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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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könnte ich da widersprechen?
    Mary blättert weiter und kommt endlich zu einer Überweisung über vierhunderttausend Dollar an jemanden namens Alexander Reed. Ich erwarte, daß sie einen Kommentar zu der Summe abgibt, aber mittlerweile ist sie schon abgestumpft. So etwas sieht sie jeden Tag.
    Mary braucht zehn Sekunden, um die Kontonummer einzutippen und die Send -Taste zu drücken. Zehn Sekunden. Zehn Sekunden, die mein Leben ändern werden. Sie leckt sich die Fingerspitzen an, bevor sie weiterblättert. Dann legt sie die Finger wieder auf die Tastatur. Da haben wir es: Duckworth & Sunshine Distributors.
    »Und was haben Sie dieses Wochenende vor?« Meine Stimme rast.
    »Dasselbe wie an jedem Wochenende im letzten Monat. Ich versuche, meine Verwandten zu beeindrucken, indem ich ihnen bessere Weihnachtsgeschenke kaufe als die, welche sie mir gekauft haben.«
    Auf dem Bildschirm taucht der Name unserer Londoner Bank auf. C. M . W. Walsh Bank.
    »Klingt ja großartig«, erwidere ich lahm.
    Zahl um Zahl folgt die Kontonummer.
    »Das klingt großartig?« Mary lacht. »Oliver, Sie sollten wirklich mehr ausgehen.«
    Der Cursor gleitet zum Send -Knopf. Noch könnte ich den Gang der Ereignisse aufhalten, aber …
    Der Send -Knopf blinkt invers und dann wieder normal. Die Worte sind winzig, aber ich erkenne sie so gut wie das große E auf der Tafel des Augenarztes.
    Status: Arbeitet
    Status: Akzeptiert
    Status: Zahlung ausgeführt
    »Wissen Sie, ich sollte allmählich wieder in mein Büro zurückgehen …«
    »Machen Sie sich keine Sorgen deswegen«, meint Mary, ohne auch nur den Kopf zu heben. »Ab jetzt komme ich auch alleine klar.«
     

9. Kapitel
    Er starrte auf den Computerbildschirm und fuhr mit der Zunge über eine verschorfte Stelle an der Innenseite seiner Lippe. Zugegeben, er hatte nicht damit gerechnet, daß Oliver die Sache durchziehen würde. Charlie, sicher, der vielleicht, aber nicht Oliver. Klar, manchmal hatte der Junge Größe gezeigt … Die Sache mit Tanner Drew war der jüngste Beweis dafür … Aber tief im Innersten war Oliver Caruso immer noch so eingeschüchtert wie an dem Tag, an dem er bei Greene & Greene angefangen hatte.
    Trotzdem, man konnte immer eines Besseren belehrt werden, und im Moment sah es ganz danach aus, als würde dieses Bessere gerade nach London, England, geschickt werden. Er benutzte dieselbe Technologie, über die auch Shep verfügte, rief Martin Duckworths Konto auf und überprüfte die Tabelle Laufende Aktivitäten . Der letzte Eintrag, Kontostand bei der C. M .  W. Walsh Bank war immer noch als In Arbeit markiert. Aber lange konnte es nicht mehr dauern.
    Er zog einen Stift aus der Jackentasche und schrieb den Namen der Bank auf, danach die Kontonummer. Sicher, er könnte die Londoner Bank anrufen und versuchen, das Geld abzufangen … Aber bis er endlich durchkam, war das Geld mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit längst weg. Außerdem, warum sollte er sich jetzt schon einmischen?
    Sein Telefon klingelte, und er nahm augenblicklich den Hörer ab. »Hallo?« Er klang selbstsicher wie immer.
    »Und …?« Die Stimme am anderen Ende klang mürrisch.
    »Und was?«
    »Verarschen Sie mich bloß nicht!« warnte ihn der Mann. »Haben sie es gefressen?«
    »Es müßte jede Sekunde soweit sein …« erwiderte er, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden. Am unteren Ende der Kontomaske blinkte etwas kurz auf, und das In Arbeit erlosch. Statt dessen stand da jetzt: Zahlung ausgeführt.
    »Das war’s«, bemerkte er mit einem Grinsen. Shep … Charlie … Oliver … Wenn sie wüßten, was da auf sie zukam!
    »Das war’s?« fragte der Mann.
    »Das war’s«, antwortete er. »Der Schneeball rollt ganz offiziell.«

10. Kapitel
    Jemand beobachtet mich. Als ich mich von Lapidus verabschiedet hatte und die Bank verließ, habe ich ihn noch nicht bemerkt. Es war nach sechs, und der Dezemberhimmel war schon dunkel. Ich habe auch nicht gesehen, daß er mir die schmutzige Treppe zur U-Bahn hinunter oder durch das Drehkreuz gefolgt wäre. Es wimmeln einfach zuviel Pendler in diesem urbanen Ameisenhügeln umher, als daß einem ein einzelnes Gesicht auffallen würde. Aber ich könnte schwören, daß jemand meinen Namen flüstert, während ich jetzt am Bahnsteig der U-Bahn stehe.
    Ich wende mich rasch um, aber ich sehe nur die typische Menschenmenge von New York: Männer, Frauen, kleine, große, junge und alte; ein paar Schwarze sind auch darunter, aber größtenteils sind es Weiße.

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