Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
dir persönlich zu tun. Ich werde es dir beweisen.«
    »Zeig mir nur, daß du mich noch liebst. Ich weiß, ich bin nicht mehr begehrenswert, und ich kann sogar verstehen, wenn du nicht mehr so oft Lust hast, mit mir zu schlafen. Aber mein Körper ist verbraucht. Fünf Kinder, David, fünf habe ich zur Welt gebracht, auch wenn eines davon nicht mehr lebt.« Eine kurze Pause entstand, sie hielt das Taschentuch zwischen den Händen, blickte zu Boden und fuhr fort mit einem leichten Lächeln: »Weißt du noch, Sabrina sollte sie heißen. Sie war das hübscheste Baby, das man sich nur vorstellen kann. Und dann das … Und jetzt, jetzt sind da die Sorgen, andere Sorgen. Manchmal frage ich mich, was habeich eigentlich vom Leben gehabt? Weißt du’s? Meinst du vielleicht, der Reichtum der vergangenen Jahre hat mir wirklich etwas bedeutet?! Sicher, es war angenehm, nicht jeden Pfennig umdrehen zu müssen. Aber im Grunde habe ich mir immer nur ein harmonisches Familienleben gewünscht.«
    David nahm sie in den Arm und zog sie an sich. Er holte tief Luft, gab ihr einen Kuß auf die Wange und einen auf die schweißnasse Stirn. »Wir schaffen’s! Und jetzt warten wir die Hypnosebehandlung von Thomas ab. Was immer in seinem Unterbewußtsein vergraben liegt, sie werden es herausfiltern. Und diese verdammten Anrufe ignorieren wir einfach!«
    »Und die Schlange? Die zerstochenen Reifen, den Lack? Ignorieren wir das auch?«
    »Ich bin versichert, und solange ich versichert bin, ignoriere ich es! Ich bin müde.«
    »Ich räume nur schnell das Bügelzeug weg.«
    »Laß dir Zeit, ich muß noch duschen.«
    Als David sich nach dem Duschen nackt ins Bett legte, ging über ihnen die Musik an. Als sollte der gesamte Stadtteil beschallt werden. David rollte sich auf die Seite und preßte das Kissen auf seine Ohren. Jemand schrie von der Straße oder von einem anderen Fenster aus, dieser gottverdammte Lärm solle endlich abgestellt werden, es gäbe schließlich Leute, die morgens zur Arbeit gehen müßten. Noch etwas später kam die Polizei, danach kehrte Ruhe ein.
     
    David schlief nicht sofort ein, er kroch rüber zu Johanna, die auf dem Rücken lag und die Hände über dem Bauch gefaltet hatte. Sie trug ein leichtes, kurzes Baumwollnachthemd, im schwach durch das Fenster fallenden Licht sah er nur ihre Umrisse. Er ließ langsam seine rechte Hand über ihre Beine streichen, ihre Hände und ihre Brust. Sie rührte sich nicht. Er sagte nichts, sie verhielt sich still, atmete nur ruhig und gleichmäßig. Es war das gleiche Spiel wie seit vielen Jahren,er konnte sie nur bei gelöschtem Licht lieben, brachte es nicht fertig, ihr in die Augen zu sehen oder dabei mit ihr zu sprechen. Er ließ nur seine Hände und seine Lippen und seine Zunge sprechen. Er spürte ihr Verlangen, Wochen waren – wieder einmal – seit dem letzten Mal ins Land gezogen, aber Johanna beklagte sich nicht mehr darüber. Sie nahm seine Liebkosungen, wenn er bereit war, sie ihr zu geben. Sie wußte ja selbst, daß ihr Körper seine Anziehungskraft verloren hatte und daß an diesem Zustand für den Rest ihres Zusammenlebens nichts zu ändern war. Doch Johanna war eine vergebende, liebevolle Person, die selbst nicht gegebene Liebe vergab, nach der sie sich sehnte. Sie träumte oft von Berührungen und Liebkosungen, aber sie wäre nie auf die Idee gekommen, sich die Erfüllung dieser Sehnsüchte woanders zu holen, nicht einmal in Gedanken, auch wenn Nicole anderes behauptete. Sie hatte sich mit ihrem Leben abgefunden, dessen Sinn sie nicht verstand, aber sie war eine demütige Frau, deren Demut nicht geheuchelt war, sondern aus tiefstem Herzen kam. Sie lag still, als Davids Hände und Lippen ihren Körper, diese längst bekannte und oft durchstreifte Landschaft, wieder einmal nach langer Zeit erkundeten, und nach einer Weile bewegte sie sich und schlang ihre Arme um David (der dabei unentwegt an Nicoles vollkommenen Körper dachte!). Sie liebten sich kurz, doch intensiv, und jedesmal danach glaubte sie, daß David sie liebte. Und sie liebte David, auch wenn er in letzter Zeit Angewohnheiten angenommen hatte, die ihr nicht gefielen.
    Johanna schlief in Davids Arm ein, glücklich, wieder einmal geliebt worden zu sein. Sie würde dieses Liebesspiel speichern, wie ein Kamel Wasser speicherte, denn es würde, das wußte sie, eine ganze Zeit vergehen bis zum nächsten Mal.
     
    David träumte wieder. Er war eingeschlafen kurz nach dem Sex mit Johanna, er fand, es war wieder einmal

Weitere Kostenlose Bücher