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Die Bedrohung

Die Bedrohung

Titel: Die Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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war.
    Ashani wurde in ein komfortables Zimmer neben Amatullahs Büro geführt, um hier Minister Salehis Auftritt vor den Vereinten Nationen mitzuverfolgen. Brigadegeneral Sulaimani von der Quds-Einheit war ebenso anwesend wie Golam Mosheni, der stellvertretende Leiter der Atomenergiebehörde, und Generalmajor Zarif, der Kommandant der Revolutionsgarden. Man bot den Männern Tee an. Ashani begrüßte die Anwesenden und setzte sich neben Sulaimani auf eine Ledercouch. Auf dem Großbildschirm lief CNN. Ein Mann und eine Frau sprachen über die angespannte Stimmung im Sitzungssaal zwischen dem iranischen Außenminister und der amerikanischen Außenministerin.
    Amatullah betrat den Raum mit einem Glas Wasser in der Hand. Er grinste von einem Ohr zum anderen. »Ich habe soeben mit Salehi gesprochen. Frankreich, Russland und China haben bereits zugesagt, dass sie unsere Resolution unterstützen werden. Er meint, wenn wir unsere Sprache gegenüber den USA etwas mäßigen, wird auch England zustimmen.«
    »Was ist mit den anderen Mitgliedern?«, fragte Ashani.
    »Südafrika und Italien verhalten sich neutral. Alle anderen stehen hinter uns. Er sagt, dass der israelische Botschafter schon ziemlich verzweifelt wirkt.«
    »Sie haben nicht ihren Außenminister hingeschickt?«, fragte Mosheni überrascht.
    »Nein«, antwortete Amatullah. »Offenbar wollten sie ihm die Blamage ersparen.«
    Amatullah nahm Platz, und wenige Sekunden später begann Salehi zu sprechen. Der iranische Außenminister saß an dem großen halbkreisförmigen Tisch, von wo man auf die Vertreter der fünfzehn Mitglieder des Sicherheitsrats hinunterblickte, die an einem langen rechteckigen Tisch versammelt waren.
    Ashani hatte eine Kopie der Rede bekommen und sie kurz überflogen. Sie war nicht einmal fünf Minuten lang. Im ersten Drittel ging es um das Recht eines jeden souveränen Staates, seine Energieversorgung nach eigenem Ermessen zu sichern und keine Aggressionen von anderen Staaten hinnehmen zu müssen. Jeder im Sicherheitsrat wusste, dass die Anlage in Isfahan nichts mit Energieversorgung zu tun hatte, sondern mit Atomwaffen, doch das hielt Minister Salehi nicht davon ab, seine Rolle zu spielen. Der Mittelteil der Rede handelte von dem enormen Schaden, den der Angriff angerichtet hatte.
    Salehi schlug mit der Faust auf den Tisch, als er die Zahl der Toten verkündete – 328 Wissenschaftler, Techniker und Mitarbeiter. Ashani wusste, dass es in Wahrheit kaum mehr als hundert waren, doch Amatullah hatte die Zahl verdreifacht, um eine größere Wirkung zu erzielen. Auf der Leinwand hinter Salehi erschienen die Fotos von einigen der führenden iranischen Wissenschaftler. Der Außenminister bezifferte den Wert der Anlage mit drei Milliarden Dollar, was ebenfalls etwa das Dreifache des tatsächlichen Werts darstellte. Das Ungeheuerlichste, so Salehi weiter, sei jedoch das, was der Angriff hinterlassen hatte. Die herrliche Stadt Isfahan müsse nun mit einer atomaren Katastrophe fertig werden, die nur noch vom Tschernobyl-Unfall übertroffen wurde. Der Schaden für die Bewohner sei nicht in Zahlen auszudrücken.
    Das letzte Drittel der Rede legte dar, wie der Iran nun vorzugehen gedachte. Es wurde zunächst mit keinem Wort erwähnt, wer für den Angriff verantwortlich war. Es wurden keine Beweise vorgelegt, die deutlich gemacht hätten, wer hinter diesem krassen Verstoß gegen internationales Recht steckte. Salehi kam dann zum ersten Mal auf Israel zu sprechen. Er zählte eine ganze Reihe von Vorfällen aus der Vergangenheit auf, wo Israel seine moslemischen Nachbarn überfallen habe, ohne darauf einzugehen, wie oft Israels moslemische Nachbarn den jüdischen Staat angegriffen hatten. Er wies darauf hin, dass der Iran nichts getan habe, um einen solchen Angriff zu provozieren, und listete schließlich die Forderungen seines Landes auf. Es war ein hoher Preis, den man verlangte. Zehn Milliarden Dollar an Reparationszahlungen, dazu die Kosten für die Aufräumungsarbeiten in der Anlage von Isfahan.
    Ashani kannte diese Punkte – ja, er hatte selbst bei der Ausarbeitung mitgeholfen. In Anbetracht der Zerstörung der Anlage erachtete er diese Forderung als angemessen, und er hielt es auch für möglich, dass die Amerikaner zahlten. Die nächste Forderung sollte Israel in Bedrängnis bringen. Ashani glaubte nicht, dass man damit Erfolg haben würde, aber einen Versuch war es wert. Salehi verlangte, dass Israel zugab, ein Arsenal von Atomwaffen zu besitzen, und

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