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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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ohnehin schon Anzeichen von Schwäche. Die alte Garde starb allmählich aus. Diejenigen, die sich an die vielen gebrochenen Versprechen erinnerten. Sie wurden nach und nach von jüngeren Israelis ersetzt, die genug von den ständigen Angriffen hatten. Genug von Morden und Blutvergießen. So sehr, dass sie sich an die Illusion eines Friedens klammerten. Mukhtar empfand keinen Respekt für diese Leute. Ihre Eltern und Großeltern hatte er vielleicht gehasst, aber er respektierte und fürchtete diese hartnäckigen alten Mistkerle. Diese jungen Leute in Beirut und Tel Aviv mit ihren iPods und Handys verloren nach und nach ihre Identität.
    Mukhtar sah sich in einem Wettlauf gegen die Zeit und die Technologie. Keiner der Männer hier in Amatullahs Konferenzzimmer verstand den Wandel, der sich jenseits ihrer Grenzen vollzog. Sie waren so sehr von ihrer islamischen Revolution überzeugt, dass sie ihre eigene Propaganda für bare Münze nahmen. Sie glaubten tatsächlich, dass sie kurz davorstanden, den Krieg zwischen Ost und West zu gewinnen, doch Mukhtar wusste es besser. Die Zahl der gefallenen amerikanischen Soldaten war lächerlich gering im Vergleich mit anderen Konflikten. Eine Million Menschen waren im letzten Krieg zwischen Iran und Irak gestorben. Was man jetzt vor allem erreichen musste, war, dass sich die Amerikaner so bald wie möglich aus der Region zurückzogen. Die Auswirkungen ihrer Besatzung waren weitreichend und nachhaltig.
    Internet, Fernsehen, Radio, Handys und die zunehmende Reisetätigkeit verwischten die Grenzen zwischen den Rassen und Ethnien, und mit jedem Tag, den die amerikanische Kriegsmaschinerie in der Region blieb, erlagen mehr junge Leute den Verlockungen des Kapitalismus und des Konsums. Wirtschaftlicher Wohlstand breitete sich aus, und die Auswirkungen einer jahrzehntelangen Auswanderungsbewegung aus dem Libanon und aus Palästina nach Europa, Amerika und Kanada machten sich immer stärker bemerkbar. Dieser neue Wohlstand raubte ihnen die zornigen jungen Männer, die sie brauchten, um diesen Kampf aufrechtzuerhalten. Ein zufriedener Jugendlicher war nicht bereit, sich als Selbstmordattentäter zu opfern. Zum Glück war es den Saudis und Pakistanis gelungen, genügend junge Leute für den Irak zu rekrutieren, die ihre Gehirnwäsche in den von Saudi-Arabien unterstützten Koranschulen, den Madrasas, bekamen. Diese wenigen, aber doch regelmäßig nachrückenden Selbstmordattentäter waren das Einzige, was die Amerikaner daran hinderte, für Frieden und Stabilität in der Region zu sorgen. Doch jetzt war es höchste Zeit, eine neue Front zu eröffnen. Sie mussten die Amerikaner noch härter treffen und sie zum Rückzug zwingen. Wenn das nicht gelang, konnte es sein, dass sich das Übel des Wohlstands noch weiter ausbreitete. Und dann würden die jungen Leute bald nicht mehr den Mumm haben, um zu kämpfen.
    Das Geschwätz ging weiter, denn jeder von Amatullahs Beratern bemühte sich, seinen Vorredner an martialischer Rhetorik zu übertreffen. Mukhtars Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Allah hatte mit Sicherheit große Pläne mit ihm. Warum sonst hätte Er ihn diesen furchtbaren Angriff auf die Atomanlage überleben lassen? Er hatte den ersten Tag mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt im Krankenhaus verbracht. Seine Lunge schmerzte von dem vielen Husten. Als Amatullah ihn holen ließ, war er froh, endlich von den lästigen Krankenschwestern und Ärzten wegzukommen. Wenn er gewusst hätte, wie diese Sitzung verlaufen würde, wäre er jedoch im Bett geblieben.
    Generalmajor Dadress, der Oberste Kommandant der Streitkräfte, nahm seine früheren Beteuerungen zurück, dass seine Küstenbatterien in der Lage wären, jedes amerikanische Schiff im Golf zu versenken, wenn der Befehl dazu käme. Er verkündete nun, dass er den Vereinigten Staaten zwar schwere Verluste zufügen könnte, dass ein so aggressiver Vorstoß aber zweifellos als kriegerischer Akt angesehen würde und dass man mit massiven Vergeltungsmaßnahmen rechnen müsse.
    »Und wie würden Sie das nennen, was sie uns angetan haben?«, fragte Amatullah mit seinem charakteristischen angedeuteten Lächeln. »War das kein kriegerischer Akt? Sollen wir vielleicht die Hände in den Schoß legen und einen solchen Angriff ungestraft lassen?«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung«, beteuerte General Dadress in dem Bemühen, vernünftig zu klingen, »aber wir müssen gut überlegen und eine angemessene Reaktion finden.«
    Mukhtar neigte den Kopf

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