusche draußen werden lauter. Ich bücke mich und spähe zwischen den Speichen der Kutsche hindurch. Gallo und DeSanctis werfen lange Schatten auf dem Boden vor dem Eingang. Gallos Hand gleitet in seine Jacke. Er zieht seine Pistole heraus.
    Als DeSanctis ihm ins Innere des Lagerhauses folgt, macht keiner von ihnen ein Geräusch. Sie mögen Killer sein, aber sie sind immerhin Killer vom Secret Service. Gallo macht eine knappe Handbewegung. Er und sein Partner trennen sich und nehmen sich rasch die beiden Seiten des Raumes vor. Sie gehen langsam und methodisch vor und suchen erst in den klassischen Verstecken: Aladins Schatzkiste. Ein riesiger Teetopf, der anscheinend auf Rädern fährt. Gallo macht die Kiste auf und DeSanctis die Tür des Teetopfs. Beide sind leer. Wie Straßenkater, die sich an ihr Abendessen anschleichen, arbeiten sie sich tiefer in das Lagerhaus vor. Sie gehen im Kreis und überprüfen langsam jedes Detail. Sie versuchen, in unsere Köpfe zu sehen, herauszufinden, wo wir uns …
    Gallo deutet auf den Schrank.
    Ich spüre meinen Körper plötzlich nicht mehr.
    DeSanctis nickt. Seine Miene ist selbstsicher. Er nähert sich der Tür und hält drei Finger hoch. Auf drei.
    Gallo richtet seine Waffe auf den Schrank.
    Eins …
    Ich greife in meinen Hosenbund und ziehen die Waffe heraus, die wir Gallo im Bahnhof abgenommen hatten.
    Zwei …
    DeSanctis packt den Türknauf des Schranks. Ich krieche langsam den Gang entlang, zur vorderen Reihe der Wagen. Gillian sieht mich an, als wäre ich verrückt geworden, aber ich werde nicht zulassen, daß sie …
    Drei …
    DeSanctis zieht an der Tür, aber sie gibt nicht nach. Anscheinend hält Charlie sie von innen zu. »Sie sind da drin«, sagt DeSanctis. Er zieht erneut, aber vergeblich.
    »Du machst es nur schlimmer!« meint Gallo.
    DeSanctis kocht vor Wut, während er sich mit der Tür abplagt.
    »Das reicht.« Gallo schiebt seinen Partner zur Seite, hält die Waffe an den Türknauf und feuert zwei schnelle Schüsse darauf ab. Ich will schreien, aber kein Laut dringt über meine Lippen.
    Mit einem letzten Ruck reißt DeSanctis die Tür auf. Ein verbogener Klappstuhl hängt an dem Türknauf und fällt jetzt krachend zu Boden. Ich versuche, etwas in dem Inneren des Schranks zu erkennen, und bete, daß ich Charlies Stimme höre. Aber es herrscht nur Schweigen.
    »Was, zum Teufel, ist das?« Gallo starrt verwirrt in den Schrank hinein.
    Erst als DeSanctis zur Seite tritt, erkenne ich endlich, wovor die beiden da stehen: Ich sehe den dunkel gefliesten Boden, die Sicherungskästen an den Wänden und keine Spur von Charlie. Auf der Rückseite steht eine Tür auf. Es ist kein Schrank, es ist ein Durchgangsraum. Und er führt in die andere Hälfte des Gebäudes. Ich lache lautlos, und meine Augen werden feucht. Lauf, Charlie, lauf!
    DeSanctis und Gallo machen sich an die Verfolgung. Ich wende den Kopf, um Gillian die frohe Botschaft zu verkünden. Im nächsten Augenblick trete ich auf eine Glühbirne, die von der Seite des Wagens herunterhängt. Sie zerplatzt mit einem scharfen Knacken. Ich erstarre mitten in der Bewegung. Verdammt!
    »Was war das?« fragt Gallo.
    Ich ducke mich und suche den Gang nach Gillian ab. Sie ist nicht da.
    »Kommst du?« will DeSanctis wissen.
    »Ich bin in einer Sekunde bei dir«, erwidert Gallo, als er sich wieder zu den Paradewagen umdreht. »Ich will nur noch kurz etwas überprüfen.«

77. Kapitel
    Er wartete, bis das kleine Mädchen aufgehört hatte zu weinen. Er stand im Schutz der hölzernen Veranda von Pecos Bills Café, und es war überflüssig, unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Solange das kleine Mädchen auf der Straße weinte und sie und ihre Mutter das Tor blockierten, durch das sich Gallo und DeSanctis eben geduckt hatten, würde er nirgendwohin gehen. Natürlich gab es noch andere Argumente, die dafür sprachen, es langsam angehen zu lassen. Er hatte nun keinen Grund mehr, überstürzt zu handeln. Oliver und Charlie … Gallo

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