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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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mal ist los?«
    »Ich habe dir einen Brief geschrieben, den du wahrscheinlich heute noch erhalten wirst.«
    »Augenblick …«
    Sie legte einfach auf.
    Der Brief kam um halb zehn. Es waren zwei Seiten, nicht sonderlich eng beschrieben.
David,
    ich habe bewußt das »lieber« weggelassen, denn ich glaube, daß ich dieses Wort aus meinem Sprachschatz im Zusammenhang mit Dir streichen werde. Es gibt nicht viel, was ich Dir zu sagen habe, doch das wenige genügt sicherlich. Ich habe lange Zeit geschwiegen, weil ich trotz aller Zweifel immer an Deine Unschuld geglaubt habe, doch jetzt gibt es keine Unschuld mehr, jetzt ist mir alles klargeworden. Du hast ein Verhältnis, und ich gestehe es Dir zu. Ein reizvolles Mädchen – wie alt ist sie, achtzehn, neunzehn, oder jünger? Sie ist schön, äußerlich. Ich weiß aber nicht, wie es in ihr aussieht. Wie lange geht es schon zwischen euch? Einen Monat, zwei? Ich hätte wissen müssen, daß es eines Tages soweit sein würde, daß Du mich verläßt. Ich hätte nur nicht gedacht, daß Du mich so demütigen würdest.
    Aber ich werde nicht die dumme Kuh sein, die denHaushalt führt und alles macht, damit der liebe Mann sich wohl fühlt. Ich bin schon einmal von einem Mann schäbig behandelt worden, doch die Schläge, die er mir versetzt hat, taten nicht halb so weh wie das, was Du getan hast. Nicht nur, daß Du es mit einem jungen Mädchen treibst, Du hast sogar Deinen Körper für Geld verkauft! Du bist die erbärmlichste Kreatur, ich möchte sagen Hure, die mir je über den Weg gelaufen ist. Ich weiß jetzt, warum Du Dich von Gott abgewandt hast, Du hast es getan, weil Du Dein Tun nicht länger mit Deinem Gewissen vereinbaren konntest. Du bist ein Scheißkerl!
    Ich werde, sobald ich in Frankfurt bin, die Scheidung einreichen. Die Beweise gegen Dich sind derart eindeutig, daß es sinnlos wäre, sie zu leugnen.
    David, es gab eine Zeit, da war ich fest überzeugt, unsere Liebe würde ein Leben lang halten. Ich habe Dir alles gegeben, das zu geben ich imstande war. Doch Du hast mich nur benutzt. Alles Unglück dieser Welt ist in den letzten Wochen und Monaten über uns hereingebrochen; ich glaubte, wir würden alle noch so tiefen Tiefen gemeinsam überstehen.
    Ich wünsche Dir für Deine Zukunft alles Gute, wirklich, das tue ich, aber um Himmels willen, ich will Dich nie wieder sehen! Ich werde mit den Kindern so lange hierbleiben, bis ich weiß, daß Du ausgezogen bist.
    Johanna
    Er stand einen Augenblick wie versteinert, preßte die Lippen zusammen. Er hielt den Brief noch immer zwischen den Fingern, warf einen Blick darauf und riß ihn dann wütend entzwei. Trank einen Tee mit Whisky, das Zeug schmeckte von Tag zu Tag besser, und sein Denken wurde klarer. Um halb zehn klingelte das Telefon. Es war die Fistelstimme.
    »Guten Morgen, Drecksau! Wie geht’s?«
    »Was wollen Sie schon wieder?«
    »Hat dein Frauchen sich schon gemeldet? Was wird sie nur von dir denken? Eine Scheidung, mein Lieber, ist eine verdammt teure Angelegenheit, vor allem, wenn man noch so hohe Schulden hat. Du wirst bluten, bis kein Tropfen mehr in dir ist. Na, Drecksau, wie fühlst du dich?«
    »Bestens, Arschloch! Bestens!«
    »Oh, oh, oh, wie rüde du mit mir sprichst! Ich dachte, du wolltest das nicht mehr tun? Aber gut, Drecksau, du sollst deine Chance haben. Ach ja, da fällt mir ein, du hast ja noch einen Sohn, wie heißt er gleich, Maximilian, genau, Maximilian heißt das gute Stück. Du hängst sehr an ihm, ist mir gesagt worden. Und er an dir. Ich sag dir was, du kannst sein Leben retten, im wahrsten Sinne des Wortes. Dein Leben gegen seines. Nun, was hältst du von dem Deal? Mein Auftraggeber findet, du hast sowieso schon viel zu lange gelebt. Und jetzt, wo deine Familie nichts mehr von dir wissen will, jetzt macht es doch nichts mehr, wenn du diese ohnehin so schlechte Welt verläßt. Es kostet mich nur einen Anruf, dann ist dein Liebling Maximilian tot! Ich würde an deiner Stelle nicht zu lange zögern.«
    »Sie wollen mich töten?« fragte David mit tonloser Stimme.
    »Und wenn Sie mich nicht töten, dann wären Sie fähig, Maximilian umzubringen?«
    »Leider ja. Das ist das Gesetz, Drecksau!«
    »Was soll ich tun?«
    »Jetzt noch gar nichts, Drecksau. Wir melden uns zu gegebener Zeit wieder. Einen schönen Tag, und erhol dich gut.« Er lachte böse und hart und legte auf. David lief durch eine Nebelwand in die Küche, wo Alexander am Tisch saß – er hatte sechzehn Stunden geschlafen und sah

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