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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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den Armen zu halten.
    »Woran denkst du?«
    Riveras Worte rissen Rapp wie ein Schlag ins Gesicht ins Hier und Jetzt zurück. Er drehte sich langsam zu ihr und sah in die karamellfarbenen Augen der Frau, mit der er vor weniger als einem Tag geschlafen hatte. So beziehungsunfähig er auch sein mochte, war er doch nicht so dumm, ihr zu sagen, dass er soeben an seine verstorbene Frau gedacht hatte.
    »Ich frage mich gerade, wofür sie mich in Atlanta brauchen.«
    Rapp meinte seine Chefin, CIA-Direktorin Irene Kennedy. Sie hatte angerufen, damit sie ihre Flugroute änderten, als sie über dem Golf von Mexiko waren.
    »Hat sie nicht gesagt, warum?«
    »Nur dass der Präsident mit mir reden will.«
    Maria Rivera wurde nervös. »Glaubst du, dass er …?«
    »Nein.« Rapp schüttelte den Kopf. Er wusste, worauf sie anspielte. Der Präsident wusste nicht, welche Rolle Garret beim Tod seiner Frau gespielt hatte.
    Rivera sah einen Moment lang an Rapp vorbei aus dem Fenster, dann wandte sie sich ihm langsam zu und drückte seine Hand. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich weiß, warum du mich letzte Nacht nicht mitgenommen hast, und ich bin nicht wütend deswegen.«
    Rapp war überrascht. »Wirklich?«
    Rapp war kurz vor vier Uhr früh an den Strand zurückgekehrt, wo Rivera ihn bereits erwartete. Sie saß mit dem Funkgerät in der Hand zwischen den Bäumen und wirkte ziemlich beunruhigt. Als er über den weichen Sand zu ihr ging, wusste er nicht recht, was er erwarten sollte, doch er war sich ziemlich sicher, dass sie nicht sehr erfreut sein würde. Einen kurzen Moment überlegte er sogar, ob er lügen sollte. Nachdem eigentlich geplant war, Garret in der zweiten Nacht zu töten, hätte er sagen können, dass er sich nur beim Boot umgesehen habe, doch damit wäre er nicht lange durchgekommen. Garrets Frau würde ihn sicher als vermisst melden, sobald sie aufwachte. Sie mussten das Land verlassen, bevor die Polizei mit den Ermittlungen begann.
    Rapp ging auf sie zu und streckte die Hand aus. Sie nahm sie, und er zog sie auf die Beine.
    Sie sah ihm lange in die Augen und fragte schließlich: »Du hast ihn getötet, nicht wahr?«
    Rapp zögerte und sagte dann: »Ja.«
    Sie musterte ihn mit ihrem scharfen Blick und nickte schließlich. »Wir sollten unsere Sachen packen und verschwinden«, meinte sie, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
    Rapp hätte eigentlich erwartet, sich rechtfertigen zu müssen. Er folgte ihr zum Haus hinauf, ziemlich sicher, dass das Verhör dann eben später kommen würde. Während Rivera alle Spuren ihrer Anwesenheit beseitigte, rief Rapp die Piloten an und sagte ihnen, dass sie das Flugzeug startklar machen sollten. Es dauerte nicht einmal eine Stunde, bis sie so weit waren. Als sich der Himmel im Osten aufzuhellen begann, warf er ihr Gepäck in den Laderaum ihres gemieteten Toyota FJ Cruiser und schloss das Haus ab.
    Sie waren mit einem gemieteten Firmenjet nach Golfito gekommen, der von ehemaligen Militärpiloten geflogen wurde, die gut dafür bezahlt wurden, dass sie den Mund hielten. Die Einreise ins Land hatte Rapp wenig Sorgen bereitet. Er und Rivera waren auf dem kleinen Flughafen von Golfito gelandet, wo es so gut wie keine Zoll- und Einreisekontrollen gab. Ein Vorausteam hatte bereits Haus und Auto gemietet. Der einzige Nachteil waren die neugierigen Immobilienmakler, die sich auf dem Flughafen nach potenziellen Käufern umsahen. Der Immobilienboom hatte inzwischen auch den abgelegenen südlichen Teil von Costa Rica erreicht. Mittlerweile lebten viele Amerikaner in der Gegend, um hier nach Möglichkeit ein Vermögen zu machen. Es war nicht ungewöhnlich, dass Privatjets hier landeten, doch andererseits nicht so alltäglich, dass es völlig unbemerkt geblieben wäre. Es bestand die Möglichkeit, dass ein besonders hartnäckiger Journalist versuchte, der Spur nachzugehen, doch er würde nicht weit kommen. Rapp und Rivera waren mit mexikanischen Pässen eingereist.
    Um sieben Uhr früh waren sie bereits in der Luft und auf dem Weg nach Norden. Ein paar Stunden später landeten sie in Cancún, wo sie in einen privaten Hangar rollten und nicht nur das Flugzeug, sondern auch die Identität wechselten. Nun waren sie Bob und Susan Luther, ein Ehepaar aus Nashville. Die nächste Etappe ihrer Reise sollte sie nach Houston führen, doch kurz nach dem Start kam der Anruf aus Langley. Rapps Chefin wollte am Telefon aus Sicherheitsgründen nicht ins Detail gehen und teilte ihm nur mit, dass

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