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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ist.«
    Aquitania grinste träge. Amara war nicht sicher, aber sie meinte, er habe Gaius leise zugenickt wie ein Schwertkämpfer, der einem anderen seine Anerkennung zollt.
    Gaius setzte seine Rede fort, als sei nichts vorgefallen. »Die Vord beschränken sich bei ihren Angriffen nicht auf unsere Streitkräfte. Ohne jede Gnade fallen sie auch über unsere Bevölkerung her und metzeln sie nieder. Wegen der völligen Niederlagen auf dem Schlachtfeld erfahren viele Aleraner gar nichts von der Anwesenheit des Feindes, bis es für sie zu spät zur Flucht geworden ist. Der Verlust an Menschenleben ist Schwindel erregend hoch.«
    Erneut hielt Gaius inne und ließ den Blick über das Senatorium schweifen. Seine nächsten Worte sprach er wieder sehr gefasst. »Über hunderttausend aleranische Wehrhöfer, Freie und Cives wurden getötet.«
    Wie eine Welle hielt der Raum den Atem an, dann hallten laute Schreie durch das Senatorium.
    »Vor vier Tagen haben die Vord die südlichsten Güter des Hohen Fürsten Cereus erreicht. Verehrter Sprecher und verehrte Senatoren, seine Tochter und Erbin Veradis ist hergekommen und möchte dem Senat Bericht erstatten und im Namen ihres Vaters um Hilfe bitten.«
    Gaius trat zurück, als sich der Sprecher erhob und verkündete: »Wenn die Fürstin Veradis bitte vor den Senat treten würde?«
    Amara sah eine schlanke, ernste junge Frau, die sich erhob. Ihr bleiches, dünnes Haar bewegte sich wie Spinnweben, als sie nach unten ging. Bernard beugte sich zu Amara vor und flüsterte: »Hat Cereus nicht auch einen Sohn? Ich dachte, der wäre Erbe von Ceres.«
    »Jetzt wohl nicht mehr«, antwortete Amara. »Offensichtlich.«
    »Danke«, sagte Veradis, deren Worte die Elementare des Gebäudes nun durch das ganze Senatorium trugen. Die Stimme passte zu ihrem Gesicht, sie war tief für eine Frau und sehr ernst. »Mein Vater lässt sein Bedauern ausrichten, dass er nicht persönlich hier erscheinen kann, da er mit unseren Legionen im Feld steht und versucht, die Vord aufzuhalten, um unserem Volk die Gelegenheit zur Flucht zu geben. Auf seinen Befehl hin bin ich hierher gekommen, um den Ersten Fürsten und die Hohen Fürsten um Hilfe zu bitten, denn unsere Lage ist verzweifelt.« Sie stockte kurz, stand ganz still und räusperte sich. Als sie den nächsten Satz begann, klang sie, als müsste sie die Worte mühsam durch ihre zusammengeschnürte Kehle pressen. »Mein Bruder Vereus ist bereits im Kampf gegen die Eindringlinge gefallen, zusammen mit einer halben Legion unter seinem Befehl. Tausende unserer Wehrhöfer wurden niedergemetzelt. Fast das halbe Land, das meinem Vater untersteht, wurde von den Vord überrannt. Bitte, meine Herren, verehrte Fürsten. Nach dem, was wir schon bei der Rebellion von Kalarus erdulden mussten …« Sie hob das Kinn, und obwohl ihre Miene vollkommen gefasst wirkte, sah Amara Tränen auf ihren Wangen glitzern. »Wir brauchen eure Hilfe.«
    Mit aufrechter Haltung verließ Veradis das Podium und kehrte zu ihrem Platz in der Loge zurück. Amara war plötzlich absolut sicher, dass die junge Frau die Tränen überhaupt nicht bemerkt hatte, sonst hätte sie diese mithilfe ihrer Wasserkräfte unterdrückt.
    Gaius wartete, bis der Sprecher ihm zunickte, ehe er wieder auf das Podium trat. »Unseren jüngsten Erkenntnissen zufolge hat der Feind eine Stärke zwischen einhundert- und zweihunderttausend, aber eigentlich sagt das wenig aus. Wir haben eine Ahnung davon, was ein einzelner Vord ausrichten kann, wissen jedoch nicht, wie sie als große Masse zusammenarbeiten.«
    »Eines wisst ihr jedoch ganz bestimmt«, rief eine ruhige Stimme dazwischen, die verstärkt wurde, obwohl der Sprecher gar nicht am Podium stand. Fürst Aquitania starrte Gaius unverwandt an. »Ihr wisst, dass sie äußerst gefährlich sind. Aller Wahrscheinlichkeit nach gefährlicher als eine aleranische Legion.«
    Diese Behauptung löste einen lautstarken Aufruhr aus. Die Legionen waren unbesiegbar. Seit tausend Jahren bildeten sie eine Mauer aus Stahl, Muskeln und Disziplin, die jedem Angreifer standhalten konnte. Und wenn ein Legionare das Schlachtfeld nicht mit dem Sieg in der Tasche verließ, dann nur, weil man ihm die Zähne und die Fingernägel gezogen hatte.
    Und dennoch …
    Seit langer, langer Zeit hatten die Legionen keiner ernsthaften Bedrohung mehr gegenübergestanden. Die Eismenschen stellten durch die Schildmauer seit Jahrhunderten keine Gefahr mehr dar. In den Konflikten mit den Canim waren selten

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