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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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waren oder aus seiner Heimatstadt Tikrit stammten. Die aus der Stadt gejagten Kurden flüchteten in die Berge an der türkischen Grenze, wo sie eine Guerillaarmee aufstellten und Saddams Allmacht trotzten. Nach Saddams Sturz vollzog sich ein Wandel in der Stadt. Die CIA hatte enge Beziehungen zu den Kurden geknüpft. Wann immer die Lage in Mosul brenzlig wurde, rief die CIA ihre kurdischen Freunde, die im Norden stationiert waren. Sie kamen in die Stadt und nahmen sich die Gruppe vor, die gerade Krawall machte. Die schiitische Bevölkerung hier oben im Norden war bei weitem nicht so zahlreich wie im Süden, was den Iran jedoch nicht daran hinderte, seine Badr-Brigaden ins Land zu schicken, um Unruhe zu stiften. Gleichzeitig schürte die Al-Kaida die Konflikte zwischen den Sunniten und den Kurden.
    Rapp blickte am Backbordflügel vorbei und zählte die Brücken. Er konnte nicht verstehen, warum das verdammte Land nicht einfach in drei Teile gespalten war. Es hatte nie zuvor in der Geschichte in seiner gegenwärtigen Form bestanden, bis dieser Staat nach dem Ersten Weltkrieg gegründet wurde. Fünf Jahrhunderte lang stritten sich Türken, Kurden, Perser und Safawiden um ein Stück Land, das von den Flüssen Euphrat und Tigris fruchtbar gemacht wurde. Dann kamen die Briten und die Franzosen und beschlossen, die Karte des Nahen und Mittleren Osten neu zu zeichnen, und alles ging den Bach hinunter. Dank der Kurden war wenigstens in Mosul die Lage stabil. So stabil, dass die Piloten sich sicher genug fühlten, die Stadt zu überfliegen. Wären sie nach Basra oder Bagdad gekommen, so hätten sie den Flughafen in engen Kurven angeflogen. Keine sehr angenehme Art, zu landen.
    Das Flugzeug setzte sanft auf und rollte zu dem Abschnitt des Stützpunkts weiter, der der CIA vorbehalten war. Dort wurde die sechzig Millionen Dollar teure Gulfstream 5 in einem gepanzerten Hangar abgestellt. Einer nach dem anderen stiegen sie aus dem Flugzeug und öffneten den Frachtraum. Rapp nahm seinen riesigen Rucksack und die beiden schwarzen Koffer heraus. Als er ans Tor trat, sah er zwei Limousinen, die ebenfalls zum Hangar kamen, einen Ford Crown Victoria und einen Chevy Caprice Classic. Die Autos waren staubig und voller Dellen, und sie näherten sich mit einer Geschwindigkeit, die Rapp ein bisschen nervös machte.
    Der Fahrer des ersten Wagens winkte durch das offene Fenster. Rapp konnte das Gesicht des Mannes hinter der getönten Windschutzscheibe nur schwer erkennen. Es war Stan Stilwell, der Chef des CIA-Stützpunkts in Mosul. Der Wagen kam abrupt zum Stillstand, und die Tür sprang auf. In der Tradition des ›Lawrence von Arabien‹ hatte sich Stilwell von seinem Äußeren her ganz der Umgebung angepasst. Er trug eine weite schwarze Hose und ein Hemd mit grau-schwarzem Schachbrettmuster. Sein Gesicht war von einem dunklen Bronzeton und sein Schnurrbart so buschig, dass man glauben konnte, er hätte ihn seit der Pubertät wachsen lassen.
    »Bruder Mitch«, sagte Stilwell und nahm die Zigarette von der rechten Hand in die linke. »Schön, dich zu sehen.«
    Rapp nahm Stilwells Hand und begrüßte ihn mit einer angedeuteten Umarmung. »Wie geht's dir, alter Junge?« Rapp kannte Stilwell seit über einem Jahrzehnt. Nachdem er ein paar Jahre älter war, hatte Rapp für Stilwell bei dessen erstem Auslandseinsatz die Rolle eines Mentors übernommen.
    »Mir geht's prächtig. Es sieht gut aus hier in Kurdistan.«
    »Kann ich mir vorstellen. Wie viele Freundinnen?«
    »Ein paar.« Stilwell lächelte und entblößte eine kleine Lücke zwischen den oberen Vorderzähnen.
    »Ich glaube, irgendwann wirst du es mit einem wütenden Vater zu tun bekommen, und er wird dich zwingen, dich zu entscheiden – zwischen Kastration und Altar.«
    »Bis jetzt hat mich keiner erwischt.«
    Rapp überlegte kurz, ob er ihn daran erinnern sollte, dass er Irene Kennedy schon einmal davon abbringen musste, ihm einen Verweis für seine Affären zu erteilen, doch er wollte das Thema nicht vor Ridley ansprechen. »Große letzte Worte.«
    »Sag das nicht.«
    »Ich meine nur, dass dich früher oder später das Glück verlassen wird.«
    Stilwell nahm einen Zug von seiner Zigarette. »Du hast wahrscheinlich recht.«
    »Ist alles bereit?«
    »Ja. Er wartet schon auf uns. Gib mir deine Taschen.« Stilwell blickte über Rapps Schulter und sah Ridley. »Hey, Boss. Wie geht's?«
    »Könnte besser sein«, antwortete Ridley mürrisch.
    »Freut mich auch, dich zu sehen.« Stilwell nahm

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