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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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lassen unsere Schatten an der Steinwand tanzen. »Sie werden uns umbringen, Ollie. Genauso, wie sie ihn auch umgelegt haben.«
    Ich trete dicht an ihn heran, lege ihm tröstend die Hand auf den Nacken und setze mich neben ihn auf die Bank. Charlie ist keine Heulsuse. Er hat nicht einmal eine Träne vergossen, als er sich das Schlüsselbein gebrochen hat, damals, als er versucht hat, mit seinem Fahrrad eine Treppe herunterzufahren. Oder als wir von Tante Maddie im Krankenhaus Abschied nehmen mußten. Aber als ich jetzt meine Arme ausbreite, sinkt er hinein.
    »Was sollen wir jetzt tun?« Seine Stimme ist immer noch ein Flüstern.
    »Ich habe da so einige Ideen«, behaupte ich. Das ist ein leeres Versprechen, und Charlie macht sich nicht mal die Mühe nachzuhaken. Er stützt einfach nur seinen Kopf an meine Schulter und sucht nach einem Halt. Unsere Schatten an der Wand verschmelzen zu einer einzigen großen Gestalt. Da klingelt mein Handy.
    Das Geräusch schrillt laut in dem kahlen Raum. Ich zucke zusammen, aber Charlie rührt sich nicht. Ich greife in meine Jackentasche und schalte kurz das Klingeln ab. Wenn niemand antwortet, wird der Anrufer zurückrufen. Wer immer es auch ist, er gibt nicht auf. Das Telefon vibriert an meiner Brust. Ich schalte es ganz ab.
    »Bist du sicher, daß du nicht lieber rangehen solltest?« fragt Charlie, als er meine Miene sieht.
    »Ich glaube nicht.«
    Er nickt, als würde das unsere Sicherheit gewährleisten. Wir wissen beide, daß wir uns da nur etwas vormachen. An der gegenüberliegenden Wand tanzen die winzigen Flammen der Kerzen auf ihren Dochten. Ganz gleich, wie sehr wir auch unsere Augen verschließen, von jetzt an wird alles nur noch schlimmer.

16. Kapitel
    »Und?« fragte Gallo.
    »Er geht nicht ran«, erwiderte Lapidus und legte den Hörer wieder auf. »Das überrascht mich allerdings auch nicht. Dafür ist Oliver viel zu gerissen.« Er schaute auf den fotokopierten Brief, den Gallo ihm auf den Schreibtisch gelegt hatte, und überflog ihn kurz. »So haben sie es durchgezogen?« fragte Lapidus. »Mit einem gefälschten Brief und Duckworths Unterschrift?«
    »Die Jungs von der Technik meinen, daß dies das letzte Dokument ist, das Oliver in seinen Computer getippt hat«, erklärte Gallo, während er über den antiken Teppich humpelte. Nach der Geschichte mit Joeys Kugelschreiber hatte er keine Lust mehr, sich zu setzen. »Und die Kopie des Briefes auf der CD, die wir hinten in Sheps Schublade gefunden habe, legt nahe, daß er ihnen geholfen hat.«
    »Also haben sich die drei heute morgen getroffen, und als es schiefgelaufen ist, haben Oliver und Charlie ihm den Kopf abgerissen«, spekulierte Quincy von seinem Beobachtungsposten an der Tür.
    »Das ist die einzige logische Erklärung«, behauptete DeSanctis und warf Gallo einen Blick zu.
    »Und was ist mit der Ermittlung?« fragte Lapidus. »Wie Sie wissen, haben wir viele wichtige Klienten, die sich auf unsere Diskretion verlassen. Gibt es eine Chance das Ganze aus der Presse zu halten?«
    Das war das Stichwort, auf das Gallo gewartet hatte. »Ich stimme Ihnen voll und ganz zu«, antwortete er. »Wenn wir das hier der Presse vorwerfen, werden sie unsere Pläne Oliver und Charlie sozusagen ins Haus schicken. Wenn diese Nummer hier wirklich so groß ist, sollten wir alle die Angelegenheit lieber vertraulich behandeln.«
    »Das ist exakt unser Standpunkt.« Lapidus nickte Quincy heftig zu. »Stimmt das nicht?«
    Quincy erwiderte das Nicken jedoch nicht. Er hatte für heute genug davon, Leuten Honig um den Bart zu schmieren.
    »Also glauben Sie, daß Sie die beiden aufspüren können?« erkundigte sich Lapidus, als Gallo den Hörer von Lapidus’ Telefon am Rand des Schreibtischs abnahm.
    Gallo warf erst Quincy und dann Lapidus einen kurzen Blick zu. »Warum überlassen Sie das nicht einfach uns?« Er wählte rasch eine Nummer und drückte den Hörer fest an sein Ohr. »He, ich bin’s«, sagte er zu der Person am anderen Ende der Leitung. »Ich habe ein Handy in der Stadt verloren. Kannst du es aufspüren?«

17. Kapitel
    Ich stelle das Telefon erst an, als ich zehn Blocks weit weg bin. Und selbst nachdem es sich eingeloggt hat, brauche ich noch anderthalb weitere Blocks, um den Mut aufzubringen, zu wählen. Um Kraft zu schöpfen, denke ich an Charlie. Während ich darauf warte, daß jemand abnimmt, versuche ich mein Gleichgewicht zu halten, während der Bus auf seinem Weg in die City durch die Schlaglöcher rumpelt. Sicher, die

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