Die Bedrohung
verzweifelt an die Macht klammert, dass er so weit geht, seine eigenen Landsleute zu töten, um Sympathien zu gewinnen. Ich gebe der iranischen Regierung genau zwei Stunden, und keine Minute länger. Wenn Direktor Kennedy nicht in dieser Zeit freigelassen wird, werde ich den Befehl zu Offensivoperationen gegen die iranischen Streitkräfte und die politische Führung des Landes geben.«
Der Präsident blickte einige Augenblicke in die schockierten Gesichter der Journalisten und fügte dann hinzu: »Das ist im Moment alles, was ich zu sagen habe.«
57 MOSUL, IRAK
Rapp saß auf einem Klappsessel aus Metall. Neben ihm lag der unter Drogeneinfluss stehende Ali Abbas auf seiner Tragbahre. Das CIA-Verhörteam aus Bagdad kümmerte sich unterdessen um die beiden anderen Gefangenen. Hauptmann Dadarshi und Korporal Tahmineh hatten die Standorte von drei sicheren Häusern sowie dem Lagerhaus zwischen der Stadt und der iranischen Grenze preisgegeben. Eine Armee-Einheit, die in der Nähe des Lagerhauses patrouillierte, wurde hingeschickt, fand aber nichts. Das überraschte Rapp nicht weiter. Ein Mann wie Mukhtar hätte nicht so viele Jahre überleben können, wenn er solche Fehler machen würde. Die sicheren Häuser der Quds-Einheit in der Stadt waren jedoch verlockend. Rapp hätte sie zu gern aufgesucht, um sie auf den Kopf zu stellen. Es drängte ihn, hinaus auf die Straße zu gehen und irgendetwas zu tun – doch er wusste, dass er vorerst abwarten musste, bis er handfeste Informationen hatte. Die sicheren Häuser waren gewiss ein interessanter Informationsgewinn, doch Irene Kennedy würden sie dort nicht finden.
Rapps Hoffnung auf den entscheidenden Hinweis lag hier vor ihm auf der Tragbahre, doch er hatte inzwischen starke Zweifel, dass er von Abbas noch etwas Brauchbares erfahren würde. Aus früheren Vernehmungen wusste Rapp, dass Natriumpentothal bei jedem Menschen ein wenig anders wirkte. Die Droge machte normalerweise gesprächig, doch das Gesprochene war nicht unbedingt immer sinnvoll. Für gewöhnlich waren die Antworten, die man bekam, umso brauchbarer, je geordneter und logischer der Verstand des Betreffenden funktionierte. Umgekehrt bekam man von Leuten, deren Denken konfus oder beschränkt war, mit großer Wahrscheinlichkeit nur zusammenhangloses Zeug zu hören. Nach ein paar Sekunden über irgendein Thema ging es schon wieder mit etwas ganz anderem weiter. Nach zwanzig Minuten fragte sich Rapp, ob der Mann tatsächlich klinisch verrückt war.
Die Gedankengänge des Terroristen sprangen wahllos von einem Thema zum nächsten. Das Einzige, was so etwas wie einen roten Faden in dem Gestammel bildete, hatte mit einer Bemerkung zu tun, die Rapp über die siebenundsiebzig Jungfrauen machte, die Abbas im Paradies erwarten würden. Abbas hatte immer wieder davon geplappert, dass er keine Angst habe zu sterben. Allah habe einen besonderen Ort für ihn, und er würde sich die schönsten Jungfrauen aussuchen dürfen. Rapp erwiderte, dass es nur schade sei, dass er nicht mit ihnen schlafen könne. Als Abbas fragte, warum, sagte Rapp, weil er ihm den Schwanz abschneiden würde. Diese Bemerkung ließ den Terroristen, der ungefähr Mitte dreißig war, erst einmal in Tränen ausbrechen. Etwa zwanzig Minuten später versuchte er Rapp in eine theologische Diskussion darüber zu verstricken, dass sein Penis auf wundersame Weise zurückkehren würde, wenn er im Paradies sei.
Rapp kam zu dem Schluss, dass es ein Fehler war, dem Mann Natriumpentothal zu geben. Er stand auf und sah auf Abbas hinunter. »Es ist nicht wichtig.«
»Natürlich ist es wichtig«, entgegnete Abbas mit Tränen in den Augen.
Rapp überlegte, ob er dem Mann erklären sollte, dass es diese Jungfrauen gar nicht gab – und dass es, selbst wenn es sie gäbe, nicht weiter wichtig sei, weil er nämlich auf dem schnellsten Weg zur Hölle fahren würde, sodass es keine Rolle spielte, was mit seinem Gemächt passierte. Doch er kam zu dem Schluss, dass es nur Zeitverschwendung wäre, weiter mit dem Mann zu diskutieren. Es war Zeit, Ashani wieder anzurufen und ihm etwas mehr Druck zu machen. Er ging hinaus ins Freie und betrat den Trailer, in dem die Büros untergebracht waren, wo Dumond, Stilwell und Ridley im Konferenzzimmer an den Telefonen und Computern saßen. Rapp spürte ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit in sich aufsteigen. Sie kamen nicht annähernd schnell genug voran.
Er blickte zu Stilwell hinüber. »Irgendwas Neues?«
»Ja. Komm her und sieh dir
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