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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Frau ist. Aber natürlich, Sie sind nicht wegen mir gekommen, sondern weil auch der Rest der Familie am Sonntag nicht in der Gemeinde war!« David faßte sich an die Stirn und grinste Schneider an. »Ich Idiot, Sie reden und reden und reden, und dabei wollen Sie einfach nur rumschnüffeln. Gut, ich sage Ihnen, daß Johanna und die Kinder auch die nächsten drei oder vier Sonntage fehlen werden, sie sind nämlich verreist. Und das, ohne Ihnen Bescheid zu sagen. Nur Alexander und ich sind hiergeblieben.«
    »Das stimmt nicht, Bruder Marquardt, das ist eine Unterstellung. Wir hatten schon lange vor …«, sagte Schneider erregt, doch David unterbrach ihn mit einer unmißverständlichen Handbewegung.
    Er verengte die Augen zu Schlitzen und fuhr leiser und sehr langsam fort: »Und warum sind Sie dann nicht schon längst einmal gekommen? Warum hat sich nicht schon längst einmal einer die Mühe gemacht zu sehen, wie wir leben? Meinen Sie, ich wüßte nicht, wie auch in der Gemeinde über uns geredet wird, nicht wenn wir dabei sind, sondern wenn wir außer Hörweite sind?! Ich sage doch, Ausreden, Fassade, Heuchelei! Ihr seid alle so verdammt verlogen! Wenn es Gott gibt, dann war er nie bei mir. Nicht als ich ein Kind warund auch jetzt nicht. Lange Zeit habe ich ihn angefleht, mir doch beizustehen, aber alles, was dabei herauskam, war, daß wir noch tiefer in der Scheiße versanken. Und jetzt gehe ich meinen Weg ohne Gott. Ich arbeite viel und hart, und ich bin dabei, meine Familie selbst aus diesem Dreck rauszuziehen. Wenn Gott es nicht tut, dann mache ich es eben selber.« Er hielt inne und biß sich auf die Lippe, sein Blick war abwesend. Dann sagte er: »Es gibt bei Gott so vieles, das keinen Sinn macht.«
    »Haben Sie Probleme mit irgendwelchen Geboten?« fragte Schneider.
    David lachte auf. »Die Frage mußte kommen! Welche Gebote meinen Sie denn, Rauchen, Alkohol? Oder etwa Keuschheit? Was, wenn ich Alkoholiker wäre? Würde ich vor ein Kirchengericht kommen?«
    »Nein, selbstverständlich nicht, aber …«
    »Gut!« sagte David mit maliziösem Grinsen. »Und was, wenn ich das hehre Gesetz der Keuschheit überträte, was dann?«
    »Es käme darauf an, in welcher Form das geschähe. Sie wissen, es gibt gewisse Abstufungen innerhalb dieses Gesetzes. Wenn Sie natürlich die Ehe brächen … aber das wissen Sie ja selber, und ich halte Sie für klug und integer genug, dies nicht zu tun. Sie würden nicht nur Gott, Sie würden vor allem Ihre liebe Frau verletzen. Und das hat sie nicht verdient.«
    »Gesetzt den Fall, ich würde übertreten, käme ich in die Hölle? Gesetzt den Fall, ich würde mich unsterblich in eine andere Frau verlieben, wäre das verwerflich?« David studierte mit Vergnügen in Schneiders Gesicht dessen entsetzte Reaktion, dann grinste er und sagte: »Sie sehen aus, als hätte eben jemand mit weißer Farbe über Ihr Gesicht gestrichen. Ich wollte nur Ihre Reaktion testen. Sie ist genauso ausgefallen, wie ich vermutet hatte.« Er blickte auf die Uhr. »Es tut mir leid, meine Herren, aber ich muß zu Thomas in dieKlinik. Ich habe ihn das ganze Wochenende über nicht gesehen.«
    »Macht er Fortschritte?«
    »Besuchen Sie ihn und überzeugen Sie sich selbst. Er würde sich bestimmt freuen.«
    »Dürfen wir, bevor wir gehen, ein Gebet mit Ihnen sprechen?«
    »Bitte, wenn
Ihnen
davon wohler wird.«
    »Mir ist immer wohl, wenn ich mit Gott spreche«, erwiderte Schneider mit leichtem Sarkasmus. »Knien wir uns hin?«
    Davids Kiefer mahlten aufeinander, doch er fügte sich der Bitte. Die Brüder verschränkten die Arme vor der Brust und schlossen die Augen, während David die Arme lasch an der Seite herunterhängen und die Augen offen ließ. Er hörte die Worte, die Bruder Schneider sprach, doch er nahm sie nicht auf. Nichts als ein paar leere Phrasen mehr.
    Als Schneider und der andere Bruder das Haus verließen, reichten sie David die Hand. »Ich würde mich wirklich freuen, Sie bald wieder in der Gemeinde begrüßen zu dürfen«, sagte Schneider, und es klang sogar ehrlich. Doch David machte ein ernstes, beinahe mürrisches Gesicht, sein Händedruck war schlaff. Er fühlte sich in Gegenwart der Brüder nicht wohl. Vielleicht war es sein Gewissen, das wieder einmal zu ihm sprach. Und als er die Tür hinter ihnen schloß, lehnte er sich mit dem Rücken dagegen, er hatte Herzklopfen und dachte:
Verdammte Bagage!
     
    Zwei Minuten nach den Brüdern verließ auch David das Haus. Eine riesige Urinlache auf der

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