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Die Bank

Die Bank

Titel: Die Bank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Charlie an. Sei vorsichtig , warnt er mich. Doch selbst ihm ist klar, daß wir irgendwo anfangen müssen.
    »Bis gestern haben wir in New York gelebt und in einer Bank gearbeitet«, beginne ich zögernd. »Am letzten Freitag sind wir dann auf alte Konten gestoßen …«
    »… und über eines gestolpert, das einem Marty Duckworth gehört«, unterbricht mich Charlie. Er hat bereits abgehoben.
    Ich will ihn unterbrechen, überlege es mir dann aber anders. Wir wissen beide, wer der bessere Lügner ist. »Soweit wir sehen konnten, war das Konto deines Vaters längst überfällig. Für das System war es ein abgetretenes Konto. Aber nachdem wir es gefunden und dem Chef des Sicherheitsdienstes gemeldet haben … na ja, seit gestern waren wir drei auf der Flucht. Und heute sind nur noch wir beide übrig.« Charlie kann nicht mehr weiterreden, er wendet den Kopf ab und verstummt. Er leidet immer noch unter dem, was passiert ist. Während er die Geschichte erzählt, scheint er immer noch zu hören, wie Shep auf die Holzbohlen kracht. Sein Blick ist mehr als beredt. Meine Güte, wie konnten wir nur so etwas Dummes tun?
    Charlie sieht Gillian an, die seinen Blick unbewegt erwidert. Mir ist es bisher gar nicht aufgefallen. Sie weicht nicht aus, sondern beobachtet immer. Ihre Blicke treffen sich, und erst in dem Moment gibt sie nach. Ihre Füße baumeln nicht mehr. Sie sitzt auf ihren Händen und rührt sich nicht mehr. Was sie auch in meinem Bruder gesehen hat – anscheinend kennt sie es nur zu gut.
    »Alles okay?« frage ich sie.
    Gillian nickt. Sie kann kaum sprechen. »Ich wußte … Ich wußte es …«
    »Sie wußten was?«
    Zuerst zögert sie und weigert sich, zu antworten. Wir sind schließlich immer noch völlig Fremde. Aber je länger wir hier sitzen, desto klarer wird ihr, daß wir genauso verzweifelt sind wie sie.
    »Was wußten Sie?« wiederhole ich hartnäckig.
    »Das irgendwas nicht stimmte. Ich wußte es in dem Moment, als ich den Bericht gelesen habe.« Sie bemerkt unsere Verwirrung. »Vor sechs Monaten war es ein ganz normaler Morgen. Ich habe mir einen Drink eingeschenkt, und plötzlich klingelt das Telefon. Sie sagen mir, daß mein Dad bei einem Fahrradunfall ums Leben gekommen ist. Er fuhr angeblich über den Rickenbacker Causeway, als ein Wagen von seiner Spur abgekommen ist …« Sie rutscht unruhig hin und her, als sie die Erinnerung daran durchlebt. »Wart ihr schon mal auf dem Rickenbacker?«
    Wir schütteln gleichzeitig den Kopf.
    »Das ist eine Brücke, die so steil wie ein kleiner Hügel ist. Als ich sechzehn war, war das schon für mich anstrengend. Mein Dad war zweiundsechzig. Er hatte Schwierigkeiten, über die asphaltierte Straße am Strand zu radeln. Nie und nimmer ist er den Rickenbacker hochgefahren.«
    Wir schweigen. Charlie reagiert als erster. »Haben die Cops …?«
    »Am Tag nach dem Unfall bin ich zu seinem Haus gefahren, um den Anzug auszusuchen, in dem er beerdigt werden sollte. Als ich die Tür aufmachte, dachte ich, ein Hurrikan hätte hier gewütet. Die Schränke waren in ihre Bestandteile zerlegt, Schubladen ausgekippt, aber soweit ich das beurteilen konnte, wurde nichts gestohlen außer seinem Computer. Aber das beste ist, statt der Polizei kam der …«
    »Secret Service«, beende ich ihren Satz.
    Gillian wirft mir einen Seitenblick zu. »Woher weißt du das?«
    »Wer ist wohl hinter uns her?«
    Mehr braucht es nicht. Wie zuvor bei Charlie sieht Gillian mir direkt in die Augen. Ich weiß nicht, ob sie nach der Wahrheit sucht oder einfach nur eine Verbindung herstellen will. Was auch immer, sie findet es jedenfalls. Ihre weichen blauen Augen starren direkt durch mich hindurch.
    Charlie hüstelt gekünstelt. »Und was haben sie deiner Meinung nach gesucht?«
    »Wer? Der Secret Service?« frage ich.
    »Wer denn sonst?«
    »Das habe ich nie herausgefunden«, erklärt Gillian. Ihre Stimme klingt leise und verloren. »Als ich ihr Büro in Miami angerufen habe, konnten sie dort keine Unterlagen über eine Ermittlung finden. Ich habe ihnen gesagt, daß ich die Agenten sogar getroffen hätte, aber da ich deren Namen nicht hatte, konnten sie nichts tun.«
    »Das ist alles? Du hast einfach aufgegeben?« fragt Charlie. »Fandst du das nicht ein bißchen merkwürdig?«
    »Charlie …!«
    »Nein, er hat ja recht«, meint Gillian. »Aber ihr müßt verstehen, wenn es um die Geschäfte meines Vaters ging, gehörten Geheimnisse einfach dazu. So war er eben.«
    Charlie beobachtet sie scharf, aber

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