Die Bank
können wir auch nichts dagegen unternehmen.«
»Ich habe schon zweimal angerufen. Gallo ist immer noch nicht zurück.«
»Wenn es dir das leichter macht, Henry, ich würde es nur zu gern auch mal probieren.«
»Das verstehe ich nicht …«
»Vielleicht muß Gallo es ja von beiden Seiten hören«, schlug Quincy vor.
Lapidus hielt inne und musterte seinen Partner. »Ja … nein … das wäre großartig.«
Quincy ging sofort zur Tür.
»Vergiß nur nicht, auf wessen Seite Gallo und DeSanctis stehen«, rief Lapidus ihm hinterher. »Wenn es hart auf hart geht, benehmen sich die Behörden auch nur wie irgendein beliebiger Klient: Sie achten nur auf ihren eigenen Vorteil.«
»Das brauchst du mir nicht zu sagen«, erwiderte Quincy im Hinausgehen. »Darüber weiß ich alles.«
»Also, wie sieht’s aus?« fragte DeSanctis. Er hatte den Hörer zwischen Kinn und Schulter eingeklemmt.
»Schwer zu sagen. Wir sind offenbar über ein paar Bodenschweller gerumpelt, aber es wird sich alles wieder beruhigen«, erklärte sein Mitarbeiter. »Und wie läuft’s bei euch? Wie kommt Gallo mit der Mutter zurecht?«
DeSanctis warf einen Blick durch den Spiegel und sah, wie Gallo Mrs. Caruso in den Mantel half. »Wir haben Rückendeckung«, erwiderte DeSanctis trocken.
»Das klingt aber nicht sehr zuversichtlich …«
»Zuversichtlich bin ich erst, wenn wir sie haben«, wiederholte er. Charlie und Oliver waren vielleicht einmal entkommen, aber das würde nicht ein zweites Mal passieren. Nicht, wenn so viel auf dem Spiel stand.
»Hast du mal daran gedacht, noch andere Agenten hinzuzuziehen?«
»Nein … Auf keinen Fall!« erwiderte DeSanctis. »Glaub mir, auf diese Kopfschmerzen können wir verzichten.«
»Also glaubst du wirklich, daß du und Gallo die Sache in aller Ruhe abwickeln können?«
»Ich persönlich sehe da wenig Entscheidungsspielraum … für keinen von uns.«
»Was soll das denn heißen?«
»Nichts«, erwiderte DeSanctis kalt. Er sah, wie Gallo Mrs. Caruso aus dem Verhörzimmer führte. »Mach du deinen Job, und wir machen unseren. Solange das funktioniert, haben sie keine Chance.«
27. Kapitel
»Das hätten wir«, sagt Oz und schlägt Charlie einen blauweißen Umschlag der Continental Airlines an die Brust. Ich reiße meinen sofort auf, und Charlie folgt meinem Beispiel. Flug 201, heute abend um 21:50 Uhr, Nonstop nach Miami.
»Sie haben uns doch nicht nebeneinandergesetzt?« frage ich.
Oz bedenkt mich mit demselben Sehe-ich-aus-wie-ein-Idiot-Blick, den Charlie gewöhnlich für mich reserviert hat. Aber das ist nicht der richtige Moment, um ein Risiko einzugehen. »25C«, sage ich zu meinem Bruder.
Er mustert sein Ticket. »7B.« Er dreht sich zu Oz um. »Sie haben mich in den mittleren Sitz gepfercht, richtig?«
Oz verdreht die Augen. Das war schon immer Charlies bester magischer Trick. Bring sie zum Reden. Oz greift zu der Versiegelungsmaschine, die auf einem Stapel Kisten steht, nimmt den Umschlag hoch und reißt ihn auf. »Erinnert ihr euch an den albernen falschen Personalausweis, mit dem ihr in der Highschool Bier kaufen konntet? Na gut, begrüßt mit mir das wahre Leben …«
Wie ein Polizist, der seine Marke zeigt, schiebt uns Oz die Plastikkarten zu. Es ist zweifellos ein perfekter Führerschein, mitsamt meinem Bild und dem brandneuen pechschwarzen Haar.
»Spitze«, meint Charlie.
Oz hat uns geraten, leicht zu erinnernde Namen zu wählen. Auf Charlies Ausweis steht Sonny Rollins, Meister des Saxophons und Jazzlegende. Auf meinem steht Walter Harvey. Das sind Dads erster und zweiter Vorname. Rein äußerlich und auch namentlich sind wir nun keine Brüder mehr.
Charlie küßt sein Bild. »Das Baby ist Gold wert …«
»Aber es ist nicht narrensicher«, warnt uns Oz. »Wie ich jedem flüstere, setz nicht alle Eier auf deinen Ausweis. Ihr kommt damit vielleicht in den Flieger … möglicherweise sogar in ein Hotel … aber viel weiter kommt ihr …«
»Was wollen Sie damit sagen?« unterbreche ich ihn.
»Das ist eben der Lauf der Dinge«, erklärt Oz. »Ganz gleich, für wie schnell ihr euch haltet, drei Dinge lassen immer die Katze aus dem Sack: Ego, Gier und Sex.« Er merkt, daß wir an seinen Lippen hängen, und redet schneller. »Beispiel Ego: Ihr beleidigt einen Kellner oder benehmt euch überheblich, Bingo. Genau deshalb erinnert sich der Bursche in dem Restaurant an euch und kann die Cops auf eure Fährte setzen. Beispiel Gier: Ihr kauft euch eine schicke Uhr, grabt eure Zähne
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