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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hatten?! Erst Thomas, jetzt Nathalie! Wer würde als nächstes dran sein, Johanna, Alexander, Maximilian, seine kleine Entführung war ja im Vergleich zu dem, was Nathalie angetan worden war, harmlos gewesen. Seltsam, daß er selbst sich nicht mit in den Kreis der Gefährdeten einschloß. Daß er sich für ungefährdet hielt, daß er nicht in Betracht zog, diese Kreatur, dieser Kretin könnte ihm etwas anhaben. Während er weinte, glimmte für Augenblicke der Gedanke auf, was geschah, könnte tatsächlich mit ihm zu tun haben. Weder mit Thomas noch irgendwem sonst, allein er, David von Marquardt, war gemeint. Das hatte auch schon Henning gesagt. Doch was hatte er verbrochen, daß ein anderer, von dem er nur die Stimme kannte, ihm derart böse mitspielte? Hatte er überhaupt jemals irgend etwas verbrochen? Waren nicht alle Verbrechen an ihm begangen worden, war nicht ihm die Jugend und seine Firma gestohlen worden? War nicht er verdammt, in einem Rattenloch zu hausen? Hatte er denn je einen anderen Menschen mißhandelt, betrogen oder gedemütigt? Hatte er die ihm aufgetragenen Pflichten nicht erfüllt, hatte er nicht manchmal, wenn auch selten, etwas mehr als nur seine Pflicht getan? Hatte er nicht jahrelang Gott gedient (hatte er das wirklich, war er nicht auch nur einer von jenen Phrasendreschern gewesen, die er immer angeprangert hatte?), und erst als Gott seine Dienste nicht genügend würdigte, begonnen, sich einen anderen Weg aus seinem Schlamassel zu suchen? Gab es denn überhaupt etwas in seinem Leben, das eine so fürchterliche Rache verdiente?
    Als er nur noch leise vor sich hin schluchzte, klingelte das Telefon. Er wischte sich die Tränen mit dem Handrücken aus dem Gesicht, putzte sich die Nase und hob den Hörer ab.
    »Hör zu, Drecksau«, sagte die Fistelstimme hart und bösartig, »du weißt jetzt, wo der Hase langläuft! Wir wissen alles über dich und deine Sippe! Ihr werdet bluten, bis kein Tropfen mehr in euch ist. Jeder von euch!«
    »Halt, halt«, bat David mit bebender Stimme, »bitte, legen Sie nicht auf …«
    »Oh, auf einmal kannst du bitten! Wie war das doch gleich bei unserem letzten Gespräch, wie hast du mich da genannt? Wie zahm und ergeben du doch auf einmal werden kannst! Also, ich höre, Drecksau.«
    »Bitte, sagen Sie mir, warum Sie das alles machen. Ich weiß doch nicht einmal, was los ist! Ist es wegen Thomas? Schuldet er Ihnen Geld oder Rauschgift? Was ist es?« schrie David. »Bitte, bitte, bitte, sagen Sie es mir doch!!! Vielleicht kann ich die Schuld begleichen, auf irgendeine Weise! Ich könnte Geld auftreiben, es wäre sicher kein Problem!«
    Es entstand eine kurze Pause, David hörte nur das Atmen am anderen Ende der Leitung. »Ich führe nur aus, ich bin nicht der Auftraggeber. Ich müßte fragen. Aber das kann dauern, mein Auftraggeber ist zur Zeit nicht erreichbar. Er meldet sich erst Ende der Woche wieder bei mir.«
    »Dann sagen Sie mir wenigstens«, David schluckte schwer, und er meinte, der Speichel bliebe ihm in der Kehle stecken, »passiert diese Woche noch etwas?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
    »Was? Was wird passieren?«
    »Überraschung, Überraschung!«
    »Bitte, ich flehe Sie an, tun Sie Maximilian und meiner Frau nichts! Lassen Sie sie in Ruhe! Und auch Alexander, er ist ein anständiger Junge! Ich stelle mich Ihnen zur Verfügung, was immer Sie vorhaben.«
    »Arschloch, kleines, winselndes Arschloch! Du kommst schon noch dran, zur rechten Zeit. Freu dich drauf!«
    »Ich werde die Polizei einschalten …«
    Die Fistelstimme lachte satanisch auf. »Das hast du dochschon! Du meinst, das wissen wir nicht? Idiot! Aber sie werden nie etwas herausfinden. Nie, kapiert? Was immer geschieht, sie werden es auf deinen mißratenen Sohn Thomas schieben …«
    »Also doch Thomas!«
    »Denk, was du willst, ich melde mich wieder. Und wisch dir die Tränen aus dem Gesicht, Drecksau, Tränen machen häßlich!« Dann lachte er böse, hustete kurz und trocken und fuhr fort: »Ach, beinahe hätte ich’s vergessen, Drecksau. Ich soll dir ausrichten, daß du dein Testament machen sollst, dieses Leben geht manchmal verdammt schnell zu Ende. Übrigens, noch was; ich weiß, daß du ein elender Feigling bist, und ich weiß, daß Feiglinge besonders viel Angst haben, und genau deswegen wirst du am längsten auf die Vollstreckung deines Urteils warten müssen. Mach’s gut, Drecksau! Ich melde mich!«
    David war nicht mehr Herr seiner Gedanken. In seinem Kopf drehte sich

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