Die Bedrohung
Bilder von Chaos und Zerstörung vorstellte. Die vielen Toten. Und wofür? Damit ein paar Männer sagen konnten, dass sie den Drohungen nicht nachgegeben hätten. Ashani wusste, dass dieser Wahnsinn gestoppt werden musste.
Er nahm die Liste mit den Telefonnummern, die Amatullah ihm gegeben hatte, und auch den Zettel mit Rapps Information und schob seinen Sessel zum Computer. Er setzte rasch eine E-Mail an Rapp auf, in der er ihm alle Telefonnummern angab. Auch die zwei, die bereits benutzt worden waren. Zuletzt fürchtete er, dass ihn doch noch der Mut verlassen könnte, und er drückte rasch auf ›Senden‹. Dann griff er nach seinem Satellitentelefon und wählte Rapps Nummer. Nach mehrmaligem Klingeln hörte er die Stimme eines Mannes in der Leitung.
Ashani erkannte Rapp sofort wieder. »Ich habe Ihnen gerade eine E-Mail geschickt. Darin finden Sie eine Liste von Telefonnummern, die man mir gegeben hat, damit ich den Mann erreichen kann, den Sie suchen. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Ich denke ja.«
»Die ersten beiden Nummern wurden schon benutzt. Ich werde in zwei Minuten die dritte Nummer anrufen. Ist das genug Zeit, damit Sie Ihre Vorkehrungen treffen können?«
»Ja.«
»Gut. Noch etwas wollte ich sagen.«
»Ich höre.«
Ashani blickte nervös zur Tür, fast so als würde er erwarten, dass sie jeden Moment eingetreten werden könnte. »Ich möchte mit aller Deutlichkeit sagen, dass ich nichts damit zu tun habe. Ich gehe im Moment ganz allein vor.«
»Warum?«
»Aus Respekt für unsere gemeinsame Freundin, und weil ich weiteres Blutvergießen verhindern will.«
»Ich weiß das zu schätzen. Ich warte auf Ihren Anruf.«
Ashani legte das Telefon nieder und sah auf seine Uhr. Er hatte erst die eine Hälfte erledigt. In zwei Minuten würde es kein Zurück mehr geben.
59 MOSUL, IRAK
Rapp ging nervös hinter Dumond auf und ab, während der jüngere Mann fieberhaft arbeitete, um sicherzustellen, dass alles vorbereitet war. Die Abhörvorrichtungen in, um und über Mosul bildeten ein alles umfassendes Netzwerk. Die Mobiltelefonnetzwerke wurden ebenso angezapft wie die Glasfaserleitungen in und außerhalb der Stadt. Keyhole-Satelliten folgten in großer Höhe ihrer Bahn, um Bilder zu schießen und jedes gewünschte Signal aus der Luft aufzuschnappen. Predator-Drohnen schwebten in der Luft, um Echtzeitbilder zu liefern und Signale aufzufangen. Es gab kein Telefongespräch in der Stadt, das nicht abgefangen wurde.
Das Schwierige an der ganzen Sache war, die wichtigen Gespräche aus den 99,999 Prozent herauszufiltern, die völlig bedeutungslos waren. Normalerweise musste man zu diesem Zweck das Signal entschlüsseln und dann das Gespräch übersetzen und analysieren. Die National Security Agency in Fort Meade, Maryland, löste diese Aufgabe mit Hilfe von komplexer Stimmerkennungssoftware und mit einem Aufgebot an Computern, wie man es in keiner anderen Behörde der Welt fand. Es wurden solche Mengen an Informationen gesammelt, dass man die Analytiker der NSA mit den Goldsuchern vergangener Zeiten vergleichen konnte, die einst zur Zeit des Goldrauschs die Flüsse und Bäche Kaliforniens absuchten. Nur dass die Informationen in diesem Fall wie Produkte in einem Lebensmittelladen waren; sie hatten alle ein bestimmtes Ablaufdatum. Wenn Ashani ihnen tatsächlich die Nummern gegeben hatte, die Mukhtar benutzen würde, dann ließen sich all diese Hürden umgehen.
Dumond drückte noch schnell ein paar Tasten an seinem Keyboard, dann schob er seinen Sessel zurück und nahm den Kopfhörer ab. »Es ist alles bereit«, meldete er, zu Rapp zurückblickend. »Wir sind in jedem System drin. Die Nummern sind einprogrammiert. Sobald sie aktiviert werden, haben wir ihn.« Dumond zeigte auf den Bildschirm ganz links. »Die beiden Nummern, die schon verwendet wurden … Wir gehen gerade die Aufzeichnungen durch, um zu sehen, über welche Handymasten die Anrufe gelaufen sind.«
»Was ist mit der dritten Nummer?«, fragte Rapp. »Wenn er das Telefon eingeschaltet hat – können wir ihn dann nicht orten?«
»Er muss es gar nicht unbedingt einschalten.«
»Ich weiß«, sagte Rapp frustriert. »Jetzt ist nicht der Moment für Techniklektionen.«
»Sorry. Wir suchen gerade danach. Wie du weißt, ist es gängige Praxis in solchen Situationen, die Dinger so wenig wie möglich einzuschalten. Es verringert das Risiko, geortet zu werden, um vieles.«
»Ich weiß, aber zehn Telefone, das ist ganz schön viel.«
»Er wechselt
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