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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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einfach nur seine Ruhe haben will.
    »Biegen Sie hier rechts ab«, rufe ich und werfe einen Blick über die Kopfstütze, um einen besseren Blick auf die Park Avenue zu bekommen. Der Fahrer biegt scharf in die 50th Street ein und hat bereits einen Block hinter sich. »Perfekt«, sage ich. »Halten Sie hier.« Als das Taxi mit einem Ruck anhält, werfe ich einen Zehn-Dollar-Schein zwischen die Armlehnen, öffne die Tür und sorge dafür, daß der Fahrer mich nicht genau erkennen kann. Wir sind nur ein paar Blocks vom Grand Central entfernt, aber ich wollte nicht auf offener Straße herumlaufen.
    »Beeil dich!«, rufe ich Charlie zu, der sich etwas zurückhängen läßt. Ich marschiere geradewegs auf die Tür der italienischen Bäckerei zu, vor der das Taxi gehalten hat. Kaum fährt es weiter, drehe ich mich um und gehe wieder hinaus. Das ist nicht der richtige Moment, um ein Risiko einzugehen. Nicht für mich und ganz bestimmt nicht für Charlie.
    »Kommt mit«, sage ich und steuere wieder auf die Park Avenue zu. Der eisige Dezemberwind treibt uns beinahe zurück, aber vor allem sorgt er dafür, daß die Passanten tiefgebückt an uns vorbeihasten. Kaum haben wir die Park Avenue erreicht, springe ich die wenigen Stufen hinauf. Charlie ist dicht hinter mir und schaut an dem verzierten Ziegelgebäude hoch. Endlich versteht er. Zwischen den Investmentbanken, den Anwaltskanzleien und dem Waldorf Astoria liegt es wie eine Insel der Frömmigkeit mitten im Ozean des Protzes. Und was noch wichtiger ist: Es ist der nächstgelegene Ort, der mir eingefallen ist, aus dem wir nicht herausgeworfen werden. Und zwar ganz gleich, wie lange wir bleiben.
    »Willkommen in der Kirche St. Barth«, flüstert eine leise Stimme, als wir in das Foyer mit der hohen Gewölbedecke treten. Links von mir sitzt eine füllige Großmutter an einem Tisch mit Stapeln von Bibeln. Sie nickt uns kurz zu und schaut dann rasch weg.
    Ich schiebe zwei Dollar in den durchsichtigen Opferstock und gehe zu den Doppeltüren, die in das Kirchenschiff führen. Als ich sie öffne, umhüllt mich augenblicklich der typische Kirchengeruch: Weihrauch und altes Holz. Im Inneren schwingt sich die Decke zu einer goldenen Kuppel empor, während sich am Boden vierzig Bankreihen aus Ahornholz erstrecken. Es ist dunkel. Das einzige Licht spenden einige Kronleuchter und die bunten Glasfenster an der Wand.
    Die Mittagszeit ist vorbei, und die meisten Bänke sind leer. Aber nicht alle. Etwa ein Dutzend Gläubige verlieren sich in dem Gotteshaus. Selbst wenn sie ins Gebet vertieft sind, genügt ein zufälliger Blick von einem von ihnen. Dann kann er sich als der wachsame Nachbar der Woche feiern lassen. Ich sehe mich suchend nach einem etwas ruhigeren Eckchen um. In einer Kirche dieser Größe müßte es normalerweise … Da haben wir sie. An der linken Wand im hinteren Viertel des Kirchenschiffs versteckt sich eine unauffällige Tür.
    Charlie und ich versuchen, nicht zu schnell und auffällig zu gehen, sondern schlendern zielstrebig und ruhig dorthin. Die Tür knarrt laut, als ich sie öffne. Ich zucke zusammen und stoße sie kräftig auf, um den Lärm rasch zu beenden. Wir drängen uns hastig hinein, so daß ich förmlich in den Raum mit den steinernen Wänden und dem gefliesten Boden stolpere. Er bietet gerade Platz genug für ein paar Bänke und einen Messingständer, in dem Kerzen brennen. Ansonsten sind wir allein in der leeren Kapelle. Die Tür fällt hinter uns zu, aber Charlie schweigt immer noch.
    »Bitte, tu dir das nicht an«, sage ich zu ihm. »Beherzige deinen eigenen Rat. Weder du noch ich tragen die Verantwortung dafür, was mit Shep passiert ist.«
    Charlie läßt sich auf eine Holzbank in der Ecke fallen und antwortet nicht. Er sinkt zusammen, und sein Kopf sackt leblos auf seine Brust. Er steht immer noch unter Schock. Ich habe vor weniger als einer halben Stunde gesehen, wie ein Mitarbeiter der Bank erschossen wurde. Charlie jedoch hat den Tod von jemandem miterlebt, den er für seinen Freund gehalten hat, selbst wenn sich die beiden kaum kannten und nur über Football geredet haben. Mein Bruder beugt sich vor und stützt seine Ellbogen auf die Knie.
    Allein bei dem Anblick muß ich ein Würgen unterdrücken. »Charlie, wenn du darüber reden willst …«
    »Schon klar«, unterbricht er mich. Seine Stimme zittert. Er ringt um seine Beherrschung, aber manche Dinge sind einfach zu übermächtig. Es geht hier nicht nur um Shep. Die flackernden Kerzen auf dem Ständer

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