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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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würde, bot das Büro der Außenministerin einen imposanten Anblick. Es sah aus, als wäre es aus einem französischen Palais aus dem achtzehnten Jahrhundert hierher versetzt worden. Die Einrichtung, die Teppiche, die vergoldete Decke und der Marmorkamin – das alles vermittelte den Eindruck von Reichtum und Eleganz.
    Die Außenministerin schaute über ihre Hornbrille hinweg, die auf ihrer Nasenspitze saß. Ihr kurzes graues Haar trug sie in einem flotten Stufenschnitt. Sie schob ihren Sessel zurück und stand auf.
    »Danke, dass Sie gekommen sind, Irene.«
    »Ist mir ein Vergnügen, Sunny.«
    »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    »Nein, danke. Im Moment nicht.«
    Wicka ging zu der kleinen Wasser-Bar hinüber und nahm sich zwei Kaffeebecher. Sie stellte sie ab und nahm eine Flasche Hennessy aus dem Schrank. Sie schenkte etwas Cognac in jede Tasse ein und ging damit zu Kennedy hinüber.
    »Sie sehen so aus, als könnten Sie einen gebrauchen.« Wicka reichte ihr einen Kaffeebecher.
    Kennedy lächelte. »Wirklich schöner Cognacschwenker.«
    »Hier arbeiten nur noch strikte Antialkoholiker. Es ist nicht mehr so wie früher, das kann ich Ihnen sagen.«
    Kennedy hielt ihren Becher hoch. »Auf die alten Zeiten.«
    Wicka erhob ihren Kaffeebecher und stieß mit der CIA-Direktorin an. »Obwohl man sagen muss, dass sie uns in den alten Zeiten sicher nur als Sekretärinnen hätten mitmischen lassen.«
    »Das stimmt.«
    »Nun, zum Teufel mit den alten Zeiten.« Wicka zeigte auf den Kamin und die beiden Sessel davor. »Ich habe heute in der Zeitung gelesen, dass Stu Garret im Urlaub in Mittelamerika ertrunken ist.«
    »Costa Rica«, warf Kennedy ein.
    Wicka setzte sich auf den rechten Sessel und studierte Kennedy einen Moment lang. »Der Mann war ein richtiger Mistkerl«, sagte sie schließlich.
    Kennedy schürzte die Lippen und überlegte, was sie antworten sollte. Sie hatte das Gefühl, dass Wicka vielleicht mehr wusste, als sie sagte. »Er hatte ein Talent dafür, Leute vor den Kopf zu stoßen.«
    »Das kann man wohl sagen.« Wicka nahm einen Schluck Cognac und sagte: »Ich habe gehört, Sie brechen morgen früh in den Irak auf?«
    »Ja.«
    »Seien Sie vorsichtig.«
    »Bin ich immer.«
    »Ich meine, extrem vorsichtig. Ich traue den Iranern nicht.«
    Kennedy hob den Kaffeebecher an den Mund, hielt dann aber inne. »Ich habe Ashani als sehr vernünftigen Mann kennengelernt.«
    »Ich kenne ihn nicht, aber seinetwegen mache ich mir keine Sorgen. Es ist dieser kleine Amatullah, der mir Angst macht.« Wicka nahm noch einen Schluck Cognac. »Wie kommt es nur, dass diese durchgeknallten Diktatoren alle klein sind?«
    »Zufall.« Kennedy nahm ebenfalls einen Schluck. »Saddam war über eins achtzig groß.«
    »Was ist mit Hitler? Ich glaube nicht, dass er größer war als eins fünfundsiebzig.«
    »Ja, Sie haben vermutlich recht.«
    »Pol Pot, Kim Jong Il, Mao.«
    »Und Stalin? Ich glaube nicht, dass er besonders klein war.«
    »Nun … egal, ich traue diesem Amatullah jedenfalls nicht. Geben Sie besonders gut Acht, wenn Sie drüben sind. Vor allem nach meinem kleinen Auftritt morgen in New York. Es wird ihnen gar nicht gefallen, dass sie so bloßgestellt werden.«
    »Nein, gewiss nicht, aber darum fliege ich ja auch hin, um ihnen den Olivenzweig anzubieten.«
    »Vergessen Sie nicht, dass Männer wie Amatullah keinen Frieden wollen. Sie brauchen uns als Feind, um sich an der Macht zu halten.«
    »Das stimmt, und darum mache auch ich diese Reise und nicht Sie. Es gibt keine offiziellen Beziehungen zwischen unseren Staaten. Es sei denn, sie sind bereit, die Hisbollah im Zaum zu halten.«
    »Ich sage auch nicht, dass ich gegen Ihren Plan bin. Ich möchte nur, dass Sie besonders aufpassen.«
    Kennedy lächelte. »Das werde ich. Also, wie kann ich Ihnen für Ihren Auftritt morgen helfen?«

23 MOSUL, IRAK
    Die Sonne verschwand hinter dem Horizont, als sich die G-5 aus den Wolkenfetzen herabsenkte. Unter ihnen lag die Zwei-Millionen-Stadt Mosul, auf deren Ostseite der Tigris floss. Fünf große Brücken verbanden die Altstadt mit der stetig wachsenden Vorstadt. Die Wurzeln der Metropole lagen im Handel. Über viele Jahrhunderte zeichnete sich der Ort durch eine große ethnische und religiöse Vielfalt aus. Ende der Achtzigerjahre machte Saddam Hussein damit Schluss. Er vertrieb die Juden, die Christen und, was besonders tragisch war, auch die Kurden.
    Saddam ersetzte sie alle durch sunnitische Familien, die ihm treu ergeben

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