Die Bedrohung
dieses Foto an.«
Rapp ging um den Konferenztisch herum und blickte auf den Computerbildschirm. Er zeigte ein Foto von Irene Kennedy, das Präsident Amatullah während seiner Rede präsentiert hatte.
Stilwell klickte auf die Wand hinter Kennedy und zoomte in diesen Teil des Bildes. »Sie halten sie irgendwo unter der Erde fest, und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie in der Stadt ist. Diese Art Kalkstein wird beim Fluss abgebaut. Man findet ihn in Kellern überall in der Stadt, vor allem aber in der Altstadt am Westufer.«
Rapp studierte das Foto. Die Steine in Bodennähe waren von grünem und schwarzem Schimmel überzogen. »Er macht Fehler.«
»Wie kommst du darauf?«
»Lektion 101 für Terroristen, bedecke die Wände mit Tüchern, damit du keine Hinweise gibst.« Rapp sah einen kleinen Hoffnungsschimmer. »Er ist irgendwo, wo er eigentlich nicht hinwollte, und ich nehme an, dass er auch zu wenig Leute hat.«
»Ach nein«, tat Stilwell überrascht. »Du hast erst heute früh zwanzig seiner Leute umgelegt.«
Rapp ignorierte die Bemerkung. »Mach Kopien von diesem Teil der Mauer und verteile sie an alle Militäreinheiten. Und sprich mit allen Steinmetzen aus der Gegend, die du finden kannst. Vielleicht können sie uns einen genaueren Hinweis geben, wo das sein könnte.«
Zu Dumond gewandt, fragte Rapp: »Hast du mit Ashanis Handynummer schon Glück gehabt?«
»Nein. Es gab heute nur zwei Gespräche – den Anruf, den du gemacht hast, und ein Anruf bei seiner Frau.«
»Scheiße.« Rapp fuhr mit der Hand durch sein dichtes schwarzes Haar. »Gibt dir die NSA alles, was du brauchst?«
»Sogar mehr als das. Mit all den Drohnen, die sie in der Luft haben, und den Satelliten fangen wir so viel Zeug auf, dass die Übersetzer kaum mit der Arbeit nachkommen. Wenn wir eine Probe von Mukhtars Stimme hätten, würde uns das weiterhelfen.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann.« Rapp nahm sein Handy und scrollte ein paar Anrufe zurück, bis er zu der Nummer kam, die er suchte.
58 TEHERAN, IRAN
Mit Amatullahs Erlaubnis fuhr Ashani auf dem schnellsten Weg ins Geheimdienstministerium. Er hatte Amatullah gesagt, dass es nicht klug wäre, eine so riskante Operation vom Präsidentenpalast aus durchzuführen. Ashani saß nun an seinem Schreibtisch und hatte den Zettel vor sich auf der ledernen Schreibunterlage liegen. Daneben lag eine kleine Karteikarte mit der Nummer und der E-Mail-Adresse, die Rapp ihm gegeben hatte. An der gegenüberliegenden Wand stand auf einem Schrank ein Fernseher, in dem noch einmal die Rede des amerikanischen Präsidenten lief.
Ashani verfolgte das Ganze zuerst mit seiner gewohnten analytischen Distanz. Er wusste nicht viel über Präsident Alexander, doch er war inzwischen einigermaßen mit seinem Redestil vertraut. Wie die meisten Politiker redete er viel, und wann immer er etwas über den Iran sagte, sorgten Ashanis Leute dafür, dass er eine DVD von der Rede bekam. Der Minister erkannte schon mit dem ersten Satz des Präsidenten, dass der Mann nicht nachgeben würde.
Als Alexander davon sprach, dass die Yusef es gewesen sei, die die Sabalan versenkt habe, befürchtete Ashani das Schlimmste. Eins fügte sich zum anderen. Jetzt verstand er die wissenden Blicke, die die Generäle während Amatullahs Rede im Präsidentenpalast gewechselt hatten. Nun war ihm klar, warum Amatullah Mukhtar angewiesen hatte, ihn nach Mosul zu begleiten – das alles gehörte zu seinem heimtückischen Plan, und dieser Wahnsinnige glaubte tatsächlich, dass er damit durchkommen würde.
Während der amerikanische Präsident weiter die Fakten darlegte, wurde Ashani zunehmend nervös. Wohin würde diese politische Führung den Iran noch führen? Da erschien das Foto von Ali Abbas auf dem Bildschirm, zusammen mit den Fotos der beiden Angehörigen der Revolutionsgarden. Als Ashani dachte, dass es nicht mehr schlimmer kommen könne, zeigte der Präsident auch noch ein Foto, das ihn selbst zusammen mit Mukhtar bei der Ankunft in Mosul zeigte.
Ashani war so bestürzt, dass er fast das Ende von Präsident Alexanders Rede überhört hätte. Das Ultimatum hätte nicht deutlicher ausfallen können. Ashani ließ sich Alexanders Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Ich gebe der iranischen Regierung genau zwei Stunden, und keine Minute länger. Wenn Direktor Kennedy nicht in dieser Zeit freigelassen wird, werde ich den Befehl zu Offensivoperationen gegen die iranischen Streitkräfte und die politische Führung des Landes
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