Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
ein tonnenschweres Bleigewicht läge auf seiner Brust, sein Mund war ausgetrocknet, das Herz galoppierte in wildem Stakkato, als wollte es der Enge des ihn umgebenden Raumes entfliehen. Er fürchtete sich, ohne zu wissen wovor. Hätte er nur den Traum deuten können! Er setzte sich auf, nahm den Kopf zwischen die Hände, versuchte, ruhig zu atmen, allmählich hörte das hämmernde Stakkato auf. Aber er konnte nicht mehr einschlafen. Nach einer Weile des Wachliegens stand er auf, nahm aus dem Medizinschrank das Fläschchen mit dem Valium, träufelte fünf Tropfen in ein Glas, gab Wasser dazu, trank aus. Er legte sich zurück ins Bett und schloß die Augen. Angst.

Montag, 8.30 Uhr, Polizeipräsidium
    Lagebesprechung. Henning saß hinter seinem Schreibtisch, rauchte, während er die Akte Edouard Meyer in der Hand hielt. Ihm gegenüber saßen oder standen vier Kollegen, die gespannt auf das warteten, was Henning ihnen zu sagen hatte.
    Der beugte sich nach vorn, drückte die Zigarette aus, schloß das Fenster, der Krach von der Straße störte ihn. Er nahmseinen Becher Kaffee, trank einen Schluck, sagte: »Also, hier der Bericht über das, was wir bis jetzt über diesen Meyer rausgefunden haben. Er kam bereits am Mittwoch aus Asunción/Paraguay hier an. Das Zimmer im P LAZA C ENTRAL war für ihn reserviert, von wem, kann allerdings keiner sagen. Er war ein unauffälliger Gast, so wird er zumindest vom Personal beschrieben. Wir haben uns mit der deutschen Botschaft in Paraguay in Verbindung gesetzt, die rausfinden sollen, seit wann Meyer dort lebte und vor allem
wie
er lebte. Ich gehe davon aus, daß ein reicher Mann wie er nicht in einer billigen Absteige hauste. Ich hoffe, wir bekommen die Antwort noch heute. Wir haben das gesamte Hotelpersonal befragt, ob ihnen jemand Fremdes in oder an seinem Zimmer aufgefallen ist, aber keiner will etwas gesehen haben. Irgendwer muß sich jedenfalls Zutritt zu seinem Zimmer verschafft haben, denn alleine wird er sich wohl kaum die Kehle durchgeschnitten und die Hand abgehackt und aufs Bett gelegt haben.« Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr: »Also, wer ist der oder die Unbekannte oder vielleicht sogar die Unbekannten, die Meyer ins Jenseits befördert haben? Wie sind er oder sie ins Hotel gelangt? Es gibt vierunddreißig Personen, die einen Schlüssel für den Hintereingang haben. Meine Vermutung ist, daß wir unter diesen vierunddreißig den- oder diejenige finden werden, der oder die den oder die Täter ins Haus gelassen hat. Eine andere Vermutung allerdings ist auch, daß der Mörder selbst in dem Hotel wohnte und nur darauf wartete, daß Meyer zurückkam. Vielleicht hatten sie sogar eine Verabredung. Nach der fast rituellen Vorgehensweise nehme ich beinahe an, daß Meyer seinen Mörder kannte und ihn arglos empfing. Und weil er nicht gestört werden wollte, gab er dem Personal die Anweisung, bis achtzehn Uhr nicht gestört zu werden. Den Obduktionsbericht können Sie alle lesen, auch den der Spurensicherung. Das war’s fürs erste von meiner Seite. Fragen?«
    »Ja, eine«, meldete sich Kommissar Leitner zu Wort. »Wasist mit seinem früheren Chef, diesem Marquardt? Könnte er etwas damit zu tun haben? Er hätte tausend Gründe …«
    »Ich war am Samstag bei ihm. Man hat ihm ein nettes Päckchen geschickt – mit einer hochgiftigen Lanzenotter. Zum Glück war sie tot, sonst würde es auch Marquardt nicht mehr geben. Er fällt erst mal raus aus den Ermittlungen. Ich möchte Sie jetzt bitten, noch einmal das Personal zu befragen und außerdem die Verkäufer und Verkäuferinnen der Geschäfte, in denen er eingekauft hat. Wenn’s weiter nichts gibt, meine Herren, dann können Sie jetzt gehen.«
    Er lehnte sich wieder zurück, zündete sich eine Zigarette an, trank seinen Kaffee aus, dachte nach. Irgend etwas paßte nicht zusammen … Die Frage, die ihn am meisten beschäftigte, war: Warum war Meyer nach Deutschland zurückgekehrt?

Montag, 20.00 Uhr
    Das Wochenende war vorüber, am Montag ließ er sich den Kontostand ausdrucken. Dr. Vabochon hatte wie versprochen die erste volle Rate bezahlt, wie, das sollte ihr Geheimnis bleiben. Auf einmal standen ihnen jedenfalls achtzehnhundert Mark mehr zur Verfügung. Einerseits war er glücklich, denn die Arbeit war einfach und bereitete ihm wenig Mühe, und insgesamt hatte er bisher nur zweimal mit Nicole geschlafen (auch wenn es ein leichtes für ihn gewesen wäre, es öfters zu tun). Sie saßen vor dem Fernsehapparat, spielten

Weitere Kostenlose Bücher