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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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unterschied.
    »Wonach soll ich suchen?«, fragte Rapp.
    Kennedy tippte mit dem Finger auf das rechte obere Viertel des Bildes. »Genau hier.«
    Rapps Augen wanderten mehrere Male zwischen den beiden Aufnahmen hin und her. »Ist das eine Rauchwolke?«, fragte er schließlich.
    »Es sieht ganz so aus.« Kennedy steckte beide Fotos in die Mappe zurück und legte ihm zwei neue vor. Es waren Vergrößerungen des betreffenden Bereiches. Auf dem ersten Foto sah man deutlich die Lüftungsanlage auf dem Dach. Auf dem zweiten Bild war alles in eine einzige Staubwolke gehüllt.
    »Was zum Teufel ist da passiert?«, fragte Rapp mit leiser Stimme.
    »Wir sind uns nicht sicher.«
    »Dann waren es nicht wir.«
    »Nein.«
    »Dann müssen es die Israelis gewesen sein.«
    »Das wäre naheliegend.« Kennedy zeigte ihm noch ein Foto, während das Flugzeug zur Hauptstartbahn rollte. Auf dieser Aufnahme hatte sich die Staubwolke weitgehend gelichtet.
    Rapp studierte das Bild einige Sekunden und stellte dann die Frage, die sich aufdrängte. »Wo zum Teufel ist das Dach?«
    »Es scheint in dieses riesige Loch gefallen zu sein.«
    Rapp versuchte die Informationen in einen logischen Zusammenhang zu bringen. »Moment, mich interessieren zuerst einmal ein paar Fakten. Wann ist das passiert?«
    »Heute, kurz nach Mittag. Teheraner Zeit.«
    »Haben wir Echtzeit-Aufnahmen?«
    »Teilweise. Das NRO ist gerade dabei, das Material zu analysieren.« Kennedy sprach vom National Reconnaissance Office.
    »Hast du schon mit Ben gesprochen?« Rapp meinte Ben Freidman, Kennedys Amtskollegen vom Mossad.
    »Ich habe schon einige Male versucht, ihn zu erreichen. Er hat noch nicht zurückgerufen.«
    Rapp schüttelte den Kopf. »Das ist kein gutes Zeichen.«
    »Mag sein, aber ich könnte mir auch vorstellen, dass er gerade ziemlich beschäftigt ist.«
    »Oder er weicht dir aus. Was ist mit dem Botschafter?«
    »Das Außenamt hat sich mit ihm in Verbindung gesetzt, aber er behauptet, noch weniger zu wissen als wir.«
    »Er sagt wahrscheinlich die Wahrheit.« Rapp blickte zum Präsidenten hinüber, der sich mit seinem Stabschef und dem Sicherheitsberater unterhielt. Er beugte sich etwas näher zu Kennedy und fragte: »Warum bin ich hier? Das alles scheint mir doch ein bisschen über meiner Gehaltsstufe zu liegen.«
    Kennedy zog ihre Lesebrille auf die Nasenspitze hinunter. »Ich habe keine Ahnung«, sagte sie.
    Rapp runzelte ungläubig die Stirn. »Ach, komm.«
    »Wirklich. Ich habe von der Sache erfahren, kurz bevor ich ihm sein morgendliches Briefing lieferte.« Kennedy tippte auf eines der Satellitenfotos. »Deshalb wollte er, dass ich mitkomme. Ungefähr auf halbem Weg zwischen Washington und Atlanta ging er in sein Büro, um einen Anruf zu machen. Zehn Minuten später tauchte er wieder auf und sagte mir, dass du auf dem Rückflug nach D.C. dabei sein solltest.«
    Rapp lehnte sich in seinem Sitz zurück, verschränkte die Arme und überlegte, was das plötzliche Interesse des Präsidenten bedeuten mochte. »Ich frage mich, mit wem er da gesprochen hat«, murmelte er.

11
    Im vergangenen Jahr hatte Rapp an mehr Videokonferenzen teilgenommen als in all den Jahren davor bei der CIA zusammengenommen. Nach dem Anschlag vom elften September war die Bürokratie zur Terrorbekämpfung von einigen Hundert engagierten Männern und Frauen in CIA, FBI, Außenministerium sowie einigen anderen Behörden auf mehrere Tausend Leute angewachsen, mit einem Jahresbudget von insgesamt über einer Milliarde Dollar. Einer alten Tradition des Kongresses folgend, hatten die Politiker mit immensen Summen auf das Problem reagiert, egal ob das Geld sinnvoll aufgewendet wurde oder nicht.
    Neue Behörden, wie die Homeland Security, das National Counterterrorism Center und das Terrorist Threat Integration Center, wurden ins Leben gerufen. Behörden, von denen Rapp nicht einmal gewusst hatte, dass es sie gab, wie etwa die National Geospatial Intelligence Agency, wurden in ihrer Bedeutung aufgewertet und in die Reihen der Terrorbekämpfung eingegliedert. Rapp wusste immer noch nicht so recht, was die Leute von Geospatial eigentlich machten, aber sie hatten jedenfalls ein nagelneues Hauptquartier und ein Budget, das jeden Lobbyisten vor Neid erblassen ließe. Dazu kamen die Satellitenbüros in den großen Städten überall auf der Welt, die immer umfassenderen Operationen zur Terrorbekämpfung im Verteidigungs- und Justizministerium sowie im Außenamt – alles in allem eine aufgeblähte

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