Die Bankerin
Haus wünscht, teure Kleidung und allen möglichen Firlefanz, aber wenn es das ist, was ihn glücklich macht, dann tut er mir leid. Für mich war er nicht ehrlich. Irgendwann werde ich ihn mir vornehmen, und dann muß er Stellung beziehen. Ich werde ihm sagen, daß ich euer Gespräch belauscht habe.«
»Tu’s nicht, ich bitte dich. Es bringt nichts, höchstens Streit und Zorn.«
»Das ist mir auch egal. Ein schwelender Unfrieden ist in meinen Augen noch viel schlimmer als ein offen ausgetragener Kampf. Er wird lernen, sich, solange er hier wohnt, unterzuordnen. Und er wird lernen, die Gefühle anderer zu respektieren.«
David setzte sich auf, Johanna hatte ihre Haltung nicht verändert. Automotoren heulten auf, der Geruch von Verbranntem zog durchs Zimmer. Die Löschfahrzeuge fuhren ab, drei Menschen waren tot, eine Wohnung total ausgebrannt, etliche andere Bewohner des Nachbarhauses hatten wegen der Wasserschäden für etliche Zeit keine Bleibe.
»Ich werde duschen«, sagte David und stand auf. Er schlug seine Bettdecke zur Seite und holte den Schlafanzug hervor. Er schlurfte mit müden Schritten nach draußen, zog sich aus und stellte die Dusche an. Als er fertig war und sich abgetrocknet hatte, wurde ihm plötzlich übel, und er mußte sich übergeben. Ein kurzes, schmerzloses Würgen, bis sein Magen sich entleert hatte. Danach ging er in die Küche, schnitt eine Scheibe Brot ab, schmierte Butter drauf und legte zwei Scheiben Salami darüber. Es war wie früher, er aß, direkt nachdem er sich ausgekotzt hatte.
In jener Nacht wälzte David sich unruhig im Bett hin und her. Um drei Uhr, knappe anderthalb Stunden, nachdem er eingeschlafen war, wachte er auf, warf die Decke wütend auf den Boden, um sie im nächsten Moment wieder hochzuholen und über seine Beine zu legen; der Schweiß trocknete. Erhatte wieder geträumt, das schöne Haus, das brennende Haus. Alles brannte und verbrannte, und er befand sich mittendrin und fotografierte alles. Er lag wach, Johanna atmete ruhig und gleichmäßig. Er hatte eine volle Blase, er stand auf und entleerte sich. In der Küche holte er sich eine Banane, aß sie und warf die Schale in den Müllbeutel neben dem Herd. Aus der Seitenkammer mit der ausrangierten Wäsche in den blauen Säcken kramte er die versteckte Flasche Whisky hervor und nahm einen Schluck. Auf Zehenspitzen schlich er zurück ins Schlafzimmer und drückte die Tür so leise er konnte ins Schloß. Die Matratze knarrte, sobald er sich drauflegte, Johanna gab einen knurrenden Laut von sich und drehte sich auf den Rücken, den Mund halb geöffnet, sie fing leise an zu schnarchen. Sie hatte sich fast abgedeckt, ihr Nachthemd war bis zum Bauch hochgerutscht, sie trug keinen Slip. Ihre Beine waren leicht gespreizt, er fragte sich, wie sie reagieren würde, wäre er jetzt in sie eingedrungen. Wäre sie überhaupt wach geworden, oder hätte sie es nur als einen angenehmen Traum empfunden? Stimmte es, was Nicole behauptete, daß jede Frau
dabei
an den Mann ihrer Träume dachte? Er hätte sie nehmen können, gewaltlos und zärtlich, er tat es nicht, er hätte sich geschämt, wäre sie aufgewacht. Seltsam, dachte er, bei Nicole wäre dies anders. Sie würde ich nehmen, ohne Hemmungen dabei zu haben. Und Esther? Die verwerflichsten Gedanken schossen durch sein Hirn, Gedanken, so absurd und pervers und doch so schön, schaurig schön beinah, Gedanken an dieses Nymphchen, aus dem Nichts aufgetaucht und in sein Leben getreten, dieser göttliche Körper – er hätte alles darum gegeben, einmal diesen Körper in all seiner Pracht und Herrlichkeit betasten zu dürfen. Dieses unverbrauchte, scheinbar porenlose Fleisch zu liebkosen, seinen Mund auf diese jungfräulichen Lippen zu legen, die Nase in das kostbare goldene Haar ihrer Scham zu versenken und den Blütenstaub der Jungfräulichkeit einzusaugen.
Er hatte sich verliebt, es war anders als bei Nicole, diesem fleischlichen, lustvollen Verhältnis, dem keine seelische Komponente beigemischt war. Mit Nicole schlief er, weil sie ihn bezahlte und weil sie eine angenehme Abwechslung im Einerlei des Alltags bedeutete. In Esther aber hatte er sich verliebt, wie ein pubertärer Jüngling mit pickligem Gesicht und wummerndem Herzen, schon in dem Moment, als sie über die Schwelle trat und ihre Blicke sich trafen und für Sekundenbruchteile ineinander verschmolzen. Der Gedanke an Esther erregte David dermaßen, daß sein Glied erigierte und Schauder durch seinen Rücken und
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