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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Krisensitzung bestellt. Sie alle hatten davon gehört, dass Ashani nur knapp mit dem Leben davongekommen war. Einige drückten ehrliche Erleichterung darüber aus, dass er überlebt hatte. Andere heuchelten Besorgnis. Das Problem für Ashani war, dass sie alle so ausgemachte Lügner waren, dass man nur schwer sagen konnte, wer es ehrlich meinte und wer ihm etwas vorspielte.
    Präsident Amatullah traf, wie immer, mit fünf Minuten Verspätung ein. Rechts hinter ihm folgte Generalmajor Zarif vom islamischen revolutionären Gardekorps, zu seiner Linken Brigadegeneral Sulaimani von der Quds-Einheit. Ashani hätte es gern als bloßen Zufall angesehen, dass Amatullah in Begleitung der beiden hochrangigen Militärs kam, die die Dinge in die Hand nehmen würden, wenn es darum ginge, sich an den Feinden des Iran zu rächen, doch er kannte den klein gewachsenen Politiker nur zu gut.
    Amatullah war kaum eingetreten, als er auch schon verkündete: »Nun, meine Herren, jetzt haben wir den Grund, den wir gebraucht haben, um die zionistischen Hunde ins Meer zu werfen.«
    Ashani starrte den Präsidenten in seinem schlecht sitzenden kastenförmigen Anzug an. Man war es gewohnt, dass er die Medien und das Volk mit seiner martialischen Rhetorik hinters Licht führte – doch er war offensichtlich dreist genug, dieselben Phrasen gegenüber Leuten zu verkünden, die genau wussten, was davon zu halten war. Alle Anwesenden hatten sich inzwischen gesetzt, außer Amatullah, den beiden Generälen und dem Vorsitzenden des Wächterrats. Ashani wandte sich langsam Najar zu, um zu sehen, wie er reagierte.
    Der feurige Geistliche richtete seine getönten Brillengläser auf Amatullah. »Und womit sollen wir sie Ihrer Meinung nach ins Meer werfen?«
    Amatullah ließ sich nicht beirren. »General Zarif hat mir versichert, dass die Revolutionsgarden bereit und willens sind, zu kämpfen. Über fünfhunderttausend Mann. Die Juden können von Glück sagen, wenn sie eine Armee von hunderttausend Mann auf die Beine bringen.«
    »Und wie bekommen wir die Soldaten dorthin?«, fragte Najar mit unverhohlener Verachtung. »Sollen wir die Amerikaner fragen, ob wir sie durch den Irak marschieren lassen dürfen? Oder sollen wir sie auf unsichtbaren Truppentransportschiffen durch den Suezkanal schicken? Glauben Sie, dass die Juden es unseren Männern gestatten würden, an Land zu gehen, oder glauben Sie, dass sie die Schiffe vorher versenken werden?«
    Amatullah bemühte sich, ruhig zu bleiben, und entgegnete in gemessenem Ton: »Ich habe nicht gemeint, dass wir morgen oder nächste Woche eine militärische Offensive starten werden. Ich sage nur, dass die Juden und die Amerikaner einen kriegerischen Akt begangen haben und dass sie dafür bezahlen müssen.«
    »Das ist ganz meine Meinung, aber wir wollen uns doch nicht vormachen, dass wir die Juden ins Meer werfen könnten. Es war genau diese Haltung, die uns dahin gebracht hat, wo wir jetzt stehen.« Najar war von Anfang an ein scharfer Kritiker des Atomprogramms gewesen.
    Amatullah tat, als wäre er schockiert. »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Ich deute gar nichts an. Ich stelle nur Tatsachen fest. Ich war gegen die Entwicklung dieses Programms – und zwar aus genau diesem Grund. Ich habe Ihnen schon vor Jahren gesagt, dass das so enden würde. Enorme Geldmittel und unersetzliche Wissenschaftler, alles weg!«
    »Wir haben das Recht, uns zu verteidigen!«, rief Amatullah.
    »Und wir haben die Verpflichtung gegenüber dem iranischen Volk, das mit Umsicht zu tun!«, erwiderte Najar entschieden.
    »Ihr habt beide recht«, meldete sich eine ruhige Stimme von der Tür.
    Ashani drehte sich um und sah den Obersten Führer in seiner feinsten Robe in der Tür stehen, einen Ausdruck von wachem Interesse auf dem Gesicht. Er war ein umsichtiger Mann, der sich nicht von seinen Emotionen leiten ließ, und Ashani konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Ajatollah Ali Nassiri seinen Präsidenten und seinen engsten Berater wie zwei streitende Kinder betrachtete.

15 AIR FORCE ONE
    Rapp hätte dieses Gespräch lieber persönlich geführt, doch es gab nur ein kleines Zeitfenster, in dem es möglich war. Er ging davon aus, dass zumindest China und Russland Air Force One mit ihren Spionagesatelliten verfolgten, um irgendwelche Signale aufzufangen, die vielleicht zum oder vom Flugzeug kamen. Die Spezialisten im Pentagon und der National Security Agency schworen, dass die Kommunikationsverbindungen mit Washington

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