Die Bank
unserer Aufzeichnungen sind die beiden die reinsten Engel. Was hast du denn erwartet?«
Diesmal schwieg Joey eine Weile. »Nichts«, antwortete sie dann. Bevor sie weiterreden konnte, hörte sie das Piepen eines anderen Anrufs. Die Anrufer-ID zeigte Noreens Nummer. »Hör zu, ich muß los«, sagte sie. »Ich rufe später noch mal an.«
Mit einem kurzen Klicken hatte sie ihre Assistentin in der Leitung. »Gallo und Mom schon wieder da?« fragte Noreen.
Joey warf einen Blick auf den Computerbildschirm auf ihrem Beifahrersitz, wo ein blinkendes Dreieck sich auf einer elektronischen Straßenkarte in Richtung Brooklyn Bridge bewegte. »Sie sind unterwegs. Und bei dir? Irgendwas Interessantes?«
»Nur ein paar alte Unterlagen aus dem Personalbüro der Bank. Rein akademisch gesehen, waren Olivers Noten auf dem College ganz gut, aber nicht herausragend. Er hat damals wohl gleichzeitig zwei verschiedene Jobs gehabt. Eines davon war sein eigenes Unternehmen. In einem Semester hat er T-Shirts verkauft, und dann hat er am Ende sogar sein eigenes Umzugsunternehmen besessen. Man kennt diesen Typ–«
»Der ewige Jungunternehmer. Und was ist mit Charlie?«
»Zwei Jahre an der Kunsthochschule, dann ist er ausgestiegen und hat am City College zu Ende studiert. Auf beiden Schulen aber die schlimmste Art von Mittelmaß: erstklassige Noten in den Fächern, die ihm wichtig waren, befriedigend bis ausreichend in den anderen.«
»Und warum ist er ausgestiegen? Angst vor dem Erfolg oder Furcht vor dem Scheitern?«
»Keine Ahnung. Er ist eindeutig die Wild Card.«
»Genaugenommen ist Oliver die Wild Card«, korrigierte Joey sie. »Charlie ist vielleicht besser für ein Rendezvous geeignet, aber wenn es um Risiken geht, ist Oliver derjenige, der sich weiter in eine Welt vorgewagt hat, die nicht seine ist.« Joey wartete, aber Noreen widersprach nicht. »Und was hast du noch gefunden?«
»Das war alles«, sagte Noreen. »Null, nichts, nada. Abgesehen von der Hypothek für Moms Wohnung haben Charlie und Oliver noch ein paar überzogene Kreditkarten an den Hacken und völlig blanke Bankkonten.«
»Hast du überall nachgesehen?«
»Höre ich zu, wenn du sprichst? Führerschein, Sozialversicherung, Lebensversicherungen, Firmenunterlagen und alle anderen Einzelheiten unseres Privatlebens, das die Regierung seit Jahren an die Kreditagenturen verkauft – ich habe alles gecheckt. Ansonsten gibt es nichts Auffälliges. Wie war’s beim FBI?«
»Derselbe Tanz: keine Verurteilungen, keine Steckbriefe, keine Verhaftungen.«
»Das war alles?« fragte Noreen.
»Das ist erst der Anfang. Wann genau, hat Fudge gesagt, bekommen wir die Informationen über die Kreditkarten und die Telefonunterlagen?«
»Jede Minute«, erwiderte Noreen und sprach plötzlich schneller. »Es gibt da übrigens noch etwas, das dich vielleicht interessiert. Erinnerst du dich noch an die Apotheke, die ich überprüfen sollte? Nun, ich habe angerufen und gesagt, ich wolle im Auftrag von Olivers Krankenversicherung wissen, ob sie irgendwelche ungewöhnlichen Rezepte für Mr. Caruso hätten.«
»Und?«
»Nichts für Oliver …«
»Mist …«
»Aber sie hätten etwas für einen Mr. Caruso mit Vornamen Charles.«
Joey hielt inne. »Bitte sag mir jetzt nicht, daß du es vermass…«
»Oh, tut mir ja so leid. Habe ich Oliver gesagt? Ich meinte natürlich Charles. Richtig, genau, Charlie Caruso.«
»Wundervoll«, summte Joey. »Also, was hast du herausgefunden?«
»Er bekommt ein Rezept für Mexiletin.«
»Mexiletin?«
»Genau das habe ich auch gesagt. Dann habe ich in der Praxis des behandelnden Arztes angerufen, der nur zu gern bereit war, mir bei einer versicherungstechnischen Untersuchung zu helfen …«
»Du wirst langsam ziemlich gut in so was«, sagte Joey. »Und was ist das Endergebnis?«
»Charlie hat eine ventricula tachycadria.«
»Eine was?«
»Eine Herzrhythmusstörung. Er leidet daran, seit er vierzehn ist«, erklärte Noreen. »Daher kommen die ganzen Krankenhausrechnungen. Und wir dachten die ganze Zeit, ihre Mutter hätte sie verursacht. Hat sie nicht. Sie stammen alle von Charlie. Sie laufen wohl nur deshalb auf den Namen ihrer Mutter, weil Charlie damals noch minderjährig war. Pech für sie. Als der erste Anfall kam, brauchten sie eine Operation, um ihn wieder gesund zu machen. Die OP kostete einhundertzehntausend Dollar. Offenbar bringen Kanülen in seinem Herzen das Blut nicht richtig in Schwung.«
»Es ist also gefährlich?«
»Nur, wenn
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