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Die Barbaren

Die Barbaren

Titel: Die Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Weder für die Pferde, noch für uns.« Er zuckte entschuldigend die Schultern. »Jetzt hätten sie die Wölfe.«
    »Wie seid ihr in diesen… Tempel gekommen?« Tempel war für Nottr der verständlichste Begriff für das, was er gesehen hatte. Das Wort Tür war verwirrend und beschwor Fragen herauf, auf die es keine wirkliche Antwort gab, wenigstens keine, die er geben konnte. Und war nicht ein Tempel im Grunde auch eine Tür? Eine Tür zu den Göttern? Und schließlich hatte Oannon aus Qu Irins Tür einen Tempel gemacht für seinen Kriegsgott Genral.
    »Wir waren in der Nähe dieser Höhle. Wir hatten erst ein Tal entdeckt, das tief in die Berge führte. Aber dann hörten wir die Stimmen…«
    »Stimmen?« entfuhr es Nottr. »Killro sprach von Stimmen, vor denen wir uns hüten sollten… Er tat sehr geheimnisvoll.«
    Urgat nickte düster. »Es waren die, die wir hörten…«
    »Sie lockten euch zur Höhle?«
    Erneut nickte Urgat. »Erst verstanden wir sie nicht. Sie tuschelten wie alte Weiber, und die Worte kamen uns fremd vor. Wir hörten sie alle, und so fiel es uns erst nicht auf, daß sie nicht um uns waren, sondern in uns. Aber als wir das herausfanden, da waren wir drauf und dran, die Beine in die Hand zu nehmen, solche Furcht hatte uns erfaßt.« Urgat grinste verlegen, und seine Krieger nickten und schüttelten sich bei dieser Erinnerung. »Aber dann wurden die Stimmen so stark. Sie… flehten und bettelten, und im selben Atemzug versprachen sie uns ungeheure Schätze. Sie brachten uns halb um den Verstand, und ehe wir zur Besinnung kamen, standen wir vor dieser seltsamen Tür. Da war es bereits zu spät, umzukehren. Und wir waren auch neugierig. Wir witterten wirklich Beute. Ich hatte das Horn. Wenn ich nun auch noch mit diesen Schätzen zurückkam…« Er ballte die Fäuste bei dieser Erinnerung.
    »Also seid ihr hineingegangen«, sagte Nottr und nickte.
    Urgat zuckte die Schultern. »Das weiß ich nicht mehr. Ich sah noch ein Gesicht in einer Art schwarzen Kapuze, und die Augen…« Er schauderte merklich.
    »Danach… dachte ich, ich wäre tot… unter Geistern. Sie schwirrten um mich wie die Geier der Steppe… hackten an meinem Hirn und verschlangen es Stück für Stück. Ich… wurde immer weniger…«
    Seine Krieger nickten bleich bei diesen Worten. Ihr Hordenführer faßte in gute Worte, was sie erlebt hatten und nicht beschreiben konnten. Und Nottres Schar lauschte mit nicht weniger blassen Gesichtern.
    Schamanen redeten so wie Urgat. Dies waren keine Erlebnisse für Krieger.
    Da sie keine Erinnerung an die Geschehnisse im Tempel hatten, berichtete ihnen Nottr in kurzen Worten, was sie erlebt hatten. Aber er schwieg über das, was Qu Irin mit ihm gesprochen hatte, und er schwieg über den Stein in seinem Wams, der diese Tür zu öffnen vermochte.
*
    Am Mittag erreichten sie das Lager.
    Die Spuren zeigten, daß die Wölfe hiergewesen waren. Sie führten direkt hinein. Und es hatte keinen Kampf gegeben.
    Es gab auch niemanden, der ihnen entgegenkam. Aber Spuren von Schlitten und Pferden führten nach Westen.
    In der Höhle fanden sie eine einsame, entrückte Gestalt.
    Skoppr!
    Er war nicht bei Sinnen. Er war bei seinen Geistern.
    Nottr versuchte fluchend, ihn zu wecken, doch es war vergeblich.
    »Es mag Stunden dauern, bis er wieder auf den Beinen stehen kann!«
    »Es mag etwas Wichtiges sein, für das er Rat einholt«, sagte Baragg beschwichtigend.
    Crog kam in die Höhle. Er und ein halbes Dutzend der Krieger hatten die Spuren gelesen.
    »Was sagen die Spuren, Crog?«
    »Wenigstens zwei Dutzend Krieger, vier Schlitten. Sie hatten es nicht eilig.«
    »Die Wölfe?«
    »Haben sich offenbar nicht um diese Spuren gekümmert.«
    »Waren sie vor ihrer Abfahrt da?«
    Crog zuckte die Schultern. »Schwer zu sagen. Er wird es wissen.« Er deutete auf Skoppr.
    »Können wir sie einholen?«
    »Heute nicht mehr. Morgen vielleicht unter größten Mühen, Hordenführer. Die meisten unserer Krieger sind verwundet. Nafft würde es nicht schaffen, so stark er auch ist. Sie brauchen die Hilfe des Schamanen.«
    Nottr nickte wütend.
    »Und es wäre nicht gut, wenn wir uns teilten. Wir wären zu schwach…«
    »Das weiß ich, Flankenbruder!« Crog runzelte die Stirn. Er hielt es für besser, sich zu entfernen. Er hatte Nottr selten so bärbeißig erlebt.
    Es dauerte eine Weile, bis sich Nottr mit der Lage abfand und die Geduld aufbrachte, auf die Rückkehr des Schamanen zu warten. Aber schließlich war ein Haufen in

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