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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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vermochten, womit die Amerikaner und ihr Schoßhündchen angreifen konnten.
    Aber das hier, dachte Ashani, als er in den Abgrund blickte, diese völlige Zerstörung der Anlage wird man unmöglich vertuschen können. Die ganze Welt würde Zeuge ihrer Unterlegenheit werden.
    Er betrachtete schockiert und beeindruckt das Zerstörungswerk der Amerikaner und ihrer Technologie. Auch wenn es vielleicht Israelis waren, die das Flugzeug geflogen hatten – es waren doch die Amerikaner, die eine Bombe entwickelt hatten, mit der sie auch die stärksten Verteidigungsanlagen überwinden konnten, die iranische Ingenieure zu errichten vermochten. Wie war es ihnen nur gelungen, die Anlage so präzise zu bombardieren, dass sie regelrecht in sich zusammenfiel? Hatten sie immer schon gewusst, dass sie jederzeit imstande waren, die Anlage zu zerstören – und wenn ja, hatten sie es bewusst zugelassen, dass sein Land eine Milliarde Dollar in das Projekt steckte? Nachdem er mehr als zwei Jahrzehnte auf dem Gebiet der Spionage gearbeitet hatte, war Ashani völlig verblüfft, dass seine Feinde eine so perfekte Operation hatten durchführen können.
    Bergungsarbeiter befreiten ihn schließlich aus seiner verzweifelten Lage. Mit Hilfe von Seilen zogen sie Ashani und Mukhtar aus dem Aufzug. Die beiden Männer bekamen Wasser, um sich die Augen und den Mund auszuspülen. Ärzte und Sanitäter kümmerten sich um sie, und Ashani ahnte allmählich, was für Folgen diese Katastrophe für ihn haben konnte. Betonstaub einzuatmen war schon schlimm genug, aber wenn er auch noch radioaktiv war, konnte er von Glück sagen, wenn er noch das Ende des Monats erlebte. Ashani und Mukhtar wurden nackt ausgezogen und in Dekontaminationszelte gebracht, wo man sie mit Wasserschläuchen abspritzte, dreimal abschrubbte und ihnen blaue Arbeitsoveralls anzuziehen gab. Ein Arzt, der mit einem Wissenschaftler zusammenarbeitete, der das Glück hatte, zum Zeitpunkt des Angriffs nicht in der Anlage zu sein, meinte, dass die ausgetretene Strahlung im tolerierbaren Bereich liege. Ashani fand das nicht wirklich beruhigend. Die Probleme gegenüber der eigenen Bevölkerung herunterzuspielen war eine Haltung, für die seine Regierung berüchtigt war.
    Der Husten hatte fast sofort begonnen. Der Arzt meinte, dass winzige Betonpartikel in die Lunge gelangt wären. Er versicherte ihm, dass das Husten die natürliche Reaktion des Körpers sei, um sich zu reinigen. Der Quacksalber behauptete allen Ernstes, dass sich Ashani in ein, zwei Tagen schon wieder besser fühlen würde. Ashani wusste, dass das nicht stimmte. Er hatte den Dokumentarfilm Sicko von Michael Moore gesehen. Dieser brillante antiamerikanische Propagandafilm zeigte einige Bergungsarbeiter, die nach dem Anschlag vom elften September an den umfassenden Aufräumungsarbeiten am Ground Zero teilgenommen hatten. Diese Leute wurden bei ihren Erfahrungen mit den extremen Auswüchsen des profitorientierten amerikanischen Gesundheitssystems beobachtet. Noch Jahre später litten sie an furchtbaren Atembeschwerden, und eine ganze Reihe von ihnen war ums Leben gekommen.
    Erst im Laufe des Nachmittags begann es Ashani zu dämmern, dass er die Sache vielleicht aus der falschen Perspektive betrachtete. Bergungsarbeiter in Schutzkleidung wurden in den gähnenden Abgrund hinuntergelassen, um nach Überlebenden zu suchen. Im Iran gab es immer wieder Erdbeben, deshalb waren diese Leute geschult darin, mit Hilfe von Hunden und verschiedenen Detektoren die Trümmer zu durchsuchen. Nachdem ihm ein Armeeoffizier erneut versichert hatte, dass die Strahlung im tolerierbaren Bereich liege, kehrte Ashani an den Abgrund zurück, um hinunterzusehen. Dabei kam ihm zum ersten Mal der Gedanke, dass seine ursprüngliche Annahme falsch gewesen sein könnte.
    Der graue Staub lag über allem, dennoch sah man Risse und herumliegende Betonplatten. Nirgends aber waren runde Löcher zu sehen, die jene Stellen angezeigt hätten, an denen die Bomben den Beton durchdrungen hatten. Ashani ging den ganzen Abgrund ab und stieg über Trümmer und Schutt, während er nach den typischen Zeichen suchte, die stets von Bunkerbrechern hinterlassen wurden. Als er das gähnende Loch umkreist hatte, blickte er zum Himmel hinauf und dachte sich, dass hier etwas ganz anderes passiert sein musste.
    Im selben Moment brach unten bei den Bergungsarbeitern Panik aus. Einige der Männer waren mit Geigerzählern ausgerüstet. Einer von ihnen verkündete, dass er einen Hotspot

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