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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Plastikbeutel.
    »Hat Holbein geraucht?« fragte Henning mehr sich selber,beugte sich in den offenstehenden Mercedes, schaute im Aschenbecher nach. Leer und sauber. Und soweit Henning sich erinnern konnte, hatte er in Holbeins Büro auch keinen Aschenbecher auf dem Tisch gesehen.
    »Kann man noch erkennen, um was für eine Marke es sich handelt?« fragte Henning.
    »Moment«, der Mann der Spurensicherung holte die Kippe aus dem Beutel, drehte sie zwischen den Fingern. »Lucky Strike.«
    »Hm, gut. Ist sie auf Fingerabdrücke zu untersuchen?«
    »Kaum, sie wurde ausgetreten.«
    Henning setzte sich in seinen Wagen, zündete sich eine Zigarette an, blieb einen Moment still sitzen, bevor er den Motor startete. Er lenkte den Wagen aus der Parklücke, fuhr langsam die verkehrsberuhigte Straße entlang. Er gelangte an einen Kreisel, bog nach links in die Mörfelder Landstraße ab, in etwa zehn Minuten würde er zu Hause sein. Er schnippte die ausgerauchte Zigarette aus dem Seitenfenster. Sie hatte also wieder zugeschlagen oder zuschlagen lassen. Ausgerechnet Holbein, der morgen sagen sollte, ob er die Stimme dieser Nicole Vabochon kannte. Irgendwer war ihm auch hier einen Schritt voraus gewesen. Er krallte die Finger um das Lenkrad, seine Zähne mahlten aufeinander. Während er vor seinem Haus hielt, den Motor ausschaltete und noch einen Moment sitzenblieb, lehnte er den Kopf gegen die Kopfstütze und murmelte mit grimmigem Blick: »Ich kriege dich doch. Ich kriege dich!«

Donnerstag, 23.05 Uhr
    Etwa zur gleichen Zeit, als die Leiche von Holbein gefunden wurde, kehrte Nicole Vabochon nach Hause zurück. Esther und David saßen noch immer vor dem Fernsehapparat. Sie stellte ihre Tasche ins Schlafzimmer neben das Bett und ging zurück ins Wohnzimmer. Sie schenkte sich einen Cognac ein, kippte ihn in einem Zug runter. Setzte sich in den Sessel, streifte die Slipper ab, legte die Füße auf den Tisch. Sie wirkte erschöpft.
    »So, jetzt werde ich noch eine rauchen und dann ins Bett gehen«, sagte sie. »Es war ein anstrengender Tag, ein wirklich anstrengender Tag. Aber er hat sich wenigstens gelohnt.«
    »Wieso, hast du ein Geschäft für die Bank abgeschlossen?«
    Sie gähnte, schüttelte den Kopf. »Nein, außerdem schließe ich für die Bank keine Geschäfte ab. Es ist auch nicht so wichtig«, sagte sie und erhob sich wieder. Sie begab sich ins Schlafzimmer, drehte sich noch einmal um, wünschte eine gute Nacht und schloß die Tür hinter sich.
    »Ich glaube, ich werde jetzt auch besser gehen«, sagte David und gab Esther einen schnellen Kuß auf die Lippen. »Wir sehen uns morgen, Engel.«
    »Bis morgen dann«, sagte sie leise, damit Nicole es unmöglich hören konnte. »Schlaf gut und paß vor allem gut auf dich auf. Denn ich liebe dich und möchte dich nicht verlieren.«
    »Keine Sorge, ich werde auf mich aufpassen. Und du gehst jetzt auch zu Bett, okay?«
    »Hatte ich sowieso vor. Tschüs.«

Freitag, 10.00 Uhr
    Polizeipräsidium. Lagebesprechung und Tagesplan. Die Nachbarn von Holbein sollten befragt werden, ob sie etwas Ungewöhnliches bemerkt hätten, Henning wollte noch einmal zu Dr. Vabochon fahren. Holbein war mit acht Stichen in den Bauch und Brustbereich sowie einem langen Schnitt quer über den Hals getötet worden. Einziger möglicher Hinweis auf den Täter oder die Täterin konnte die neben dem Mercedes gefundene Zigarettenkippe der Marke Lucky Strike sein. Die Besprechung war nach zehn Minuten beendet.
    Henning machte sich auf den Weg zur D EUTSCHEN G ENERAL-BANK . Dr. Vabochon saß wie eine Statue hinter ihrem Schreibtisch, eine Zigarette glimmte im Aschenbecher.
    »Bitte, was führt sie erneut zu mir?« fragte sie.
    »Nur ein paar Fragen«, sagte Henning und nahm Platz. Er warf einen Blick auf die neben dem Aschenbecher liegende Zigarettenschachtel, Gauloises.
    »Ist das Ihre Zigarettenmarke?« war seine erste Frage.
    »Ja, warum?«
    »Ziemlich starkes Zeug für eine …«
    »Frau? Irgendwann gewöhnt man sich daran.«
    »Seit wann kennen Sie Herrn von Marquardt persönlich?«
    »Moment, das kann ich Ihnen genau sagen, das war …« Sie drückte ein paar Tasten am Computer, wartete einen Moment, blickte auf den Bildschirm und schaute dann Henning an. »Das war genau am sechsundzwanzigsten April diesen Jahres. Ich habe ihm geschrieben, daß er mit all seinen Unterlagen zu mir kommen sollte, denn seine finanzielle Situation wurde stetig bedrohlicher. Und es war unmöglich, daß wir seinen Bitten um Stundung

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