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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Statue auf dem Giebel der Haupthalle des Wehrhofes. Das Kroatsch hatte sich über den Großteil des Bodens ausgebreitet und wuchs an den Wänden der Gebäude hoch. Der Brunnen des Anwesens war schon vollständig von der wachsartigen Substanz eingehüllt. Eine der Scheunentüren war aus den Angeln gerissen, lag auf der Erde und war ebenfalls bereits von dem Wachs überwuchert.
    Blasse Wachsspinnen eilten geschäftig hin und her und pflegten das Kroatsch wie Bienen ihre Waben. Alle, die Amara entdecken konnte, kamen aus dem schattigen Inneren der Scheune und kehrten auch dorthin zurück, sobald sie ihre Aufgaben erledigt hatten.
    Bernard schob sich so dicht an sie heran, dass sie einander berührten, und schloss seine Finger um einen ihrer Knöchel. Zweimal tippte sie ihn leicht auf den Unterarm und bestätigte sein Zeichen damit. Dann schlüpften sie in die breiten Schuhe, die sie sich für das Gehen auf dem Kroatsch angefertigt hatten. Das wachsartige Zeug diente den Vord zur Ernährung und gleichzeitig als eine Art Wächter. Ein Erwachsener mit seinem Gewicht durchbrach normalerweise die Oberfläche, woraufhin eine leicht durchscheinende Flüssigkeit wie Blut hervortrat und die Aufmerksamkeit der Wachsspinnen erregte, die stets bereitstanden.
    Zusammen mit Octavian war Bernard bei den Planungen auf die Idee gekommen, dass Schuhe mit breiter Auflage das Gewicht auf größerer Fläche verteilen würden und damit die Belastung für das Kroatsch verringerten. Dadurch sollten die beiden in der Lage sein, vorsichtig über das Kroatsch zu gehen, ohne einzubrechen und einen Schwarm von Wächtern anzulocken.
    Theoretisch.
    Tatsächlich war der Umgang mit den Schuhen entsetzlich schwierig, und plötzlich war Amara sehr froh darüber, dass sie darauf bestanden hatte, einen Mechanismus zu entwickeln, mit dem man diese Bretter aus Leder und biegsamem Holz rasch von den Füßen lösen konnte. Wenn irgendetwas schief ging, wollte Amara die hinderlichen Dinger so schnell wie möglich loswerden.
    Während sie sich weiterhin mit ihren Elementarkräften unsichtbar machten, gingen – oder besser: watschelten, dachte Amara – sie an der Innenwand des überlaufenen Wehrhofes auf die riesige Scheune zu, bis sie schließlich auf das Kroatsch traten. Amara bewegte sich so vorsichtig wie nie zuvor in ihrem Leben und ging mit unbeholfenen Schritten weiter, weil sie die Knie sehr hoch ziehen musste, um den Fuß von der leuchtenden Oberfläche zu lösen. Dann verlagerte sie ihr Gewicht langsam auf den vorderen Fuß, damit die breite Auflage es bestmöglich verteilte. Wenn sie eine Figur in einer dramatischen Erzählung gewesen wäre, hätte sie sicherlich eine Hand auf dem Schwert liegen gehabt und mit einem Auge die jeweils nächste Spinne im Auge behalten, aber das war natürlich Unsinn. Sie musste sich viel zu sehr darum bemühen, das Gleichgewicht zu halten und mit den Kanten der Schuhe das Kroatsch nicht aufzureißen, denn damit hätten sie den Feind alarmiert, der aller Wahrscheinlichkeit nach sowieso zu zahlreich war, um erfolgreich gegen ihn zu kämpfen.
    Amara machte einen Schritt und einen weiteren. Kein pfeifender, trällernder Aufschrei ertönte. Sie blieb stehen und schaute zurück zu Bernard, der nun das Kroatsch betrat. Ihr Gemahl war wesentlich größer als sie und damit auch schwerer, weshalb er deutlich breitere Schuhe trug, mit denen es sich noch schwieriger gehen ließ. Obwohl er sich nur eine Armeslänge von ihr entfernt befand, konnte Amara kaum seine Umrisse erkennen, aber trotzdem spürte sie, dass er sich mit der gleichen ruhigen Geduld bewegte wie bei allem, das er tat.
    Kein Aufschrei erfolgte. Die Schuhe taten ihren Dienst wie gewünscht. Bisher.
    Amara wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihren Schritten zu und ging voraus, wobei sie sich einredete, sie stolziere voran wie ein anmutiger Reiher mit langen Beinen und nicht wie eine watschelnde Ente. Es war nicht weit bis zur Scheune, ungefähr zwanzig Fuß. Trotzdem schien es eine Stunde zu dauern, die Entfernung zu überbrücken. Gewiss war das lächerlich, sagte sich Amara. Trotzdem hatte sich ihr die Kehle zusammengeschnürt, und ihr Herz klopfte so laut, dass sie sicher war, jeder müsse es hören können.
    Es konnte nur ein paar Augenblicke gedauert haben, in denen sie den Rücken an die Steinwand der Scheune gedrückt und den Kopf vorsichtig nach vorn gebeugt hatte, um ins Innere zu schauen; sie wollte herausfinden, was die Vord so aufmerksam bewachten.
    Es war

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