Die Bankerin
tatsächlich tiefer in der Scheiße zu stecken, als ich glaubte. Es ist vielleicht ganz gut, daß du die Kripo eingeschaltet hast, vor allem, daß dieser Henning auch noch ein Freund von dir ist.«
»Du bist also nicht sauer, daß er bei dir war?«
»Warum sollte ich? Für mich war es eh nur eine Frage der Zeit, bis das mit uns rauskommt, vor allem durch die Situation, in der du steckst. Mach dir keine Gedanken.«
Sie schaute zur Uhr, sagte: »Ich muß aber noch mal weg, ich hoffe, es macht dir nichts aus.«
»Nein, überhaupt nicht, es ist ja heute sowieso nicht unser Tag.«
»Du kannst hierbleiben, wenn du willst, und Esther Gesellschaft leisten, vorausgesetzt, sie legt Wert darauf … Esther«, rief sie, »macht es dir etwas aus, wenn David noch ein bißchen hierbleibt, während ich weg bin?«
»Nee, kann bleiben«, war die Antwort.
Nicole Vabochon stand auf, verschwand im Schlafzimmer. Sie zog sich um und kam fünf Minuten später wieder heraus, eine Handtasche über der rechten Schulter. Ein weiterer Blick zur Uhr, sie sagte: »Ich schätze, ich werde so gegen elf wieder hier sein. Bis dann.«
David nickte nur, trank seinen Whisky aus. Er schaltete den Fernseher ein, sobald sich die Tür hinter Nicole geschlossen hatte. Esther kam vom Balkon ins Wohnzimmer, setzte sich David gegenüber auf die Couch, blickte ihn an. »Weißt du was?« fragte sie. »Ich liebe dich. Ich liebe dich, so wie du bist.«
David setzte sich zu ihr, nahm sie in den Arm.
Donnerstag, 22.15 Uhr
Als Holbein seinen Mercedes durch die Toreinfahrt bis zur Garage lenkte, die Scheinwerfer löschte, ausstieg und die Tür zu seinem Haus auf dem Lerchesberg betreten wollte, sagte eine weibliche Stimme von der Toreinfahrt her: »Herr Holbein, könnten wir uns bitte einen Moment unterhalten?«
Holbein drehte sich nach der Stimme um, sah eine Frau mit langen schwarzen Haaren.
»Ja, bitte, um was geht es?«
»Nicht hier auf der Straße, es ist wichtig, glauben Sie mir.«
»Ich weiß nicht so recht, es ist ziemlich spät, und ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir.«
»Tun Sie mir den Gefallen. Es dauert auch nicht lange.«
»Also gut, wollen wir irgendwo hingehen, etwas trinken?«
»Einverstanden. Allerdings, wir können es auch in Ihrem Auto besprechen. Es dauert wirklich nicht lange. Es geht um ein Geschäft.«
»Was für ein Geschäft? Kenne ich Ihre Stimme nicht?«
»Nein, kaum möglich. Ich habe übrigens lange auf Sie gewartet. Deshalb sollten Sie mir ein paar Minuten geben. Bitte.«
Holbein zuckte mit den Schultern, ging auf die Frau zu, öffnete die Türen zu seinem Mercedes. Als sie die Türen zuschnappen ließen, ging die Innenbeleuchtung aus. Nur noch fahles Dämmerlicht fiel ins Wageninnere.
»Also, was gibt es so Wichtiges, daß Sie mich so spät abends noch sprechen möchten?«
»Gleich. Darf ich rauchen?«
»Bitte.«
Die Unbekannte öffnete ihre Tasche, holte eine Zigarette heraus, zündete sie an, ließ die Tasche offen. Sie inhalierte tief, griff erneut kurz in die Tasche. Holbein sah nicht, wassie herausholte, er spürte nur, wie rasend schnell etwas Spitzes ein paarmal in seine Seite gestochen wurde, er blickte ungläubig auf die neben ihm sitzende Person, wollte aus dem Wagen springen, ein schneller Schnitt über seinen Hals. Er schaffte es noch, aus dem Wagen zu kriechen, die Frau stieg aus, zertrat ihre Zigarette, ging um den Wagen herum, Holbein lag auf dem Boden, unfähig, ein Wort zu sagen, sie beugte sich zu ihm hinunter und stach zweimal schnell in seine Augen. »Adieu«, sagte sie und verließ Holbeins Anwesen. Sie lief etwa hundert Meter, hielt ein Taxi an, fuhr nach Hause.
Donnerstag, 23.10 Uhr
»Fast das gleiche Vorgehen wie bei Meyer und Neubert. Nur daß es diesmal nicht in einem Hotel passiert ist. Sichert mögliche Spuren um den Tatort und im Wagen. Wir warten jetzt noch auf den Arzt und die Spurensicherung. Danach fahr ich nach Hause und leg mich aufs Ohr. Ich werde mich morgen um alles weitere kümmern.« Henning sah den neben ihm stehenden Schmidt an, der nur nickte.
Arzt und Spurensicherung trafen im Fünfminutenabstand ein. Der Arzt stellte wortlos seinen Koffer neben den Toten, zog Gummihandschuhe über, tastete Holbein ab, maß die Körpertemperatur und blickte auf. »Er ist maximal eine Stunde tot. Das Blut ist noch nicht einmal vollständig geronnen …«
»Ich hab hier eine Zigarettenkippe«, sagte einer der Männer der Spurensicherung und packte sie in einen
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