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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Couch zusammensank und schlief. Und David fuhr, betrunken wie er war, wieder nach Hause.

Donnerstag, 19.30 Uhr
    Am Abend fuhr David, trotz der Warnung Hennings, abends wenn möglich das Haus nicht zu verlassen, wieder zu Nicole. Esther lag noch immer im Bett, die Tür zu ihrem Zimmer war geschlossen. Er erzählte Nicole mit stockender und schwerer Stimme von seinem angekündigten Tod. Nicole hörte eine Weile zu, ihr Gesicht war eine undurchdringliche Maske, sie rauchte und trank und sah David mit erschreckendem Ausdruck aus den leicht verschwommenen Augen an.
    »Hast du Angst vor dem Tod?« fragte sie kühl, als David geendet hatte.
    »Ja, ja, ja! Ja, ich gebe zu, ich habe vor nichts soviel Angst wievor dem Tod! Aber ich könnte genausowenig weiterleben, wenn ich wüßte, sie haben Maximilian etwas angetan!«
    Nicole stellte sich an die Balkontür und sah auf die Skyline von Frankfurt. Sie sagte mit leiser und trauriger Stimme: »Ich hatte auch Angst vor dem Tod. Schreckliche Angst. Ich habe keine mehr. Du solltest nicht so jammern, David von Marquardt. Jammern steht dir nicht.«
    »Du bist so verdammt kalt! Kannst du nicht ein wenig Mitleid haben? Ein klitzekleines bißchen Mitleid? Wo andere ein Herz haben, ist bei dir eine finstere Höhle!«
    »O doch, David, da war ein Herz, ein großes und gutes Herz. Bis vor siebzehn Jahren war dort ein Herz. Helmbrechts ist eine schöne Stadt, nicht? Zwar klein, aber man kann gut und billig dort leben, nicht? Es gibt viele Höfe in der Gegend, viele Bauern, viele Wälder, viele Weiden, viele Teiche und Tümpel und Weiher. Es gibt alles dort, nur manchmal stinkt es erbärmlich nach Katzendreck, du weißt doch, wenn der Ostwind aus der Tschechei herüberweht.« Sie sagte es sanft, mit verklärtem Blick, ohne David aus den Augen zu lassen. »Helmbrechts ist ein idyllischer Flecken am Ende der Welt. Die Leute sind nett, sie sind verlogen, sie sind bigott. Nicht anders als in jeder anderen Stadt auch. Du siehst, ich kenne Helmbrechts sehr gut.«
    David wußte nicht, was er denken sollte. Ein kühler Luftzug strömte durch die geöffnete Balkontür, das erste Mal seit Monaten, daß man etwas befreiter atmen konnte. Nicole drehte sich um, die Kälte und Härte ihres Blickes trafen David bis ins Mark.
    »Aber du, David von Marquardt, du bist das jämmerlichste Stück Dreck, das mir je untergekommen ist. Du hast Angst vor dem Tod? Du brauchst keine Angst mehr zu haben, du bist schon tot, mausetot. Du hast nichts mehr.« Sie machte eine Pause und setzte sich wieder und zündete sich eine weitere Zigarette an. Sie blies den Rauch in Davids Richtung. »Augenblick«, sagte er, und mit einemmal war er so nüchternwie lange nicht mehr, »was hat das zu bedeuten? Was erzählst du da von Helmbrechts, was weißt du von Helmbrechts, was weißt du von meinem Tod?«
    Sie sprach ruhig und gelassen weiter. »Alles, ich weiß alles. Du bist erledigt. So erledigt wie dein Vater, so erledigt wie Meyer, Neubert und Holbein, so erledigt wie deine gottverdammte verrottete Sippe! Ich habe keinen ausgelassen, jeder hat seinen Teil bekommen. Aber du hast den schwersten Teil zu tragen, denn du hast sie alle verloren …«
    »Was faselst du da für ein wirres Zeug? Ich verstehe nicht!« stammelte David.
    »Ich werde dir eine Geschichte erzählen, und dann urteile selbst, ob die Strafe nicht noch viel zu gering ausgefallen ist. Ich habe dir nie von meinen Eltern erzählt, nicht wahr? Nur von dem Leiden meines Vaters. Ich sagte dir, daß ich meine Mutter nicht kannte, und das stimmt. Meine Mutter hat sich nämlich das Leben genommen. Und weißt du auch, wie? Ja, du weißt es, du hast es mir selbst erzählt, du kennst sie sogar besser, als ich sie jemals gekannt habe. Du hast auf ihrem Schoß gesessen und hast mit ihr geschmust. Aber bevor ich sie kennenlernen konnte, hat sie sich eine Pistole in die Vagina geschoben und zweimal abgedrückt. Das ganze Zimmer war voller Blut, ihr Körper hatte einfach aufgehört zu existieren.« David saß da wie versteinert. »Oh, du siehst mich an, als wäre ich ein Gespenst! Tante Maria, so nanntest du sie doch, deine Tante Maria war meine Mutter! Und Onkel Gustav mein Vater. Ja, er war mein Vater, obgleich er nicht mein richtiger Vater war. Mein Gott, ihr verfluchte Sippe ihr, zur Hölle sollte ich euch alle schicken!« Sie stand auf, ihre Stimme bebte, ihre Hand mit der Zigarette zitterte, ihre Mundwinkel vibrierten, dann stieß sie speiend wie eine Kobra hervor: »Dein

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