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Die Befreier von Canea

Die Befreier von Canea

Titel: Die Befreier von Canea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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vorgekommen.«
    Gaius schüttelte den Kopf. »Damals konnten sie über die Leichen der Besessenen auf die Elementare zugreifen, die der lebende Aleraner zur Manifestation gebracht hatte. Dieser Unterschied ist fein, aber von großer Wichtigkeit. Zu der Zeit konnten die Vord nur dann Elementarkräfte einsetzen, wenn sie vorher Aleraner gefangen hatten.« Gaius seufzte. »Damit ist es wohl jetzt vorbei.«
    Bernard schnappte nach Luft. »Die Vord können Elementare selbständig manifestieren?«
    Gaius nickte und schwenkte seinen Becher im Kreis. »Das wird in mehreren Berichten bestätigt. Ritter Ehren hat es mit eigenen Augen gesehen.«
    »Warum?«, wollte Amara wissen und war selbst überrascht über den scharfen und rauen Klang ihrer Stimme. »Warum hast du es ihnen nicht gesagt?«
    Gaius kniff die Augen zusammen. Er schwieg einige Sekunden lang, ehe er antwortete. »Weil diese Nachricht die Civitas von Alera sehr verängstigen würde und zu einer Einigkeit in bestimmten Dingen führen könnte, die sie sonst nicht zu erreichen vermögen.«
    Bernard räusperte sich. »Ich bin ja weder ein Politiker noch ein Tribun oder ein Hauptmann, Majestät. Aber ich verstehe nicht recht, was daran schlecht wäre.«
    »Zwei Dinge«, antwortete Gaius. »Erstens werden die Hohen Fürsten, wenn sie richtig Angst bekommen, instinktiv vorrangig ihre eigene Heimat beschützen. Mit großer Sicherheit würden sie nicht so viele und so gute Truppen zu unserem Feldzug beisteuern. Das wiederum könnte sich zur Katastrophe für das gesamte Reich auswachsen. Wenn die Vord nicht in den nächsten Wochen aufgehalten werden, vermehren und verbreiten sie sich vielleicht so stark, dass wir sie überhaupt nicht mehr besiegen können.« Er hielt kurz inne. »Zweitens«, fuhr er fort, »wissen die Vord vielleicht nicht, dass wir von ihren neuen Fähigkeiten erfahren haben. Und wenn ich eine solch eindeutig bedenkliche Tatsache nicht bekannt gebe, werden sie hoffentlich glauben, wir ahnen noch nichts von ihrem Können.«
    Amara verfolgte den Gedankengang weiter. »Sie werden ihre Geheimwaffe für einen Moment aufheben wollen, in dem Schock und Überraschung über den Ausgang einer Schlacht entscheiden können. Zwar steht ihnen das Elementarwirken zur Verfügung, doch verzichten sie zunächst darauf, weil sie befürchten, diesen Überraschungsmoment zu verlieren.«
    Gaius nickte. »Genau.«
    »Aber was erreichen wir damit, Majestät?«, fragte Bernard.
    »Wir gewinnen Zeit.«
    Bernard runzelte die Stirn. »Wozu?«
    »Um die Antwort auf eine wichtige Frage zu finden.«
    »Welche Frage?«
    »Die ich von Beginn an hätte stellen sollen«, sagte Amara leise. »Warum? Warum sind die Vord jetzt in der Lage, Elementarkräfte zu verwenden, obwohl sie das früher nicht konnten.«
    Gaius nickte erneut. »Exzellenzen, eure Fähigkeiten und eure Ergebenheit dem Reiche gegenüber sind über alle Zweifel erhaben. Aber ich kann in dieser Sache keinen Befehl erteilen. Stattdessen möchte ich lediglich eine Bitte äußern.« Er trank noch einen Schluck Gewürzwein. »Begebt euch in das von Vord besetzte Alera, entdeckt die Quelle ihrer Elementarkräfte und findet, wenn möglich, einen Weg, diese auszuschalten.«
    Amara starrte den Ersten Fürsten einen Herzschlag lang verständnislos an. Dann schüttelte sie den Kopf. »Unglaublich.«
    Bernard winkte energisch ab. »Auf gar keinen Fall. Ich werde meine Gemahlin nicht einer derartigen Gefahr aussetzen.«
    Amara riss den Kopf herum und starrte ihn an.
    Er verschränkte die Arme, schob das Kinn vor und hielt ihrem Blick stand.
    Gaius blickte nicht von seinem Becher auf, doch ein schwaches Lächeln umspielte seinen Mund. »Bernard. Amara. Natürlich bitte ich euch damit, eine Aufgabe zu übernehmen, die mit großer Wahrscheinlichkeit im Tod enden wird – wenn ihr Glück habt. Ich habe auch einige andere kleine Gruppen gebeten, das Gleiche zu versuchen. Allerdings bin ich überzeugt, wenn jemand Erfolg haben könnte, dann ihr zwei.« Er blickte Amara an. »Ungeachtet dessen, was zwischen uns vorgefallen ist, bleibt eine Tatsache bestehen: Unser Reich steht am Rande des Untergangs, und die meisten Menschen haben es noch überhaupt nicht begriffen. Alera braucht euch.«
    Amara senkte den Kopf und seufzte. »Die Krähen mögen dich holen, Gaius Sextus. Selbst wenn du mich um etwas bittest, lässt du mir keine Wahl.«
    »Eine Wahl zu haben ist in den letzten Jahren zu einem seltenen Gut geworden«, stimmte er leise zu.
    Bernard

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