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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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irgendwie ans Tageslicht gelangen. Und dann finden wir uns genau da wieder, wo wir jetzt auch schon stehen … Drei blöde Enten, die dasitzen und nur darauf warten …«
    Ein lautes Knallen unterbricht uns. Das ist kein zufälliges Echo von den anderen Gleisen. Was auch immer dieses Geräusch gemacht hat, es ist hier im Raum.
    Sheps Kopf zuckt nach links, und er betrachtet prüfend die Zementmauer, aber dort ist nichts zu sehen. Einzig ein paar tote Schaltkästen und verblaßte Graffiti.
    »Ich glaube, es kam von da oben«, flüstert Charlie nervös, während er auf die dunkle, gewölbte Decke deutet. In der Dunkelheit und dem Ruß wirkt jeder Bogen wie eine finstere, schwebende Höhle.
    »Ist man euch gefolgt?« flüstert Shep.
    Ich denke kurz nach. »Nein, ich glaube nicht. Es sei denn …«
    Shep legt den Finger auf die Lippen. Sein Kopf ruckt von einer Seite zur anderen, während er den Raum mit militärischer Präzision absucht. Es bedarf jedoch keiner jahrelangen Ausbildung im Secret Service, um mir zu sagen, was mein Bauch längst weiß. Uns beschleicht alle dasselbe unerklärliche, übersinnliche Gefühl, als wenn wir beobachtet werden. Und als Charlie sich nervös umschaut, senkt sich ein unheilschwangeres Schweigen über den Raum. Wir spüren, daß wir nicht mehr allein sind.
    »Nichts wie raus hier«, sagt Charlie.
    Während er sich zur Tür umwendet, ertönt wieder ein Geräusch. Diesmal ist es kein dumpfer Knall. Eher ein Knarren. Ich schaue instinktiv nach oben, aber es kommt nicht von der Decke. Und auch nicht von den Wänden. Seine Quelle liegt irgendwie tiefer.
    Erneut knarrt etwas, und wir schauen alle hinunter. Hinter dir, bedeutet mein Bruder. Shep wirbelt herum und untersucht einen Abschnitt der flachen Holzbohlen, die wie ein Miniaturfloß in dem Boden eingelassen sind.
    »Was ist das?« frage ich leise.
    »Senkrechte Schächte. Unter den Planken führt ein Weg zu den Gleisen weiter unten«, erklärt Charlie. »So transportieren sie große Ausrüstungsgegenstände und Generatoren. Sie nehmen einfach die Holzabdeckungen ab und lassen sie durch die Löcher nach unten.« Er versucht, entspannt zu klingen; seine gerunzelte Stirn und die Art und Weise, wie er von den Planken zurückweicht, verraten mir allerdings, daß ihm unheimlich ist. Er ist nicht der einzige, der sich gruselt.
    »Können wir bitte hier verschwinden?« frage ich.
    Shep beugt sich hinunter, neigt den Kopf zur Seite und versucht, zwischen den Planken hindurchzusehen. Es ist, als starre man in den unterirdischen Ventilator einer Klimaanlage. »Seid ihr sicher, daß es von hier kam?« fragt er. »Oder ist es ein Echo von anderswoher?« Charlie ändert seine Richtung, um es sich genauer anzusehen.
    »Charlie, geh da weg!« bitte ich ihn.
    Erneut ertönt das Knarren, dann noch mal. Langsam, aber dann immer schneller.
    Shep schaut hoch und läßt seine Blicke erneut prüfend durch den Tunnel gleiten. Wenn es ein Echo ist, muß es ja irgendwo seinen Ursprung gehabt haben.
    Ich springe vor und packe Charlies Schulter. »Raus hier!« sage ich, während ich zur Tür laufe.
    Charlie stolpert hoch und folgt mir, ohne dabei Shep aus den Augen zu lassen.
    Das Geräusch unter den Planken wird immer schneller. Wie ein leichtes Kratzen …
    »Komm schon!« dränge ich ihn.
    Als würde jemand gehen, nein, es klingt eher wie ein Laufen. Das Geräusch kommt nicht von hier drin, sondern von draußen. Ich bleibe stehen und rutsche mit meinen glatten Schuhsohlen ein Stück über den staubigen Boden. »Charlie, warte!«
    Er rennt an mir vorbei und sieht mich dabei an, als wäre ich verrückt geworden. »Was ist mit dir …?«
    In der Ecke kracht es laut, und dann fliegt die Tür auf, zu der wir gerade gelaufen sind. »Secret Service … keine Bewegung!« ruft ein massiger Kerl. Er stürmt in die Halle und hält mir eine Waffe direkt vor das Gesicht.
    Instinktiv weiche ich zurück. Er geht langsamer, und ich bemerke sein leichtes Humpeln. Mister Vierschrötig. Der Chefermittler.
    »Er hat gesagt: Keine Bewegung!« schreit ein blonder Agent, der ihm auf dem Fuß gefolgt ist. Er zielt wie sein Partner mit seiner Waffe direkt auf uns. Erst auf mich, dann auf Charlie, dann wieder auf mich. Das schwarze Loch der Mündung füllt mein Blickfeld vollkommen aus.

12. Kapitel
    »Wir … wir haben nicht …« Charlie versucht, etwas zu sagen, aber er bringt keinen vernünftigen Satz heraus. Mein Hals schnürt sich zu, und ich habe das Gefühl, als hätte ich meine

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