Die Bedrohung
tun, was ich kann, um dir zu helfen. Erzähl mir mehr über deinen Plan.«
Rapp stellte seinen Scotch auf den Tisch und nahm einen langen Zug von seiner Montecristo-Zigarre. »Ich will, dass du es dir gut überlegst, weil es nämlich Vergeltungsmaßnahmen geben könnte.«
Massoud brummte verächtlich und schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Angst vor der iranischen Regierung oder ihren feigen Badr-Brigaden.«
»Du kennst sie genau. Du weißt, dass sie sich nicht scheuen, ihre Feinde zu ermorden.«
»Und ich scheue mich nicht, zurückzuschlagen. Wenn es stimmt, was Stan mir gesagt hat«, Massoud zeigte auf Stilwell, »und wenn ihr wirklich die Möglichkeit habt, diesen kleinen Mistkerl bloßzustellen und ihn als Lügner zu entlarven, dann will ich dabei sein.«
»Was ist mit der MEK und der PMOI? Musst du erst mit ihnen sprechen, bevor du zusagen kannst?«
»Ich könnte für die PMOI sprechen, aber ich tue es nicht. Für die MEK kann und werde ich sprechen, und wenn ich das richtig sehe, was du vorhast, dann ist die MEK glaubwürdiger.«
»Das finde ich auch.«
»Wir werden jede Maßnahme unterstützen, die Amatullahs Regierung schwächt.«
»Welche Gegenleistung erwartest du?«, fragte Rapp.
Massoud machte ein Gesicht, als wäre ihm die Frage unangenehm. »Ihr wart sehr gut zu uns.«
»Und ihr zu uns«, erwiderte Rapp.
»Es gibt da vielleicht ein paar Geschäfte, bei denen ihr uns helfen könnt, aber ich will das nicht miteinander verknüpfen. Wir sind Verbündete. Wir haben beide etwas davon.«
»Stimmt.«
»Jetzt erzähl mir von deinem Plan. Ich würde gern mehr Details hören.«
Rapp erhob sein Glas, um mit Massoud auf ihre Zusammenarbeit anzustoßen. »Also, wir werden Folgendes machen.«
26 TEHERAN, IRAN
Ashani sah auf seine Uhr. Wenn sein Chauffeur zügig fuhr, würden sie es vielleicht schaffen, nicht zu spät zu kommen. Der Geheimdienstminister öffnete ein kleines Fläschchen mit Beruhigungstabletten, die ihm sein Arzt gegeben hatte, und schluckte ein paar davon. Zwischen den Sitzungen war er in sein Büro im Geheimdienstministerium gefahren, um sich mit seinen Stellvertretern abzusprechen. Das Treffen mit Irene Kennedy war für den nächsten Tag in Mosul angesetzt, wo sie auch beim letzten Mal zusammengekommen waren. Alle waren nervös, außer Ashani, und er fragte sich, ob das an den Tabletten lag. Ashanis Sicherheitschef war nicht sehr glücklich darüber, dass das Treffen so kurzfristig angesetzt wurde. Er wollte mehr Zeit, um sich vorher am Treffpunkt umsehen zu können. Das überraschte Ashani nicht, weil er wusste, dass es zu den Aufgaben seiner Sicherheitsleute gehörte, ein wenig paranoid zu sein. Er musste ihnen in aller Ruhe klarmachen, dass sie sich über die Details keine Sorgen zu machen brauchten. Die Amerikaner würden in dieser Situation ganz sicher nichts tun, was zu einer weiteren Eskalation führen würde.
Ashanis Sicherheitschef Rahad Tehrani erwiderte, dass es auch nicht die Amerikaner wären, die ihm Sorgen machten, sondern die Mudschaheddin-e-Khalq. Tehrani erläuterte, dass man seit einem Tag einen erhöhten Funkverkehr bei der MEK registrieren würde und dass Berichte über zivilen Ungehorsam in den nördlichen Provinzen vorlägen. Ashani tat das als vorhersehbare Reaktion der Kurden ab, die die Gelegenheit ergriffen, um ein bisschen Unruhe zu stiften. Er versicherte Tehrani, dass er sich keine Sorgen zu machen brauche, doch insgeheim hatte er seine Zweifel. Mit jeder neuen Krise wurden die nördlichen Provinzen immer wagemutiger in ihrem Widerstand. Das Letzte, was sie jetzt brauchen konnten, war ein Aufstand, der niedergeschlagen werden musste.
Als sie sich dem Präsidentenpalast näherten, waren die Straßen überfüllt mit Fußgängern und Bussen. Amatullah hatte seine Aktivisten in die Stadt geschickt, um eine antiamerikanische Demonstration anzuzetteln. Die Vorlesungen an den Universitäten fielen aus, und es wurden kostenlose Busse zur Verfügung gestellt. Das Ziel der Menge war die alte amerikanische Botschaft. Obwohl die Amerikaner schon seit über einem Vierteljahrhundert nicht mehr da waren, wurde die Anlage immer noch als Treffpunkt benutzt, um gegen den ›großen Satan‹ zu demonstrieren. Sie erreichten die Tore des Präsidentenpalasts und fuhren in die luxuriöse Anlage ein. Ashani hatte wenig Lust, Amatullah ein zweites Mal an diesem langen Tag zu sehen, doch er wusste aus Erfahrung, dass ein Ersuchen von Amatullah in Wirklichkeit ein Befehl
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