Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
Vom Netzwerk:
einfach durch ihn hindurch. »Oliver, mach die Tür zu«, befiehlt er. Ich zögere keine Sekunde. Die Tür fällt mit einem gedämpften Knall ins Schloß und hüllt uns in Stille ein. Wir haben etwa eine Viertelstunde, bevor es jemandem auffällt, daß wir alle zur selben Zeit gegangen sind. Ich verschwende keine Sekunde.
    »Wie schlimm steht es?« frage ich und wische mir die rußigen Hände an meiner Hose ab.
    »Habt Ihr schon mal was von der Titanic gehört?« erkundigt sich Shep. »Ihr solltet das da oben miterleben. Jeder von ihnen ist nur eine Streichholzlänge davon entfernt hochzugehen. Lapidus droht jedem die zehn Plagen an, der auch nur ein Sterbenswörtchen an die Öffentlichkeit bringt. Auf der anderen Seite des Tisches brüllt Quincy die Versicherungsgesellschaft über das Telefon an und läßt seinen Taschenrechner qualmen, um herauszufinden, mit wieviel sie persönlich haften.«
    »Haben sie es den anderen Partnern schon erzählt?«
    »Heute abend ist eine Krisensitzung anberaumt. In der Zwischenzeit warten sie darauf, daß der Service das Computersystem seziert und vielleicht eine Spur davon auftut, wohin das Geld verschwunden ist, nachdem es London verlassen hat.«
    »Also wissen sie immer noch nicht, wo es ist …«, beginnt Charlie.
    »… und sie wissen auch nicht, daß wir es waren«, fährt Shep fort. »Bis jetzt jedenfalls nicht.«
    Mehr muß ich nicht wissen. »Gut.« Ich habe meine Hände in die Hüften gestemmt.
    Charlie sieht mich finster an. Er haßt diese Haltung.
    Ich achte nicht auf ihn, sondern wende mich an Shep. »Und wie fangen wir es Ihrer Meinung nach am besten an, wenn wir uns stellen wollen?«
    »Was?« Shep verschluckt sich fast.
    »He, langsam, alter Knabe«, bittet Charlie.
    »Oliver, überstürzen Sie nichts!« stimmt Shep mit ein. »Es scheint zwar jetzt noch ein Tornado zu sein, aber auch der wird sich allmählich abschwächen.«
    »Aha, Sie glauben also, wir könnten den Secret Service übertölpeln?«
    »Ich sage nur, daß es durchaus funktionieren könnte«, antwortet Shep. »Ich weiß, wie der Service arbeitet. Sie werden mindestens eine Woche brauchen, um herauszufinden, ob sie das Geld überhaupt finden können. Sollte das der Fall sein, stellen wir uns und geben eine vollständige Erklärung ab. Aber wenn nicht … Warum sollten wir diesen Haufen Geld einfach im Stich lassen? Vergeßt das Kleingeld! Dreihundertdreizehn Millionen sind über einhundertvier Millionen Dollar für jeden von uns!«
    Charlie lächelt unverändert. Als er den Ärger auf meiner Miene bemerkt, geht er noch weiter und macht ein paar Tanzschritte. Er versucht absichtlich, mich zu reizen. »Mmmm … mmm«, singt er und gibt mir den Stevie-Wonder-Nackenschwung. »Das riecht nach Reichtum!«
    »Ich bin sicher, daß es keinen Grund gibt, uns zu stellen«, sagt Shep. Er versucht mit aller Gewalt, seine Position durchzusetzen. »Wenn wir es clever anstellen, essen wir bald alle von goldenen Tellern.«
    »Wissen Sie eigentlich, was Sie da reden?« fahre ich ihn an. »Wir können die Show hier nicht gewinnen. Denken Sie an Ihre Worte, als wir angefangen haben: ›Es ist ein perfektes Verbrechen, wenn niemand weiß, daß es verschwunden ist. Es sind nur drei Millionen Dollar.‹ Das war der genaue Wortlaut Ihrer beeindruckenden Rede. Und was haben wir jetzt? Es sind dreihundertdreizehn Millionen Dollar verschwunden. Der Secret Service nutzt unsere Auffahrt als Parkplatz, und wenn die Presse davon Wind bekommt … Einmal ganz abgesehen von der Person, die das Geld ursprünglich abziehen wollte … Wenn das alles herauskommt, dann haben wir die halbe Welt am Arsch.«
    »Das will ich ja gar nicht abstreiten.« Shep scheint einzulenken. »Aber das bedeutet auch nicht, daß wir gleich am ersten Tag Harakiri begehen müssen. Außerdem würde Lapidus den Vorfall niemals zugeben. Wenn er es tut, werden seine Klienten in Scharen zu den Notausgängen strömen. Wie damals, als dieser Hacker die Citibank um zehn Millionen Dollar geprellt hat. Sie haben alles in ihrer Macht Stehende versucht, daß es nicht in die Zeitungen kommt …«
    »Und schließlich war es überall das Thema auf Seite eins«, unterbreche ich ihn. »So etwas kommt immer heraus. Es gibt heute keine Geheimnisse mehr. Wir leben schließlich nicht mehr in den fünfziger Jahren. Selbst wenn Lapidus es einen Monat lang unter Verschluß halten kann … bei all den Berichten, den Versicherungsansprüchen und den Prozessen wird es schließlich doch

Weitere Kostenlose Bücher