Die Bank
auf dem Teppich. Charlie beeilt sich und zieht an der Schnur der Jalousie.
»Blau?« fragt er, als er die blaßblaue Farbe in der Jalousie bemerkt.
Der Bildschirm am Computer blinkt, und ein digitales Bild des Führerscheins von New Jersey baut sich auf. Der Hintergrund des Fotos ist blaßblau. Derselbe Farbton wie die Jalousie. Oz bedenkt seine Technologie mit einem Grinsen und tritt mit einer Digitalkamera in der Hand vor Charlie.
»Bei drei sagst du ›Behörde für Kraftfahrzeughaltung‹.«
Charlie sagt es, und ich kneife bei dem hellen, weißen Blitz die Augen zusammen.
26. Kapitel
Joey verrenkte sich fast den Hals, als sie an dem dreißigstöckigen Gebäude in Manhattans Upper East Side emporschaute. »Bist du sicher, daß sie zu Hause ist?« fragte sie Noreen. Die Höhe machte sie beinahe schwindlig.
»Ich habe vor zehn Minuten mit ihr telefoniert und so getan, als wäre ich eine Telefonverkäuferin«, erklärte Noreen. »Die Zeit zum Abendessen ist vorbei. Die geht nirgendwo mehr hin.«
Joey nickte, unterdrückte ihre Ehrfurcht und spähte durch die beiden Glastüren, durch die man in die Lobby gelangte. Ein Pförtner lehnte an seinem Tresen und blätterte eine Zeitung durch. Er trug keine Uniform und hatte auch keine Krawatte um. Kein Problem. Die typische Erstwohnung von Daddys kleinem Liebling.
Joey grinste, nahm das Handy aus ihrem Gürtel, hielt es ans Ohr und zog die Tür auf. »Wirklich, ich hasse es, wenn sie das machen!« jammerte sie in ihr Telefon. »Strumpfhosen sind so schrecklich mittelklassig!«
»Wovon redest du?« fragte Noreen.
»Das weißt du ganz genau!« rief Joey, rauschte achtlos an dem Pförtner vorbei und stürmte zum Aufzug. Der Pförtner schüttelte den Kopf. Typisch.
Dreiundzwanzig Stockwerke später klingelte Joey an der Tür der Wohnung 23H.
»Wer ist da?« fragte eine weibliche Stimme.
»Teri Gerlach, von der Nationalen Gesellschaft der Versicherungsmakler«, gab Joey zurück. »Oliver Caruso hat kürzlich eine Versicherung der Klasse 7 beantragt, und da er Sie als eine seiner Referenzen angegeben hat, würde ich Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
Es klickte leise, und Joey spürte, wie sie durch den Türspion betrachtet wurde. Sobald es draußen dunkel wurde, hatten Frauen in New York jede Menge Gründe, ihre Türen keinen Fremden zu öffnen.
»Wer steht noch auf der Liste?« fragte die Frau.
Wegen der Wirkung zog Joey einen kleinen Notizblock aus ihrer Tasche. »Mal sehen … eine Mutter namens Margaret … ein Bruder, Charles, Henry Lapidus von der Greene Bank und eine Freundin namens Beth Manning.«
Ketten klapperten, und Schlösser klackten. Als sich die Tür öffnete, steckte Beth den Kopf heraus. »Hat Oliver das nicht schon längst bewilligt bekommen?«
»Es geht nur um die Verlängerung, Miss Manning«, sagte Joey sachlich. »Aber wir überprüfen gern hin und wieder die Referenzen.« Sie deutete auf den Notizblock und lächelte. »Ich verspreche Ihnen, es sind nur ein paar einfache Fragen. Vollkommen harmlos.«
Beth zuckte die Schultern und trat von der Tür zurück. »Sie müssen die Unordnung entschuldigen …«
»Keine Sorge.« Joey lachte, während sie eintrat, und berührte kurz Beths Unterarm. »Bei mir sieht es fünfzigmal schlimmer aus.«
Francis Quincy war kein Hektiker und auch kein sonderlicher Pessimist. Wenn alle anderen ängstlich Löcher in den Teppich liefen, war es Quincy, der ruhig auf seinem Stuhl sitzen blieb und gelassen die Chancen abwog. Selbst als seine vierte Tochter drei Monate zu früh geboren wurde, lehnte sich Quincy gelassen zurück und zog Trost aus der Tatsache, daß sich in achtzig Prozent ähnlicher Fälle die Babys prächtig entwickelten. Damals waren ihm die Zahlen wohlgesonnen. Aber heute hatte er sie nicht mehr unter Kontrolle. Trotzdem geriet er nicht in Hektik.
»Hat er noch etwas gesagt?« fragte Quincy gelassen.
»Nichts … weniger als nichts«, erwiderte Lapidus hektisch. »Sie wollen nur, daß wir absolut nichts durchsickern lassen.«
Quincy nickte. Er stand am Eckfenster und starrte auf die beleuchtete Skyline hinaus. »Vielleicht sollten wir noch einen Tag warten, bevor wir die anderen Partner unterrichten.«
»Bist du verrückt geworden? Wenn die herausfinden, was wir da zurückhalten … Quincy, die schlürfen unser Blut zum Frühstück.«
»Ich sage dir das nicht gern, Henry, aber sie werden sowieso nach Blut schreien, ganz gleich, was passiert. Bis wir Oliver und das Geld finden,
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