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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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dann auf einmal war alles zu Ende. Und seit einem Jahr können wir ihm nichts mehr bieten. Ich glaube, nur dieses Geld ist schuld an dem, was mit Thomas passiert ist. Und wer ist der nächste? Alexander? Was macht er, wenn er Abend für Abend weggeht und wir nicht wissen, wohin?« Sie hielt inne und sagte dann noch einmal: »Was haben wir nur falsch gemacht? Was?«
    David zuckte hilflos mit den Schultern. Ihre Worte, ihr seltsam trauriger und auch anklagender Blick, diesmal verletzten sie ihn nicht. Wie recht sie doch hatte! Aber er hatte es immer gewußt – nur wer Geld hat, hat die Freiheit zu handeln. Nur wer Geld hat, kann auch den Kopf frei haben für die wesentlichen Dinge im Leben, er hatte es jahrelang ja selbst erlebt. Und gerade jetzt, wo sie begannen, sich freizuschwimmen, jetzt schien es zu spät.
Alea iacta est! Der Würfel war gefallen.
David lehnte sich mit dem Rücken gegen das Fensterbrett und sah Johannas traurige Gestalt an.
    »Was wir falsch gemacht haben? Nichts, und das weißt du. Aber wir werden nicht aufgeben, zu kämpfen und zu hoffen. Egal, was auf uns zukommt, wir werden uns nicht unterkriegen lassen. Wir müssen einfach zusammenhalten und stark sein. Es geht doch bergauf! Schatz, schau«, sagte er und breitete die Arme aus, »vielleicht ist es zu spät, die Fehler der Vergangenheit wiedergutzumachen, vielleicht aber auchnicht. Ich tue mein Bestes, und das weißt du. Ich lasse meine Familie nicht im Stich.«
    Johanna sah David kurz an, ihre Hände verkrampften sich ineinander, bis die Knöchel weiß hervortraten. »Und Gott?« fragte sie.
    »Du gibst einfach nicht auf, was?« fragte David zornig, verschränkte die Arme über der Brust und kniff die Augen zusammen. Seine ganze Haltung war Abwehr.
    »Wäre es nicht besser, wir würden ihn in unsere Zukunft integrieren? Wie früher?« fragte sie vorsichtig.
    »Und was ist daraus geworden?« fragte er hart und zynisch.
    »Wir haben es nie richtig probiert. Ich vertraue auf ihn …«
    »Gut, vertrau du auf ihn … ich vertraue auf mich. Wir teilen das Vertrauen gerecht auf.«
    Johanna wandte ihren Blick ab. Sie weinte, stand auf, ging zum Nachtschrank und wischte sich mit einem Taschentuch die Tränen ab, putzte sich die Nase. David reagierte nicht. Nach einer Weile sagte Johanna mit belegter Stimme: »Wir haben nie an einem Strang gezogen. Du hast zwar immer vorgegeben, an Gott zu glauben, in Wirklichkeit aber warst du immer meilenweit von ihm entfernt. Du bist nur mir zuliebe in die Kirche gegangen …«
    »Das stimmt nicht ganz!« protestierte David. »Ich bin lange Zeit gerne dorthin gegangen, aber gut, jetzt nicht mehr. Die Zeiten und meine Einstellung haben sich eben geändert.«
    »Deine Einstellung zu vielem hat sich geändert, David. Nicht nur zur Kirche. Du gehst eigene Wege, ich merke das. Es muß doch einen Grund geben, warum du angefangen hast zu trinken! Du schläfst kaum noch mit mir, obwohl du genau weißt, daß ich mich nach deiner Zärtlichkeit sehne. Aber ich spüre schon lange, daß du mich nicht mehr liebst. Du bist zwar da und doch weit, weit weg.«
    »Mein Gott, nach zwanzig Jahren benimmt man sich nicht mehr wie frisch Verliebte …«
    »Als ob ich das verlangen würde! Es wäre sogar albern,würde man sich mit vierzig noch so benehmen wie mit zwanzig. Ich habe einfach nur das Gefühl, wir haben uns auseinandergelebt. Als hätten die Sorgen unsere Liebe zugeschüttet.« Ein kurzer, undefinierbarer Blick auf David, dann: »Schön theatralisch ausgedrückt, nicht? Aber ich sage es, wie ich es fühle. Irgendwann einmal dachte ich naives Huhn, wir würden alle Höhen und Tiefen gemeinsam durchstehen und was immer sich uns in den Weg stellt zusammen wegräumen. Ich war einmal überzeugt, unsere Liebe würde alles überdauern.«
    »Nichts hat ewig Bestand.«
    Johanna schloß die Augen und seufzte. »Siehst du, ich wußte es. Zum ersten Mal seit langem bist du ehrlich zu mir. Ich bin alt und verbraucht und du bist jung und attraktiv. Ich hätte mir im klaren darüber sein müssen, daß der Tag kommt, an dem ich dir zuviel werde …«
    »Ach komm, jetzt mach doch nicht so ein Theater! Als ob du mir zuviel werden würdest! Aber gut, vielleicht stecke ich in einer persönlichen Krise. Ist das nicht erlaubt, wenn man in der Mitte seines Lebens steht und auf die ganze Scheiße zurückblickt? Mir steht alles bis zum Hals, und ich finde mein Leben zum Kotzen! Reicht dir das?« Er hielt inne, holte tief Luft. »Es hat aber nichts mit

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