Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
an der Zeit gewesen, seine körperliche Pflicht ihr gegenüber zu erfüllen,auch wenn es ihm schwerfiel und er sich diesmal vorgestellt hatte, Nicole unter sich liegen zu haben. Ihre vollen, weichen Brüste, diesen flachen Bauch, diese festen Schenkel.
    Der Alptraum! Wieder und wieder und wieder bohrte er sich in Davids Schlaf und peinigte ihn. Vaters blaues Gesicht, David hatte den Eindruck, als würde es von Mal zu Mal ein wenig blauer und düsterer, seine Augen etwas trauriger, als fielen seine Haut und sein Fleisch schneller vom Kopf ab. Tante Maria, diesmal sah er sie zuerst schwanger, diesen riesigen Ballonbauch, und dann wechselte das Bild urplötzlich, und er sah sie, wie sie sich weinend die Pistole in die Vagina schob und ganz schnell zweimal abdrückte. Aber sie war nicht tot, ihr Körper war zerfetzt, nur ihr Gesicht sah unendlich melancholisch, betrübt und kummervoll aus, und eine Träne löste sich aus dem linken Auge und glitt in Zeitlupe über ihre Wange. Und da war Onkel Gustav, der, die kleine Tochter an der Hand, eine endlose, lange Straße entlanglief und sich aus dem Traum entfernte, einen Koffer in der rechten Hand, während die Kleine diesen länglichen, spitzen Gegenstand in der Linken hielt. Es muß zur Abendzeit gewesen sein, die Sonne versank gerade in einem riesigen, blutroten Ball hinter der Biegung des Horizonts. Und dann sah er ein Haus, ein großes, schönes Haus inmitten eines prächtigen Parks mit hohen, weitausladenden Eichen, akkurat geschnittenem Rasen und unzähligen Blumen, und Rhododendron und Flieder und Ginster blühten. Und er meinte, den über allem liegenden Duft aufzusaugen, diesen Wohlgeruch inmitten der friedvollen Szenerie. Es war, als schaute er durch eine Kamera und drehte sich im Kreis mit ihr. Doch als er sich einmal um die eigene Achse gedreht hatte und wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrte, war plötzlich die Sonne weg, und das Bunte welkte in Sekundenschnelle dahin und wandelte sich in tiefes, düsteres Grau, und aus den Fenstern und Türen und dem Dach des Hauses drängten lodernde Flammen, und das Dach stürzte in sichzusammen, und er hörte das Bersten und Krachen von Holz und Glas, und es dauerte nur Sekunden, bis das Haus von einem riesigen Flammenmeer vernichtet war, und die blühenden Büsche und Blumen waren verwelkt und von pechschwarzem Ruß überzogen.
    Diesmal wachte David nicht auf, doch am Morgen erinnerte er sich genau an jedes Detail. Während Johanna in der Küche hantierte, lag er eine Weile wach, um die ihn einschnürende Angst zu bekämpfen. Er sammelte sich und stand auf. Was hatte auf einmal dieses brennende Haus zu bedeuten? Warum war es anfangs so erhaben und schön, und warum verbrannte es dann einfach? Er fand keine Antwort, wie er zu nichts in dem Traum eine Antwort fand. Doch was ihn bestürzte, war die Hartnäckigkeit, mit der dieser Traum ihn bedrängte.
    Johanna war gutgelaunt und schwungvoll, wie immer am Morgen
danach.
Er setzte sich auf seinen Stuhl und beobachtete sie beim Arbeiten. Er hatte noch eine Stunde Zeit, bis er bei der P RO C OM anfangen mußte. »Ich werde Alexander über die Drohungen informieren«, sagte David. »Ich finde, er sollte es wissen.«
    »Wann willst du das tun?«
    »Gleich, wenn er aufgestanden ist. Ich will nicht, daß ihm das gleiche wie Thomas passiert.«
    Nacheinander kamen Maximilian und Nathalie und schließlich Alexander in die Küche. Alexander hatte tiefe Ränder unter den Augen, er war mürrisch und wie meist morgens schlechtgelaunt und wortkarg. Er setzte sich ungekämmt und ungewaschen und grußlos an den Tisch.
    »Guten Morgen«, sagte David demonstrativ laut und ungewohnt aggressiv. »Gut geschlafen?«
    »Hm«, kam es zurück.
    »Du bist wieder sehr spät heimgekommen. Ist das die neue Masche?«
    »Ich bin alt genug, um zu wissen, wann ich heimzukommenhabe! Ich bin bald volljährig«, sagte er ruhig und verzog das Gesicht gelangweilt.
    »Das bald ist in mehr als einem Jahr. Und bis dahin wäre es gut, wenn wir in Zukunft Bescheid wüßten, wo wir dich erreichen können und wann du vorhast heimzukommen.«
    »Und warum? Ich kann auf mich aufpassen!«
    »Ach ja? Das gleiche hat Thomas wohl auch gedacht …«
    »Äh, ich bin nicht Thomas! Und es ist sein verdammtes Problem, wenn er sich vermöbeln läßt.« Alexander sah nicht die Hand, die urplötzlich in sein Gesicht knallte. Er ließ den Löffel fallen und funkelte David böse an. »Was soll das?« fragte er.
    »Du wirst nie wieder in

Weitere Kostenlose Bücher