Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
ihren Zimmern gestürzt. »Geht zurück, das ist nichts für euch«, sagte David mit tonloser Stimme. »Bitte, geht wieder in eure Zimmer.« Und als sich keiner rührte, schrie er sie an: »Seht endlich zu, daß ihr verschwindet!«
    Er bückte sich wieder, faltete den Karton zusammen, schluckte schwer. Johanna hatte sich wieder beruhigt, ihr Atem ging noch immer schnell und rasselnd. Sie trat näher, sagte fassungslos: »David, was soll das? Wer macht so was?«
    Er drehte den Kopf ein wenig, sah sie von der Seite an, stieß leise hervor: »Wenn ich das wüßte! Wenn ich das bloß wüßte!«

Samstag, 14.00 Uhr
    Manfred Henning kam um kurz vor zwei. David öffnete die Tür, bat ihn in die Wohnung. Johanna war noch in der Küche beschäftigt, Nathalie und Alexander waren jeweils bei Freunden, Thomas büffelte für eine Klausur. David hatte Henning seit etwa drei Monaten nicht gesehen, er wirkte übernächtigt, hatte tiefe Ringe unter den Augen, er hätte ihn fast nicht wiedererkannt, denn bei ihrem letzten Treffen trug er noch einen Vollbart. Er hatte ihn abgenommen, sein Haar war jetzt kürzer, er trug eine andere Brille.
    »Können wir uns ungestört unterhalten?« fragte Kommissar Henning.
    »Gehen wir ins Wohnzimmer. Ich sag nur schnell Johanna Bescheid, daß wir nicht gestört werden wollen.«
    Manfred Henning begab sich ins Wohnzimmer, setzte sich auf die Couch, die an einigen Stellen Risse im Polster aufwies, und schlug die Beine übereinander. David kam kurz darauf, schloß die Tür.
    »Möchtest du was trinken?« fragte er.
    »Nein … oder ein Glas Wasser, wenn du hast.«
    David holte eine Flasche Mineralwasser und zwei Gläser, schenkte ein. Henning nahm einen Schluck, stellte das Glas auf den Tisch und faltete die Hände.
    »Also, schieß los, was gibt’s so Wichtiges, daß du mich so dringend sprechen mußt? Du hast dich sehr geheimnisvoll angehört am Telefon.«
    »David, ich bin gekommen, um dir ein paar Fragen zu stellen, die ich dich bitte, so genau und vor allem so ehrlich wie möglich zu beantworten. Wo warst du gestern morgen zwischen vier Uhr dreißig und sieben Uhr?«
    David beugte sich nach vorn und sah sein Gegenüber mit zu Schlitzen verengten Augen an. »Warum willst du das wissen?« fragte er zischend.
    »Beantworte nur meine Frage. Wo warst du in dieser Zeit?« David schüttelte nur den Kopf. »Wo sind normalerweise Menschen um diese Zeit? Entweder noch im Bett, oder sie machen sich bereit für den Weg zur Arbeit … Ich habe bis halb acht geschlafen, bin dann aufgestanden, und um Punkt halb neun bin ich hier weggefahren. Zufrieden?«
    »Kann Johanna bestätigen, daß du um diese Zeit zu Hause warst?«
    »Sag mal, spinnst du? Was soll diese Scheißfragerei?« fragte David aufgebracht. »Natürlich kann sie das!«
    »Wie lange hat sie geschlafen?«
    »Sie steht jeden Morgen etwa um Viertel vor sieben auf.« Er schloß die Augen, zwang sich zur Ruhe, atmete langsam ein und wieder aus, sagte: »Bitte, verrat mir, was los ist.«
    »Dr. Edouard Meyer …«
    »Was ist mit Meyer? Habt ihr dieses verdammte Arschloch endlich gefunden?«
    »Meyer ist tot«, sagte Henning und beobachtete genau jede Reaktion von David. Der schaute ihn nur an, erwiderte nichts. Henning fuhr fort: »Wir haben Meyer gestern abend gefunden, jemand hat ihn ganz schön zugerichtet. Die Kehle durchgeschnitten, die rechte Hand abgehackt, er war nackt, lag auf dem Fußboden …«
    David lachte zynisch auf: »Und du glaubst … nein, das kann nicht wahr sein … du glaubst wirklich, ich hätte etwas damit zu tun? Du mußt verrückt sein, wenn du mir so was unterstellst!«
    »Moment«, sagte Henning mit einer beschwichtigenden Handbewegung, »du bist der erste und bis jetzt einzige, der einen triftigen Grund gehabt hätte, ihn zu beseitigen. Mein Gott, der Mann hat dich ruiniert, er hat dein Lebenswerk zerstört, welchen besseren Grund könnte es geben, einen Menschen umzubringen? Es sind schon Leute für viel weniger getötet worden.«
    »Wo hat man ihn gefunden?«
    »Im P LAZA C ENTRAL .«
    »Was hat er hier in Deutschland gewollt? Wo kam er her?« wollte David wissen.
    »Er hatte einen paraguayischen Paß. Und er hatte sein Aussehen verändert.«
    Bevor Henning noch etwas hinzufügen konnte, sprang David auf, rannte aus dem Wohnzimmer, kehrte wenig später mit dem Paket zurück, das er am Morgen erhalten hatte. Er reichte es wortlos Henning, der ihn fragend ansah.
    »Mach’s schon auf«, forderte David ihn mit kalter Stimme

Weitere Kostenlose Bücher